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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 11)

alten Leipzig im Hintergrund) mit minutiösester Treue schildern, ohne dabei die Einheit- 
lichkeit des malerischen Gesamteindrucks zu opfern. Die überaus liebenswürdige Dar- 
stellung eines Empire-Interieurs (Aquarell, unsigniert) wurde gleichfalls während der 
Ausstellung vom Museum erworben. Andere Bilder aus der Zeit, meist Ölbilder größeren 
Formats, halten die Züge von oberösterreichischen Mitkämpfern, von französischen 
Generälen (wie zum Beispiel des St. Hilaire, auf dessen Befehl Palrn in Braunau 
erschossen wurde und der sein Bildnis seinen dortigen Quartiergebern als Gastgeschenk 
hinterließ) fest; Bilder jüngeren Datums (wie etwa Aerttingers „Erzherzog Karl und sein 
Stab" oder Siegmund L'Allemands „Erstürmung des Friedhofs von Aspern") stellen Ereig- 
nisse jener Zeit dar. Daran schließen sich Miniaturen auf Elfenbein und Pappe, auf Holz 
und in Email mit der Darstellung hervorragender Männer und schöner Frauen der Epoche; 
darunter signierte Meisterwerke von Lütgendorif, Hervier und andern. Unter den Plastiken 
ist ein Originalbronzeguß Anton Fernkorns aus dem Jahre 1847 hervorzuheben, ein 
Entwurf oder Modell zu dem späteren Wiener Denkmal; ferner eine vergoldete Pariser 
Bronzeuhr mit der figuralen Darstellung einer Episode aus dem Leben Napoleons 
(Napoleon zu Montereau eine Kanone pointierend; Prinz Viktor besaß in seiner berühmten 
Napoleon-Sammlung eine ähnliche Uhr), ferner eine vollrunde farbige Wachsbossierung 
(Reiterstatuette des Fürsten Schwarzenberg), eine vergoldete Terrakottabüste Kaiser 
Franz I., Napoleon-Statuetten in jedem Material und aus den verschiedensten Zeiten des 
XIX. Jahrhunderts. Stuck- und Wachsreliefs (darunter schöne Porträte Napoleons und 
Marie Luisens, Erzherzog Karls, Schülers und so weiter). Eine der interessantesten Arbeiten 
dieser Art ist eine große, auf Stuck montierte, farbige Wachsbossierung mit in Gouache 
gemaltem Hintergrund: Chronos, der den „petit caporal" auf die Schulter geladen hat 
und aus dessen Sanduhr Blut statt des Sandes rinnt, fliegt über die Weiten der Erde hin, 
deren rauchende Gebäude und kampferfüllte Gefilde die Napoleonische Ära anzeigen. 
Den größten Teil der Ausstellung macht natürlich die Graphik aus; hier gibt es eigene dem 
Erzherzog Karl und dem Kaiser Franz, dem Jahre x81 3 und dem Wiener Kongresse, 
Napoleon und dem Lande Oberösterreich gewidmete Abteilungen mit vielen seltenen 
Blättern und manchem Unikum. Die Lithographien über den russischen Feldzug von 
Albrecht Adam, der ihn im Gefolge des Vizekönigs von Italien Eugen Beauharnais (dessen 
prachtvolle Porträtminiatur die Ausstellung enthält) mitmachte, die lithographische Porträt- 
serie des Erzhauses von F. Wolf, die prachtvollen Porträtlithographien der Marschälle und 
Diplomaten Napoleons von Maurin, Grevedon und andere sind vollzählig vertreten; auch 
von alten französischen (aber wohl meist aus England stammenden) handkolorierten 
Napoleon-Karikaturen ist eine große Anzahl da. An die Graphik reihen sich Autogramme 
und Druckschriften, historische Reliquien (vor allem auf Napoleon bezügliche), Uniformen 
und Waffen, Trachtenstücke und Schmuck. Eine besondere Gruppe bilden die Reliquien, 
die an den 1806 in Braunau erschossenen Nürnberger Buchhändler Palm erinnern. Unter 
den Porzellanen sind ein prachtvoller Sevres-Teller mit der Darstellung des Übergangs 
Napoleons über den St. Bernhard, große Alt-Wiener Prunktassen mit den farbigen Miniatur- 
porträten Kaiser Franz I. und des Herzogs von Reichstadt, schöne Alt-Meißener und Alt- 
Berliner Tassen (darunter eine mit der Darstellung eines Zeitungsjungen, der ein Extra- 
blatt mit der Nachricht vom Einzug der Preußen in Paris ausruft), hervorzuheben. Die 
interessantesten historischen Reliquien, die zur Ausstellung beigesteuert wurden, gehen 
auf die Gräfin Lulu Thürheim zurück, die jetzt berühmt gewordene Memoirenschreiberin, 
die in engen Beziehungen zum Herzog von Reichstadt stand. - Der äußere Erfolg dieser 
Ausstellung ist größer als der irgendeiner ihrer Vorgängerinnen; an einzelnen Tagen 
waren schon gegen 70a Besucher zu verzeichnen. 
PARISER AUSSTELLUNGEN. Die Wintersaison bei Georges Petit in der 
rue de Seze beginnt auch diesmal mit der Ausstellung der „Societe Internationale 
des Aquarellistes". In dieser Künstlervereinigung vermissen wir heuer einige ebenso
	        
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