Die in künstlerischem Sinne zusammengehörigen Meister sind nun enger verbunden.
Nun wird man durch Mittelstücke, durch Intervalle zu den Hauptwerken der Malerei
geführt. Durchblicke leiten oft schon auf größere Entfernungen zu besonderen Schätzen.
Und friesartige Reihungen schließen größere Folgen verwandter gleichgeformter Stücke
zu Einheiten zusammen.
Daß ein nicht unerheblicher Teil von künstlerisch weniger belangreichen, aber doch
kunsthistorisch interessanten Stücken dern wertvollen Kunstgut Platz machen mußte, ist
natürlich. Aber auch diese Stücke werden den Kunstfreunden später zugänglich gemacht
werden, ohne die gewählte Sammlung zu belasten.
Derzeit ist bloß die westliche Hälüe des ersten Stockwerkes neu gehängt. Man braucht
nur die östliche Hälfte zu betreten, um die große Wohltat des neu Geschaffenen besonders
dankbar zu empfinden. Es wird aber wohl noch Jahresfrist verstreichen, bis auch dieser
wertvolle Sammlungsbestand in neuem Glanze prangt.
Derzeit sind es die Italiener, Spanier, Franzosen sowie die deutschen und öster-
reichischen Künstlergruppen, die neu geordnet erscheinen. Einerseits bilden die frühen
Italiener, andrerseits die primitiven deutschen Künstler Ausgangsgruppen, welche die
Saalreihen an zwei Enden eines Hufeisens beginnen. Sie nähern sich mit der fortschreitenden
Entwicklung durch die Jahrhunderte, bis in der Kunst vom Ende des XVIII. ein Vereinigungs-
punkt gefunden wird. Gerade hier tritt ja auch die große Annäherung der deutschen an die
romanischen Nationen in allen Fragen der Kunst sinnfällig zutage.
Neuerwerbungen und Entdeckungen im Depot füllen einige Lücken im alten Bestande
und eröffnen neue Ausblicke. Im vierten Heft dieses Jahrganges wurden die letzten
Neuerwerbungen der kaiserlichen Gemäldegalerie einzeln erwähnt. Nun kann man ihre
Bedeutung für den Zusammenhang der Bilderfolgen erkennen.
Man freut sich, in den Altarbildern aus dem Pacherschen Kreise die Tiroler Kunst
des Mittelalters würdig vertreten zu sehen.
Man findet in den feinen Guardis eine wertvolle Ergänzung zu der so hervorragenden
Bilderfoge Canalettos. Man sieht mit Vergnügen eine ganze Gruppe englischer Meister des
XVIII. Jahrhunderts vereinigt, die eine Lücke der Sammlung in vornehmster Weise füllen.
Manches Werk des alten Bestandes strahlt nun im günstigen Lichte neue Anregungen
aus und wirkt wie der neu zu Ehren gelangte „Magnasco" als eine Entdeckung.
Auch neue Rahrnungen wurden mit Erfolg versucht. Und wenn es auch nicht oft
gelang, wie bei Dürer durch Nachbildung des alten Originalrahmens der Dreifaltigkeit ein
Kunstwerk zu einem so erhebenden Ausdruck zu steigern, so ist doch schon in dem
Streben nach SchaEung einer Zeitstimmung im Rahmen und Hintergrund Tir viele Werke
ein großer Gewinn zu verzeichnen.
In dem liebevollen und verständnisvollen Eingehen auf künstlerische Qualität, auf
Zeitstimmung und nicht zuletzt auf den Zusammenhang zwischen den Kunstwerken und
den Raurnverhältnissen und der Wandbildung liegt der Hauptwert unserer Errungen-
schaften, die auch einen alten Sammlungsbestand zu neuen Erlebnissen führen.
ALDMÜLLE R-DENKMAL. Im Schatten zweier um und weit aus-
greifender Bäume an einer Wegkreuzung des Rathausparkes steht nun das neue
Waldmüller-Denkmal in geisterhaftem Weiß des reinen Marmors. Josef Engelhart hat nicht
den herben, steifnackigen und kampflustigen Künstler, sondern den älteren Wiener Bieder-
mann dargestellt, mit einer neugierigen jungen Bäuerin zu einer sitzenden Gruppe vereinigt;
der Künstler im Eifer des Naturstudiums mit Skizzenbuch und Stift lebhaft bewegt, die
Zuschauerin mit einem Knäblein an ihn geschmiegt. Eine Szene wie für eine Gruppe aus
Biskuit oder Porzellan der kaiserlichen Fabrik erfunden. überlebensgroß in glatter und
diskreter Behandlung des feinen weißen Marmors ausgeführt, gefällig und populär.
Der Wiener Rathauspark ist dadurch um ein Denkmal reicher geworden, der feine,
liebenswürdige und für das Wiener Kunstleben des Vormärz so bedeutungsvolle Künstler