Tgnaz Günther. Entwurf an an Standkreuz, mm
München, Sudunmeum, Maillinger-Sammlung
ANMERKUNGEN 1 75
I A. Schönbcrgcr. Ignaz Günther, Münchcn 1954. s. 49150
mit Abb. I und 65-69.
zu. Höhn. Die Handzdchnungzn aß Bildhauers lgnnz
Günther. in: Anzeiger des Germanischen National-
musgmäns, Jg. 1932133, Nürnberg 1933, s. 19a (Kam-
r. .
3 Katalog 1962, Nr. 137 (Lw.; 93X53.5 Cm). Ein zwcitcr
Entwurf (Lw.; 110 x a3 cm) befindet sich in Philadelphiz,
Mus. of Art, Foundation Krcss. - Pol. Alinari Nr. 18.533
(: Ausführung).
4A. Schönbnger, Igaaz Günther. a. a. 0.. s. 32 mit
Abb. 11. - Die Fasung der Alläxe cxfolgtc durch dm
Murnauer Meister Johann 'bmcr. - Vgl. K. Minden.
Kloster Benedikttxurtn, München 1951, S. 30.
5 Karl und Fibel München - Aukl. 97H. Teil v. 1B. und
I9. 1D. 1965, Kam-Nr. 421 und Abb. S. 98 (irrtümlich
m; 1.]. (zmsum).
Jahren bekanntgewordener Modelletto, den
wir abbilden, ist im Besitz der Residenz-
galerie in Salzburg 3. Zur engeren Datierung
der Münchner Gruppe bietet sich ein mit
ihr in der Qualität wetteifernder motivisch
erstaunlich ähnlicher, sitzender Engel mit
Spruchband an (Abb. 4). Er befindet sich
als Bekrönung am südlichen Seitenaltar in
der SL-Anastasia-Kapelle in Benediktbeu-
ren. Wie aus einem vom 12. 5. 1759 datierten
Brief Ignaz Günthers hervorgeht, den er
an den Hofmaler Wunderer in Freising
richtete, wurde der Engel zusammen mit
den beiden Seitenaltären im Mai 1759 nach
Benediktbeuren geliefert 4. Diese Jahreszahl
ist wichtig als Anhaltspunkt für die Datie-
rung der stilistisch mit ihm eng verwandten
Gruppe. lhrem Stil nach sind sie beide charak-
teristische Werke aus der Frühzeit Günthers.
Zu dem überraschendsten Fund auf dem
Gebiet der Günther-Zeichnungen gehört
ein erst in jüngster Zeit zum Vorschein
gekommenes Blatt (Abb. 5) von außer-
ordentlicher Qualität. Es befand sich viele
Jahrzehnte in der schon im 19. Jahrhundert
entstandenen bekannten Sammlung I. O.
Wessner, St. Galleni. Seit kurzem ist es in
Wiener Privatberilg. Als Werkzeichnung
stellt es einen Entwurf für ein in Edelmetall
auszuführendes Sebartianrreliquiar dar (33X
21 cm). Das Blatt ist mit Feder über
Bleivorzeichnung ausgeführt und dazu
gelblich und bräunlich laviert, was in
dieser kalte und warme Töne berücksich-
tigenden Farbabstufung bereits auf die in
der Ausführung vorgesehene, alternierende
Farbwirkung des Silbers und der Feuer-
vergoldung hinweist. Die vergleichsweise
altertümlich erscheinenden, zwiebelförrni-
gen Füße, die für das Postament des
Reliquiars vorgesehen waren, lassen ebenso
wie das Rankenornarnent stilistisch darauf
schließen, daß dieser Entwurf als eine von
Günther vorzunehmende Überarbeitung
eines älteren Stückes zu interpretieren ist.
Wo sich dieses einst befand und 0b die
Ausführung, die man sich als Treibarbeit
vorzustellen hat, so erfolgte, wie es diese
Werkzeichnung versah, ist unbekannt. Eine
unverkennbar von der Hand Ignaz Gün-
thers mit Tinte geschriebene Inschrift in
der auf der Vorderseite des Sockels ange-
brachten, querovalen Kartusche erläutert
die Bedeutung des für den kirchlichen
Gebrauch bestimmten Stückes. Sie lautet:
„Reliquia Authentica S: Sebastiani Mar-
tyris". Unter der noch nicht einmal 100 Blatt
umfassenden Hinterlassenschaft an erhal-
tenen Handzeichnungen Günthers gehört
der lavierte Entwurf für das Sebastians-
reliquiar, der alle Vorzüge seines Zeichen-
stiles aufweist und zugleich Zeugnis seines
differenzierten Farbdenkens ist, zu den
rangmäßig bedeutendsten und schönsten
Blättern. Sie sind von größter Bedeutung
für die Beurteilung seines plastischen Werks
wie für seine stilistische Entwicklung, sie
sind stellvertretend für die Vorstellung
nicht ausgeführter oder nicht erhaltener
Werke. Sie legen zugleich ein beredtes
Zeugnis ab dafür, daß Günther wie L. Ber-
nini, P. Egell oder A. Feuchtmayer eine
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