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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 8 und 9)

Maler, welche über ein Bild urteilen; die verschiedenen Gesichtsausdrücke sind sprechend. 
„Les soupirants" von Paul Laurens ist eine graziöse Kolombinenszene von Meister- 
hand gemalt. 
Die Landschaftsmaler, obwohl glänzend vertreten, kommen hier nicht so sehr zur 
Geltung, wahrscheinlich deshalb, weil die Aufmerksamkeit durch die überwiegenden 
iiguralen Darstellungen abgelenkt wird. Die Pracht der Gletscherwelt ist in einem 
großen Bild von Communal ergreifend geschildert. Zu den Meisterwerken gehören auch der 
große See von Remond, die Landschaft von Francis jourdain, die Kaibilder von ]ules 
Pages und die Dämmerlichtstimmungen von Emile Adan. Maurice Bompards Venedig- 
Bilder, die man immer wieder mit Vergnügen sieht, und die leuchtend grün schillernden 
Laubeiiekte von Henri Biva blieben auch hier nicht aus. Zwei sehr gute Marinebilder sind 
von Petitjean. Die Liebhaber von hübschen Aktstudien wird vor allem das Bild von Parker 
„Paresse" erfreuen, auch die Frauenfigur in „Toilette" von Roganeau und schließlich das 
wenig bekleidete Gretchen, welche eine Orakelblume befragt, eine Arbeit von Zwiller. 
Die Sommermonate, nach Schluß der beiden großen Frühjahrsausstellungen im 
Grand Palais, bieten zumeist nichts Sensationelles an künstlerischen Ereignissen. Trotzdem 
findet man noch reichlich Gelegenheit, gerade jetzt manches nachzuholen, wofür in der 
Hochsaison die Zeit mangelte. So zum Beispiel gibt es in der sehr bescheiden angekündigten 
Ausstellung im Musee Galliera „L'Art pour PEnfance" für Kenner, Sammler, Kunsthand- 
werker und Kinderfreunde interessante Anregungen. Im Garten, "der zwischen dem 
Portal und dem Hauptgebäude liegt, befinden sich allerlei Arten von Gartenhäuschen und 
Hütten mit den entsprechenden Gartenmöbeln für kleine Menschlein. Im großen Saale und 
in den Galerien bilden die Puppen und die Einrichtungen für Kinderzimmer das Haupt- 
kontingent. Die Kunstwerke von einigen berühmten Meistern rechtfertigen auf jeden Fall 
den Titel der Ausstellung. So zum Beispiel die beiden Babyporträte (Büsten) von Jean 
Dampt, eine Kinderiigur „Colette" in Naturholz von Rupert Carabin, zwei vorzügliche 
Knabeniiguren in Marmor von E. M. Sandoz. Le Bourgeois, dessen Stilisierungen stets 
auffallend geschickt durchgeführt sind, hat auch diesmal ein komisches, mumienartiges 
Wickelkind „chrysalide" genannt, ausgestellt. Das schlafende Kind von Max Blondat ist 
eine sehr gute Arbeit. Von künstlerischer Vollendung sind wie gewöhnlich die Medaillen 
des bekannten Meisters Roty; auch die Vitrinen von Becker und von Gabriel Morin sind 
einer eingehenden Betrachtung wert. 
Die Maler sind nicht weniger gut vertreten. Man kann sich keine besser charak- 
terisierten Kinderköpfe denken als diejenigen, die uns aus den Hatten Ölskizzen von Geo 
entgegenlachen, trotzen und weinen. Die weiche Manier von Levy-Dhurmer kommt zu 
besonders vorteilhafter Geltung bei Kinderporträten. Es sind hier die verschiedensten 
Typen behandelt, Studien aus Holland, Spanien und Tunis, von denen jedes einzelne Bild 
hervorzuheben w'a're. Einige große Ölbilder in ganz anderem, ausgeprägt modernem Stil 
sind von Georges d'Espagnat. Zu bemerken wäre noch ein Pastell von Mlle. Breslau und 
die Miniaturen der so begabten Künstlerin Madame Debillemont-Chardon. 
Die Serie von Einrichtungen für Kinderzimmer enthält lauter Bestrebungen nach 
modernem, originellem Schaffen, und vieles davon könnte als zweckmäßig bezeichnet 
werden. Sehr niedlich sind die beiden Zimmerchen von Miss C. Lloyd. Die kombinierten 
Effekte von Waschblau, Lichtgriin und Weiß sind von angenehmer, freundlicher Wirkung. 
Das Schlafzimmer von Andre Helle, genannt die Arche Noah, ist mit Tierstilisierungen 
geschmückt. Dieselben wirken zumeist recht humoristisch, sie dürften jedoch für den 
Bewohner leicht überdrüssig werden. Daneben ist auch ein Spielzimmer von demselben 
Künstler, dieses enthält einige recht originelle Spielwaren, Stoffpuppen und Kegelspiele. Die 
Kindermöbel von Jessie King, in Weiß mit etwas Schwarz gehalten, sind ein wenig zu 
massiv und eckig ausgefallen. 
Die künstlerischen Puppen, historische oder Modeliguren darstellend, sind in großer 
Menge vorhanden, es ist jedoch nicht leicht, auf diesen Gebiet etwas wirklich Gutes
	        
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