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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 163)

n Hintersee bei Berchtesgaden (wohin Zimmer- 
nn seine Schüler jeden Sommer zur Studien- 
irt führte) aus den späten sechziger Jahren ist 
e zunehmende "malerischer Lockerheit in Pin- 
führung und Kolorit zu erkennen, die ab 1870 
:h in seinen großen Ölbildern mehr und mehr 
n Tragen kommt (Abb. 12). Anders als sein Leh- 
, der "Gebirgsspezialistu Zimmermann, wählte 
Tlfldläl nach seinem Abgang von der Akademie 
ht mehr das Gebirge als Hauptmotiv seiner 
idschaftsdarstellungen, sondern entwickelte 
e Vorliebe für idyllische Garten, Park- und 
Jdlandschaften, die sein ganzes Werk hindurch 
beobachten ist? 
'4 kam er das erste Mal in den Süden, besuchte 
:roma in Dalmatien, wohin er TBBWBB ein zwei- 
Mal zurückkehrte. Ein Jahr später, 1875, mach- 
er mit seiner Malerfreundin Tina Blau eine aus- 
lehnte Studienlahrt nach Holland und 1876 
2h Venedig. Nach diesen Reisen (1880 hielt er 
h noch knappe zwei Wochen in Paris auf) unter- 
im Schindler keine nennenswerten Fahrten 
hr ins Ausland, sondern wandte sich ganz der 
erreichischen Landschaft zu. 
ch wiederholten Aufenthalten in Weißenkir- 
an an der Donau wurde Goisern bei Bad lschl ab 
iü sein bevorzugter Aufenthaltsort. Hier, in der 
"iantischen Salzkammergutlandschaft, fand 
windler zu seinem Lieblingsmotlv, dem Mühl- 
2h und der Mühle. 
i4 mietete er sich bis zu seinem Todesjahr 1892 
Liechtensteinschen Ernteschloß Plankenberg 
Neulengbach ein, wo dessen Park, die Land- 
aße, der Gemüsegarten und vor allem die Säge 
hle zu seinen bevorzugten Sujets wurden. 
iindler als Maler der Mühlenromantik zeigt da- 
nicht nur im besonderen seine ganz persönli- 
z Vorliebe für die Darstellung idyllisch- 
iantischer Motive, deren verhangene, gebro 
H19 Lokalfarben die Zwischentöne des Atmo 
iärischen, Stimmungshaften des Ortes ins Ma- 
sche übersetzen, sondern sein Interesse läßt 
h auch verallgemeinernd auf die Eigenart der 
erreichischen Landschaftsmalerei beziehen. 
a spezifisch Österreichische der Landschafts- 
iilderung ist - verglichen mit der gleichzeiti- 
l französischen Malerei, dem Impressionismus 
das bewußte Dominierenlassen der "Stim- 
ngu; durch die Darstellung der tages- und jah- 
zeitlich bedingten witterungsmäßigen Phäno- 
ne - vorgetragen an einem meist romanti- 
ien Motiv - war es das Ziel der Maler, das er- 
ieinungshaft Besondere als nModulation eines 
tändlich Allgemeinen3, den kleinen, an sich un- 
ieutenden Landschaftsausschnitt stellvertre- 
d für die gesamte Natur zu verbildlichen. 
zeichnenderweise für diese geistige Einstel- 
g tendierte Schindler wie auch seine Zeitge 
ssen dazu, ein Motiv zu den verschiedensten 
jes- und Jahreszeiten mit den damit verbunde- 
l Licht- und Lufteffekten festzuhalten. Von der 
hle in Plankenberg malte er "Porträts-r bei 
ahlendem Sonnenschein (Abb. 2), bei trübem 
tter, bei Nebel (Abb. 6) und arbeitete über die 
n Ort innewohnende Stimmung noch das jewei- 
l atmosphärische ßGestimmtsein-t der Natur 
aus. 
rade das Element des Wassers gewann für 
ilndler an großer gestalterischer Bedeutung, 
i sich aus seinen eigenen Worten schließen 
t: vMehr noch wie in der Luft und in ihren herrli- 
zn Erscheinungen, liegt im Wasser die große 
fgabe für den Landschafter, eine Aufgabe, die 
z sonst der Kunst zugewiesenen weit hinter 
h laßt. ln der unterbrochenen Bewegung liegt 
e Schwierigkeit, von der die Figurenmaler keine 
nung habenü- 
e bei fast allen vorimpressionistischen Malern 
fft auch bei Schindler eine empfindungsmäßi- 
ge wie formale Kluft zwischen Skizze und ausge- 
führtem Gemälde. Bei den Ölstudien, die vor der 
Natur in echter Freilichtmalerei entstanden, ge- 
stattete sich Schindler - und er ist diesbezüglich 
keineswegs eine Ausnahme - mehr malerische 
Freiheiten als bei den später im Atelier danach 
konzipierten "repräsentativen" Gemälden. 
Die Naturstudie zur i-Sägemühle in Plankenbergän 
zeigt das von Schindler tatsächlich gesehene 
Motiv, während die große Gemaldeausführung 
(Abb. 2) eine erdachte Erweiterung des Bildaus- 
schnittes bietet, deren gegenständlicher, erzähle 
rischer Charakter durch zwei später wieder ent- 
fernte badende Knaben noch verstärkt wurdeß. Im 
Gegensatz zu der flüchtig ausgeführten, doch ge- 
nau beobachteten Naturstudie wird bei dem gro- 
ßen Ölbild desselben Themas Schindlers Tendenz 
deutlich, die Freilichtskizzen mit kräftigen, urige 
mischten Farben zur Darstellung des Nur-Sicht- 
baren (ein impressionistisches Postulat!) zu ver- 
wenden; im weiteren Verlauf aber das so gewon- 
nene objektive Ergebnis in eine detailreich ange 
legte, subjektiv empfundene Stimmungsland- 
schaft zu transportieren, wo das momentan Er- 
scheinungshafte weniger Platz beansprucht, die 
zeitlos gültige Stimmung mittels "Ruhe und 
Fernsicht7ll jedoch in den Vordergrund tritt. 
In den achtziger Jahren gab Schindler seinen Ge 
mälden oft Tages- und Jahreszeiten, auch Mo- 
natsnamen als Untertitel und erhob bei seinen zy- 
klisch konzipierten Arbeiten das Jahres- und Mo- 
natszeitliche zum künstlerischen Thema? Die 
zwei erhaltenen Bilder einer solchen Serie, eine 
"Februar-u (Abb. 4) und eine "Märzstimmungir 
(Abb. 1) darstellend, sind die Quintessenz von 
Schindlers Stimmungsmalerei, die neben dem mo 
mentan Erscheinungshaften der jeweiligen Jah- 
reszeit auch eine betont inhaltliche Sicht der Na- 
tur bietet, indem sie das tages- und jahreszeitlich 
bedingte SoSein als Abbild und Gleichnis der 
Wirklichkeit versteht. 
Da in Schindlers Malerei das inhaltlich- 
Gefühlshalte, die subjektiv gefärbte Darstellung 
der Stimmung der Landschaft dominiert, ist seine 
künstlerische Auffassung von der der französi- 
schen Impressionisten, deren Ziel die bloße Ver- 
anschaulichung des Augenblicks war, die über 
das nhiC et nuncrr nicht hinausreichte, grundsätz- 
lich verschieden. 
Durch die innerhalb seines Werkes immer wieder 
auftretende Tendenz zur Auflösung der festen 
Konturen, zur vmalerischenrr statt "zeichneri- 
schenu Faktur, zur Darstellung des Lichts anstelle 
von Helligkeit, näherte sich Schindler zwar im For- 
malen der Malerei der lmpressionisten an, ohne je- 
doch deren radikale Konsequenzen bezüglich der 
Eliminierung des inhaltlichen zu ziehen. Schindler 
blieb ein Romantiker, der sich auch in seinen 
Schriften als solcher äußerte9, der die ihm und sei- 
ner österreichischen Tradition gemäße Stim- 
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