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Nutter, Strutt, Knight, ]ohn Agar, Gaugain und andern nach Cosway, Russell, Singleton und
andern). Als eine sehr interessante künstlerische Erscheinung des englischen Empirestiles
tritt der Maler und Zeichner Adam Buck plastisch aus der Ausstellung hervor, der einen
ganzen Troß farbiger Stecher beschäftigt hat und damals außerordentlich stark in Mode
gewesen sein muß. Die nach ihm gearbeiteten, durchgängig auf Aquarellwirkungen
abzielenden Blätter zeigen Porträtdarstellungen berühmter Persönlichkeiten (darunter der
Prinz und die Prinzessin von Wales, berühmte Schauspielerinnen und so weiter), ferner
Gestalten der damaligen Dichtung (wie Olivia Prirnrose und Paul und Virginie), genreartige
Darstellungen aus dem englischen Sportleben (zum Beispiel „Skating lovers", „Archers",
das ist bogenschießende Ladies von großer Anmut), ferner weibliche Idealgestalten und
pikante Nuditäten. Die Nachahmung der Antike bei meistens sehr modernen Sujets macht
ihn hie und da ein wenig steif, doch ist gerade die Durchdringung so heterogener Elemente
wie des Engländertums von 1805 und der Winckelmannischen Griechenheit von größtem
Reiz. Dieser Buck, von dem Fürst Starhemberg alles gesammelt zu haben scheint, was in
den Handel gekommen ist und zu dem er, wie eine Widmung beweist, in näheren persön-
lichen Beziehungen stand, verdiente eine reich illustrierte Monographie. Endlich sei noch
die große Serie der Ackermannischen „Views of London" (farbig, zum Teil von dem
berühmten Karikaturisten Rowlandson gezeichnet), ferner die gleichfalls Ackermannischen
Londoner Gartenansichten und Londoner Fuhrwerke, die großartige Reihe der 1800
publizierten farbigen indischen Hafen- und Küstenansichten (gezeichnet von James Wales),
die radierten und kolorierten jagdblätter von Howitt und die großen farbigen Karikaturen
von Rowlandson, Byron und andern erwähnt. Manches Blatt ist darunter (besonders unter
den geschabten Blättern), das dem Fürstlichen Sammler nur infolge seiner hohen Stellung
(als Dedikationsexemplar) erreichbar war. So bietet die Ausstellung ein Bild der englischen
Graphik von 1780 bis 1810 von solcher Vollständigkeit, wie es anderwärts nicht leicht
wieder anzutreffen sein dürfte. Dr. U.
ARISER AUSSTELLUNGEN. Es sind fast durchwegs bekannte Meister.
welche sich in der Ausstellung der „Societe Internationale" bei Georges Petit
zusammenfanden. Man empfindet es mit wahrer Freude, daß hier die Qualität an Stelle
der Quantität geboten wird: beiläufig 150 Nummern, von denen die meisten als vorzügliche
Arbeiten zu bezeichnen sind.
Unter den Porträtmalern verdient in erster Linie Laszlo Anerkennung. Es ist selten
zu Finden, daß ein Maler sowohl für Männer- als für Frauenporträte über dasselbe
Verständnis und die richtige Manier verfügt. Laszlo gelingt es, männliche Physiognomien
ebensogut wie Frauenköpfe zu idealisieren, ohne hierbei in das Banale oder Puppenhafte zu
verfallen. Sowohl das Bild des Duc de Guiche als jenes von Lord Chelmsford sind mit
jenem ungezwungenen Schick ausgeführt, welcher gleichbedeutend mit natürlicher Vor-
nehmheit ist. Jenes der Gräfin San Martino (einer reizenden Blondine) ist nicht minder
gelungen.
Andree Brouillet ist der typische Pariser Porträtmaler im besten Sinne des Wortes.
Wir sehen hier das Bildnis der Baronin V. und jenes, welches als „le Comte de P. S."
bezeichnet ist. Außerdem beweist eine lebensfrische Landschaft die Vielseitigkeit dieses
Künstlers.
Von Ramon Casas bewundern wir eine feurige Spanierin, in Weiß und Grellgrün
gekleidet. Man glaubt es kaum, daß das Gegenstück (Porträt einer Nonne), welches Bach
und banal wirkt, von derselben Hand gemalt sei.
Ein großes Darnenporträt von Ludwig Deutsch ist nicht zu übersehen, schon deshalb,
weil das Modell offenbar „sprechend ähnlich" sein muß, um so aufdringlich zu wirken.
Eine allzu pedantische Nachahmung der Natur macht das Bild unsympathisch, obwohl der
Künstler unzweifelhaft über ein solides Können verfügt. Zwei andere Frauenstudien
desselben sind etwas ungezwungener behandelt und machen einen besseren Eindruck.