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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 8 und 9)

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HANS HEIDER UND DIE SALZBURGER MAR- 
MORPLASTIK IN DER ERSTEN HALFTE DES 
XV. JAHRHUNDERTS 5b VON PHILIPP MARIA 
HALM-MUNCHEN 50' 
INE gute Stunde nördlich des Chiemsees, welt- 
abgeschieden, liegt auf dem schilfumrauschten 
Eiland eines kleinen Seegewässers, unter uralten 
Bäumen fast bis zum Dache versteckt, das ehe- 
malige Benediktinerkloster Seeon, das seine Stif- 
tung im X. Jahrhundert auf einen Pfalzgrafen 
Aribo I. zurückführt. Diesem Aribo ließ ein kunst- 
sinniger, von Dankbarkeit und Pietät erfüllter Abt, 
Simon Farcher, zwischen den Jahren 1395 und 
1400 eine mächtige Tumba von schönem roten 
Untersberger Marmor errichten. Einst in einem Winkel der Klosterkirche 
gegen Westen aufgestellt, versetzte sie am 12. August r638 der kunsteifrige 
Abt Honoratus Kolb in die Mitte des Münsters. Im Jahre r8r8 verwies man 
sie in die westliche Ecke des südlichen Seitenschiffs, um sie schließlich in 
den fünfziger Jahren des XIX. Jahrhunderts in der zu einer geschmacklosen 
Lourdesgrotte umgestalteten Barbarakapelle nördlich der Vorhalle der Kirche 
aufzustellen. Dort muß sie der Kunstfreund hinter hohem Gitter im Dämmer- 
lichte suchen und harren, bis für kurze Zeit durch das Westportal der Kirche 
ein günstiger Sonnenstrahl fällt, der spärliche Heilung über das mächtige, 
prächtige Denkmal gießt. Diesem Stiftergrab, das man übrigens halbver- 
gessen eine Zeitlang bezeichnenderweise als das Grab des heiligen Lam- 
pertus, des Kirchenpatrons, betrachtete, haben bisher die kunstgeschichtlichen 
Handbücher nicht eine Zeile gewidmet und selbst die Lokalliteratur nahm 
sich erst vor wenig Jahren dieses hervorragenden Werkes mittelalterlicher 
Bildnerei mit größerem Interesse an, ohne jedoch seine Schönheit und Be- 
deutung zu erschöpfen. Ein an der Schwelle zweier Jahrhunderte errichteter 
Markstein, überragt es alles Gleichzeitige an Kraft und Größe, an Reichtum 
und Eleganz" (Abb. r bis 8). Auf hohem, einfach profiliertem Sockel erhebt 
sich die Tumba, deren beide Längsseiten durch je fünf und deren Kopf- und 
Fußwand durch je zwei mäßig geschweifte Kielbogenarkaden belebt werden 
(Abb. r}. Die Bogenfelder der Längsseiten füllen schräg gestellte Wappen. 
Auf der jetzigen Vorderwand steht zwischen den Wappen des Klosters und 
seines Wohltätergeschlechts, der Laiming, einerseits und der Grafen von 
Andechs und der bayrischen Herzoge andrerseits, das Bildnis eines Abtes 
"f Sighart, Geschichte der bildenden Künste in Bayern 1863. S. 498; (Derselbe in der ,.Bavaria" I (1860). 
S. 257. Eingehender beschreiben das Werk die „Kunstdenkmale des Königreichs Bayern" I, r843. und Tafel 22g, 
dann Riebl, Geschichte der Stein- und Holzplastik in Oberbayern vom XII. bis zur Mitte des XV. Jahrhunderts. 
Sonderabdruck aus den Abhandlungen der k. b. Akademie der Wissenschaften III. Kl.. XXIII. Bd.. I. AbL, 
S. 38. -- Vgl. auch meine Monographie: „Das Stifxergrab in Seeon" in den „Studien aus Kunst und 
Geschichte, Friedrich Schneider zum siebzigsten Geburtstage gewidmet", rgoö, S. 255. 
 
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