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Durch die Gnade Sr. Majestät des Kaisers in den Besitz eines eigenen, den Zwecken
der Anstalt in seiner Anlage wie in seinem künstlerischen Schmucke entsprechenden Ge-
bäudes gelangt, erfreute sich das Museum auch in diesem Jahre bei allen seinen Unter-
nehmungen der einsichtigsten und kräftigsten Forderung seitens des durchlauchtigsten
Erzherzog-Protectors wie der k. k. Ministerien des Unterrichts und des Handels und des
freundlichsten Emgegenkoxnmens der n. ö. Handels- und Gewerbekammer,
II.
Beziehungen zu den Kronlandarn und dem Auslands.
Die kunstgewerbliche Ausstellung zur Erötfnung des neuen Museumsgehäudes be-
gegnete lebhaRer Theilnahme in den Kronlandern, welche sich theils in Einsendungen
aus Böhmen, Karnthen, Mahren, Oberösterreich, Salzburg, Schlesien, Steiermark, theils in
dem zahlreichen Besuche aussprach. Hervorzuheben ist namentlich auch, dass die Handels-
undjGewei-bekammer in Pilsen und der Gewerbeverein in Brünn dortigen Lehrern die
Mittel zur Reise nach Wien behufs des Studiums der Ausstellung gewährten. lm übrigen
wurden die kunstgewerblichen Kreise im ganzen Reiche von den Vorbereitungen für die
Wiener Weltausstellung in Anspruch genommen, und wenn desshalb das Museum nicht
in der Lage war, wie sonst alljährlich, Provinzialnusstellungen zu beschicken, so wurden
dafür die Bibliothek und die Vorbildersammlungen um so reichlicher von Wien und von
aussen her in Anspruch genommen. Andererseits gab die permanente Ausstellung moderner
Ohjecte im Museum Anlass zu regem Verkehr mit einzelnen lndustriebezirken, wie denn
namentlich die Znaimer Thonwaarenfabrication fortwährend neue Arbeiten einlieferte,
welche seit der Erötfnungsausstellung des Museums in Wien sehr beliebt geworden sind.
Bei den Bestrebungen der k. k. Ministerien des Unterrichts und des Handels, der
kunstgewerblichen Thlltiglteit in allen Theilen des Reiches durch Gründung von
Zeichen- und Fachschulen emporzuhelfen, wurde die Mitwirkung des Museums
vielfältig in Anspruch genommen. Vornehmlich ins Auge gefasst wurden hierbei im ver-
ßossenen Jahre die Holzschnitzindustrie in Oberösterreich, die Spitzenfabrication im Erz-
gebirge, die Thonwaarenindusu-ie in Znaim, die Tischlerei in Wallem in Böhmen, die
Porcellanfabrication in Elbogen, die Malerei in Reichenau in Böhmen, die Spitzenindustrie
in ldria und verschiedene andere.
Ferner erhielt das Museum wiederholt den Auftrag, bestehende Schulen mit Lehr-
mitteln zu betheilen. In solcher Weise wurden vom Ministerium durch Ven-nittlung des
Museums mit Büchern und Vorlagenwerken (Herdtle's Vorlagenwerk, Teirich's lntarsien,
Owen Jones Grammatik der Ornamente, Bucher's Kunst im Handwerk, Sibmachefs
Spitzenmusterbuch, die Blätter für Kunstgewerbe, die Gewerbehalle, Racinet u. u. m.)
oder Gypsabgüssen beschenkt: die Webereischule in Gumpendorf, die Zeichenschule des
Frauencrwerbvereins, die Vorbereitungsclasse der Kunstgewerbeschule, die Industrie-
leltrerinnen-Bildungsanstalt bei St. Anna, die Schule des Karntner Gewerbevereines in
Klagenfurt, die Schule für Thonindustrie in Znnim, die Industrielehrerinnen-Bildungsanstalt
der Ursulinerinnen, die Posamentirschule in Wien, die gewerbliche Fortbildungsschule
am Neubau in Wien, die Zeichenschulen in Gnblonz, Haida, Steinschonau Dr. Almons'
Akademie für Handel in Prag, die Webereischulen in Reichenberg, Brünn yßielitz Asch
die Holzschnitzschulen in Haliein und in St. Ulrich, die Lehrwerkstätte inxlmst Nluseuni
und Schule in Graslitz, Kunstgewerbeschule in Graz, die Goldschmiedschule in yPrsg die
böhmische Gewerbeschule daselbst, die Baugewerbeschulen von Westmsnn undyvon
Mdrtens, die Gewerbeschule in Salzburg, die Zeichenschulen in Rumburg und in Warns-
clorf, die Oberreal- und Realschulen in Krems, St. Polten, Wiener Neusmdt Laibaeh
Triest, Linz, Steyr, Salzburg, Feldkirch, Reichenber , Leitmeritz, Lemberg KrakauI
Czernowitz, Pilsen, Pisek, Strakonitz, Prag, Rumburg, urnau. 7
Endlich übernahm die Museumsdirection die Leitung des die Frauenarbeiten um-
fassenden Theils der Weltausstellung.
Die Verbindungen des Museums mit Instituten des Auslandes bestehen in früherer
Weise fort. Ueber die Betheiligung ausländischer industriellen an der Ausstellung mo-
derner Erzeugnisse gibt der betretfende Abschnitt (lV.) Auskunft.
III.
Ausstellung älterer Kunstgegenstände.
Der Schatz des Deutschen Ordens und der Welfenschatz wurden auch in
dem neuen Gebäude dem Museum zur Ausstellung überlassen; ausserdem werthvolle Ar-