mutigen, an Ohmanns
einschmeichelnde Dar-
stellungen erinnern-
den Zeichnungen, liest
man seine Schriften
mit ihrer selbstver-
ständlichen Geradheit
und herzgewinnenden
Schlichtheit oder hört
man ihn, nach dem
treffendsten Worte und
dem einleuchtendsten
Bilde ringend, seine
Meinung von Schaffen
und Wirken darlegen,
immer empfängt man
den Eindruck einer
ganz geschlossenen
und ungebrochenen
Persönlichkeit; den
Eindruck eines Men-
schen, der seinen gei-
stigen Besitz ehrlich
erarbeitet hat, den
Reinheit undErnst des
Wollens, Strenge und
Unbeugsamkeit des
Pflichtgefühls, Anmut
und Würde des schaffenden Ausdrucks im größten Sinne des Wortes
zu einem wahrhaften Manne machen. Wie bei einem solchen nun Sein
und Ideal eins werden müssen, so illustriert Tessenows eigener Lebens-
und Arbeitsgang am besten, was ihm das dringendste Bedürfnis
unserer Architektur zu sein scheint; er kommt vom Werkplatz ins
Atelier und auf den Lehrstuhl, hat das Bauhandwerk als Maurer und
Zimmermann von Grund auf erlernt, ehe er über Baugewerkschule
und Hochschule zu bauschöpferischer Tätigkeit - zunächst als Assistent
Martin Dülfers, dann selbständig in Hellerau - gelangte. Es ist eine
Laufbahn, die den natürlichen und gesunden Entwicklungsgängen in
starken Kunstzeiten gleicht; sie führt von Stufe zu Stufe empor,
läßt das Höhere aus dem Niedrigeren erwachsen und stellt die frei
schaffende Arbeit an das Ende einer langen Schulung, die sich alle
Mittel und Möglichkeiten des Handwerks zu völligem Eigen gemacht
hat. Nicht vom unwiderstehlichen Zwang getrieben, dem individuellen
Bedürfnis zu monumentalem Ausdruck zu verhelfen, ist Tessenow zum
Heinrich Tessenow, Einfamilienhaus in Hellerau