MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 2)

Nische herzustellen, in welche seine Gestalten voll hineingesetzt sind. 
Schombergs Nische ist viel weniger reich ausgeführt als diejenige des 
Kaisers, doch ist das Grundmotiv der Anordnung bei beiden das gleiche 
und dort sogar in einer einfacheren, doch klareren Weise verwirklicht 
als hier. 
Es ist sehr wahrscheinlich, daß wir im Grabmal des Propstes Schomberg 
ein Werk des Nikolaus von Leyen besitzen. Leider kann als Vergleichs- 
material nur die Wiener Grabplatte beigezogen werden, welche das Ingenium 
des Künstlers kaum ungetrübt zu Worte kommen ließ. Doch auch hier ist die 
Verwandtschaft unverkennbar. Das Verhältnis der beiden Figuren in ihren 
Nischen, der Umriß derselben ist außerordentlich ähnlich. Hier wie dort sind 
die Hände in der gleichen energischen Weise modelliert, ebenso die Köpfe. 
Besonders fällt die analoge Bildung der langen, tiefen Gesichtsfalten auf. 
Nicht nur in der Gesamtauffassung der Gewandung, sondern auch in deren 
Einzelheiten treten ähnliche Motive zutage. Besonders charakteristisch 
sind die eigentümlich gestalteten, gleichsam zitternden Falten, welche am 
Prunkkleid des Kaisers sowie an der groben Kutte des Geistlichen an genau 
derselben Stelle erscheinen, wie auch die untersten Partien der langen 
Gewänder. 
Doch des Kaisers Figur ist ein repräsentatives Idealporträt, diejenige 
des Propstes Schomberg ein echtes, schlichtes Bildnis, eine jener Figuren, 
die - nach Vöges glücklichem Ausdrucke - zu viel Lebenswärme haben, 
um den Eindruck des Gezierten aufkommen zu lassen. Meister Nikolaus 
kam im Jahre 1467 nach Wiener-Neustadt. Das Grabmal Schombergs ist 
im jahre 1470 entstanden. Das Verhältnis des Propstes zu dem Kaiser ist 
bereits erwähnt worden. Auch die äußeren Umstände bestärken uns in jener 
Annahme, daß Schomberg den fremden Meister am kaiserlichen Hofe 
kennen gelernt und dessen Kunst zur Herstellung des eigenen Grabmales in 
Anspruch genommen hat. 
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S9 VON 
HARTWIG FISCHEL-WIEN St. 
ONKÜRRENZ C. R. Im Kunstsalon Pisko ist eine Reihe von Bildern ausgestellt, 
welche das Ergebnis einer Preisausschreibung des wannherzigen Kunstfreundes 
Carl Freiherrn von Reininghaus bildet. Der Ausstellung sind einige französische Bilder 
aus Privatbesitz eingefügt, die sozusagen die Basis festlegen sollen, auf welcher die 
jüngste Malergeneration weiter zu bauen strebt. Courbet, Renoir, Cezanne, Van Gogh, 
von denen besonders die beiden letztgenannten eine starke Wirkung ausgeübt haben, 
sind durch charakteristische, edle Werke vertreten. Die Einsender gehören vor- 
wiegend Richtungen an, die abseits von der breiten Heerstraße liegen, es sind 
Suchende, die große Ziele haben, die sie auf neuen Wegen erreichen wollen, ähnlich 
wie es einst diese Franzosen mit mehr Erfolg taten. Allerdings sind die meisten Aussteller 
noch weit von jedem wirklichen Erreichen. Am stärksten wirkt Anton Feistauer, Wien, durch 
kraftvolle Farbe und unmittelbare einfache Wiedergabe des Geschauten; er hat den 
13
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.