Hermann, auf der bekannten Medaille zusammen mit Konrad Maier und dem
Schlesier H. Ribisch von Matthes Gebel abkonterfeit wurde.
Der Ulmer Albarello bildet mit mehreren andern Inkunabeln eine
geschlossene Gruppe, die erst kürzlich eine ausführliche Besprechung
erfahren hat." Wir können dieser Gruppe jetzt noch ein weiteres Stück
anreihen, das inzwischen vom Hallischen Museum erworben wurde, einen
1536 datierten Teller (Abb.24), der schon dadurch auffällt, daß er, eine sechs
Jahrzehnte jüngere Schüssel in Nürnberg ausgenommen, die einzige frühe
deutsche Fayence ist, die die ausgesprochen individuelle Physiognomie eines
vornehmen Mannes zeigt. Der stattliche Ziegenbart, eine Tracht, die um
1536 noch verhältnismäßig selten (zum Beispiel bei dem Kanzler Ferdinands I.,
Florian Griespeck) begegnet und erst in der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts beliebt wird, berechtigt zu der Hoffnung, daß vielleicht noch eine
Identifikation der Persönlichkeit möglich werden wird, was von den bisher
in der Literatur der deutschen Renaissancefayencen vorgestellten Damen,
die in Haarnetz und Federhut hier nicht anders als auf den Medaillen einander
so ähnlich sehen, wie später in ihrer Allongeperücke die Herren des Barock,
kaum zu erwarten steht. Das Randornament des Hallenser Tellers stimmt,
von einigen Vereinfachungen abgesehen, genau überein mit dem Ranken-
werk, das das Brustbild einer jungen Frau in Hamburg rahmt (Abb. 25).
Dieses Motiv, das auch an den Ringkrügen in Sigmaringen und München
vorkommt, geht auf Diruta-Vorbilder zurück. Dasselbe gilt von den Pflanzen-
stauden der Ausläufer der Gruppe, der Schalen mit gewelltem Rand, für
deren farbigen Charakter ebenfalls Diruta-Majoliken, und zwar die seltenen
bunten Schalen bestimmend gewesen zu sein scheinenf" Nicht in dem
gleichen Maße koloristisch reich wie diese Spätlinge sind die älteren deutschen
F ayencen. Immerhin wurde auch hier bisweilen mit jener fast kindlichen
Schüchternheit, die allen Inkunabeln eignet, der Versuch gewagt, den von
der Mode in Venedig schnell überwundenen Zweiklang von Blau und Weiß
durch kräftigere Töne, wie sie die Augenlust des von Italien verwöhnten
deutschen Majo1ikaliebhabers""""' wollte, zu verstärken. Gerade der Hallenser
" A. a. 0., Kap. IV. Otto von Falke, ebenso wie Max Sauerlandt neigen nach persönlichen Mitteilungen
zu der Ansicht, daß zu der Gruppe der Ringtlaschen auch der Teller von 1531 hinzuzuziehen sei, da das Kyma
des inneren Randes ähnlich an dem Ulmer Albarello und dem Sigmaringer Ringkrug vorkommt. Übrigens
scheint mir dieses Kyma (charakteristisch ist die dreipassige Konturierung) nicht sowohl den einfachen Schuppen-
rändern Dirutas (man vergleiche etwa die Franziskus- und Sphinxschalen im Cluny) nachgebildet zu sein. als
vielmehr dem ähnlicheren Motiv gleichzeitiger Blaumalereien von Damaskus (so im Cluny Nr. 252g) wie
denn auch sonst, besonders bei den Wandbrunnen, indirekter persischer Eintluß nicht ganz ausgeschlossen
ist. Zu der letzteren Gruppe isr inzwischen noch ein 156g datiertes Exemplar hinzugekommen, das H. Steg-
mann kürzlich in Burghausen a. d. Salzach (seit 1506 Sitz der Regierung der Herzöge von Bayem-Landshut)
entdeckt hat.
"' Man vergleiche besonders die Stauden der Eselschale Nr. 2896 und der Rehschale Nr. 289g
des Cluny. l
"f" Man vergleiche den in den Mitteilungen des Ver. f. Gesch. der Stadt Nürnberg XVl (1904) abgedruckten
Brief, den Hieronymus Imhof- er war geschäftlich jahrelang in Italien ansässig und wird die deutschen Früh-
renaissancemajoliken kaum gekannt haben g arn 31. Dezember 1546 aus Italien an Paul Behaim nach Nürnberg
schrieb: „So wurdes du . . . von vetter Endres (Imhof d. j.) vernommen haben, das ich dir dasjenig alls, so
mir für dich zu kaufen befallen host, . . . alles kauft hab, wie ich dan auch wissen hab, das es dir von Venedig
schon . . . zugesant ist worden . . . Unter den Schüsseln von majolika, deren ich zwei mer kauft. dan ich