MAK
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XI. 
Die Kunstgowerhaschula. 
Die ersten Plane zum Bau des neuen Museums waren noch vor der Gründung der 
Kunstgewerbeschule gearbeitet worden, und als dann auf die letztere Rücksicht genommen 
wurde, liess sich noch keineswegs voraussehen, welche Ausdehnung diese Anstalt in kür- 
zester Frist nehmen wurde. Dem ist es zuzuschreiben, ldass auch die Raume im neuen 
Gebäude bei weitem nicht dem Bedürfniss genügen, obwohl bereits ein Corridor mit als 
Zeichensaal benützt wird. Insbesondere ist es ganz unmöglich, unter den gegenwärtigen 
Verhältnissen die Kunstgewerbeschule in der wunschenswerthen Weise auch zu einer Fort- 
bildungsanstalt für Candidaten des Zeichenlehramtes und zu einer höheren Zeichenschule 
für das weibliche Geschlecht zu machen. Der Bau eine: eigenen Schulhauses neben dem 
Museumsgebaude ist daher auch schon beschlossen und die Verhandlungen darüber sind 
im Gange. ' 
Die Zahl der Schüler betrug im Winter 1871[7z 176, im Sommerhalbjahr 1872 
144, - die geringere Frequenz während des Sommers ßFHhe sich regelmassig wieder- 
vPHUEßUe Erscheinung. Davon kamen auf die Vorbereitungsschule 90 und 71, auf die Archi- 
tekturschule 19 und 13, auf die Fachschule für Ggurales Zeichnen und Malen 25 und 16, 
auf die Fachschule für Blumenmalerei etc. so und i8, auf die Bildhauerschule 22 und 26' 
weibliche Zöglinge waren 31 und 28 eingeschrieben. 
Die Ueberfullung der Vorbereitungsschule führte schon 1870 zu einer Trennung 
derselben in eine Abtheilung für figurales und eine für ornamentales Zeichnen und durch 
h. Decret vom 15. Mai 1871 wurde der bisherige Docent Valentin Teirich zum Pro- 
fessor für die letztere Abtheilung bestellt. Die Vorträge über Perspective und Projections- 
lehre hat ein ehemaliger, Zögling der Kunstgewerbeschule, Herr Oskar Beyer, über- 
nommen, die Vortrage über Anatomie Dr. A. Frisch, die Vortrage über all emeine und 
Farbenchemie werden - abwechselnd - von den Professoren Dr. L. Ditsc einer und 
Dr. E. Ludwig, die über Styllehre wie bisher von Architekt Hauser gehalten. Auaser- 
dem sind mit dem Schuljahre 187473 die langst beabsichtigten Vorlesungen über Kunst- 
geschichte in's Werk gesetzt worden, und zwar wurde Dr. A. llg mit Abhnltung der- 
selben betraut. 
Die vom k. k. Handelsministerium ausgesetzten zehn Staetsstipendien für Schüler {der 
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71". 
Kunstgewerbeschule wurden erneuert; dazu kamen drei für vom Sechshauser Hnndels-' 
und Gewerbeverein empfohlene Candidaten, ferner drei für Zoglinge der erzgebirgischen 
Spitzenindustrie und zwei für Sticker aus Vorarlberg; das fürstl. Liechtensteinücbe Sti- 
pendium für Porcellanmaler wurde zum erstenmale verliehen und die vier Freih. Haber- 
Linsbergschen Stipendien kamen vorschriftsmässig zur Vertheilung an Schüler aus Nieder- 
Oesterreich. 
Die Gesellschaft zur Forderung der Kunstgewerbeschulegiahm an Grundungsbei-i i 
tragen von der Ersten österreichischen Sparcasse 500, vom Oesterr. Museum von den 
Eintrittsgeldern der kunstgewetblichen Ausstellung 1522 fl. 50 kr., an Jahreebeitragen 
2095 H. ein. 
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z. 
Der letzte Jahresbericht des Museums hob hervor, dass die Anstalt nunmehr aus 
den provisorischen in definitive Verhältnisse übergehe. Dass hiermit nicht etwa das Signal 
zum Stillstande gegeben worden, dürfte aus den vorstehenden Mittheilungen erhellen, 
welche zugleich das stete Wachsen des Verständnisses und Interesses an den Bestrebungen 
des Museums in der erfreulichsten Weise darthun.
	        
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