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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 11)

bekannte wie beliebte Namen. Wenn man nun über diesen ersten enttäuschenden Ein- 
druck hinweggekommen ist, tröstet man sich damit, daß es da und dort eigentlich recht 
viele bemerkenswerte Bilder gibt, deren Schöpfer es verdienen, daß wir ihre Namen 
unserem Gedächtnis einverleiben. 
Das Durchschnittsniveau dieser Ausstellung ist ein sehr gutes, und in den wenigsten 
Fällen widert uns jenes Amateurhafte an, was so leicht mit dem Begriff Aquarellmalerei 
in Verbindung gebracht wird. Die Landschaften sind in überwiegender Anzahl, obwohl 
es manchmal zweifelhaft erscheint, ob in einem Bild die Menschen als Hauptsache oder 
als Staffage gemeint sind. 
Reine Naturliebe zu feiner Beobachtungsgabe geschult, macht uns die Bilder von 
Jacques Aubert unendlich sympathisch. Darunter sind drei Abendstimmungen am Seeufer, 
welche beinahe dieselben Konturen aufweisen, aber aus jeder klingt uns ein anderer 
harmonischer Akkord entgegen. Von demselben Künstler sind auch die sonnigsten 
Darstellungen blühender Gärten: Bagatelle in voller Rosenpracht oder im Schmuck der 
blühenden Rhododendronsträucher. 
Die Skizzen von Fernan-Clem sind so duftig, daB es scheint, als hätte der Pinsel die 
Farben und das Papier kaum berührt, dies jedoch mit so meisterhafter Sicherheit, daß aus 
den anscheinend verstreuten kleinen Klecksen die malerischesten Ausblicke entstehen. 
So sehen wir Royat im Morgennebel und noch andere entzückende Landschaften aus dem 
südlichen Frankreich und aus der Auvergne. Eugene Freynet hat sich auch aus diesen 
Gegenden seine Motive geholt und damit kleine Kunstwerke geschaffen. Sein „Chalet 
fieuri" ist ein wahrer Friihlingstraum. 
Drei etwas stilisierte Landschaften von Henri Fricker fallen durch ihre sehr 
charakteristische Auffassung sowie durch ihre warmen satten Farben auf. Es sind 
Ansichten von der französischen Riviera. Diesmal bemerkte ich, daB die Rahmen hierzu 
ganz vortrefflich gewählt waren und den Effekt bedeutend erhöhten; eine einfache sehr 
breite Umrandung aus schwarzem Holz. 
Die Tierstudien von Paul Marcueyz sind eigentlich nur Silhouetten in verschiedenen 
Tönen von Sepia; man gewinnt sie immer lieber, je länger man sie ansieht, sie sind 
zugleich nüchtern und stimmungsvoll und stellen jene Kunst dar, die als Schmuck in 
einem modernen Heim von sehr vorteilhafter Wirkung ist. 
Die malerischen Winkel des alten Paris, natürlich auch Montmartre, sind von Marc- 
Pierre Megevand ganz vortrefflich mit dem Leben und Treiben ihrer Bewohner wieder- 
gegeben. 
Von Augustin Rey kannten wir die amüsanten Kinderszenen, welche mit besonderer 
Verachtung der natürlichen Linien stilisiert sind; als Landschaftsmaler überrascht er 
uns jetzt mit einigen äußerst stimmungsvollen Kompositionen. Es gibt da auch keine 
Schattierungen, sondern nur umrandete Flächen in verschiedenen Abtönungen. Rey 
erzielt hiermit phantastische Effekte, die nicht ohne Reiz sind. 
Zu den besten Bildern von Versailles, die mir jemals unterkamen (und es gibt deren 
viele in jeder Ausstellung) gehören die Darstellungen von Rosenstock. In diesen Aquarellen 
finden wir vibrierende Lichteffekte, warme Farben, etwas Lebendiges, Naturgetreues und 
trotz der fein durchgearbeiteten Technik keine Spuren von pedantischer Tüpfelei. 
Mademoiselle G. Ziegler hat sich in der Schweiz betätigt und bringt zehn vorzügliche 
Bilder aus der hohen Bergwelt und von den Schweizer Seen. Ihre Arbeiten reihen sich 
würdig an die bereits genannten an. Madame Berthelot ist auch eine sehr talentvolle 
Malerin und beweist dies mit einer ansehnlichen Serie von Skizzen über das Leben in 
Indien. Die Bilder von Miss Keir machen sich durch ihre japanisierende Tendenz bemerkbar 
und sind nicht uninteressant. Wir finden darin immer ein malerisches Motiv, welches 
durch den vielen leeren Raum, der es umgibt, an Bedeutung gewinnt. 
Man kann sich hier vorstellen, daß man eine Reise macht und die Welt durch die 
Augen der verschiedensten Künstler betrachtet. Mit Gilbert Bellan gehen wir nach La
	        
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