Einen Licht-
blick brachten in
diesen hohlen Thea-
terbombast die aus-
gezeichneten kolori-
stischen Experimen-
te Segers, der in An-
lehnung an Alt-China
Versuche mit farbig-
Hammenden Über-
laufglasuren machte
und mit seinen Va-
sen von schlichter
Form und warmer,
wolkig schimmern-
derI-laut delikate Re-
Heinrich Tessenow, Laube sulmtg efzielte_ Die
wirkliche Wendung
aber kam erst nach rgoo, nachdem Berlin auf der Pariser Weltausstellung vor dem
europäischen Kunstgeschmack so schlecht abgeschnitten. Man berief einen neuen
modernen Mann, Schmuz-Baudiss, der dann auch Direktor wurde. Und nun kann sich
die KPM neben Kopenhagen, Meißen, Sevres sehen lassen.
Die Unterglasurmalerei blüht nicht nur in den matten milchig-grauen Tönen der
dänischen Manufakturen sondern in reicher Palette bis zu einem emailhaften Glanz des
flächigen Blumendekors. Die Kleinskulptur stellt sich vielseitig reizvoll dar, natürlich auch
mit einem gut besetzten Tiergarten durcheinander hockender Kaninchen, Dackel, plustriger
Eidergänse, gummigrauer Robben, weißer Eisbären, streiliger Zebras. Dann kapriziöse
Figurinen im engen Rock, Hachem Taschenmuff, das Hündchen im Arm, prickelnd wie
eine moderne Graphik und voll pikanter Anmut die Baigneuse im abgetönten Trikot in
besh-ickender horizontaler Kurve liegend.
Und als plastisches Wahrzeichen des jubilierenden Jahres die polygone Plakette mit
dern Doppelbildnis des königlichen Patrons von einst und jetzt: Tete-a-Tete Friedrich der
Große und Wilhelm der Zweite.
ERLIN. HERBSTSALON. Dem „ersten deutschen Herbstsalon", den die Zeit-
schrift Sturm und der Sturmgeselle Herwarth Walden „mit Hilfe eines reichen Kunst-
freundes" aufgebaut haben, steht Berlin ziemlich fassungslos gegenüber.
Hier werden in einer Sammlung von fast vierhundert Bildern die gesamten Bestre-
bungen der malerischen Ultras aller Länder vorgeführt, der Expressionisten, Kubisten,
Futuristen. Mit billigem Witz ist eine solche Heerschau kaum abzutun; es ist doch wohl
wichtiger, das Befremden vor dem Extremen durch einen strengen Willen zur Sachlich-
keit zu überwinden, in ungewohnte Gedankengänge sich zu versetzen, zu neuen Ausdrucks-
formen die entsprechenden Gesichtseinstellungen zu versuchen.
Erst dann wird man so etwas wie Bewertung probieren können und das Wichtigste,
aber auch das Schwierigste vornehmen, die Scheidung der Echten, die aus innerer Not-
wendigkeit sich diese Form erwarben, von den Mitläufern, die sensationshah: die neue
Manier fingerfertig nachmachen.
Eins scheint gewiß, es spielt in diesen Richtungen das Doktrinäre, Spekulierende,
Experimentiersüchtige eine übergroße Rolle. Ein häufig behandeltes Thema ist zum Beispiel
die Variationsmöglichkeit von Bewegungsmotiven, besonders bei italienischen Futuristen.
So malt Giacorno Balla in seinem Bild Rhythmus des Bogens, die Hand am Violinbogen
in verschiedenen Figurationen, derart, daß vier Hände hintereinander schattenhaft sich