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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 2)

einer sinnenden Frau, „rornantisme" genannt, weist entschiedene Fortschritte auf, da es 
viel weniger hart wirkt als die früheren Arbeiten dieses Künstlers. Die Landschaften aus 
Spanien sowie einige Stilleben machen gleichfalls einen recht guten Eindruck. 
Über den bewährten Dekorationskünstler Gustave Jaulmes ist nichts Neues, aber 
nur Gutes zu sagen. Seine Bilder sind stets das Beste, was man sich für eine angenehme 
Wanddekoration denken kann: keine aufdringlichen Sujets; es ist immer ein harmonisches 
Zusammenwirken von schönen nackten Gestalten inmitten von Blumen und anmutigen 
Landschaften. Jaulmes ist ein würdiger Nachfolger der französischen Meister des 
XVIII. Jahrhunderts, obwohl er in seiner Technik viel großzügiger und selbstverständlich 
moderner ist. Henry Marret macht jene eigentümlichen Fresken, die wie auf Sandstein 
gemalt aussehen. Im übrigen gehört er in dieselbe Kategorie wie Meister jaulmes. Seine 
„Petites Baigneuses" sind flott gemalt, ebenso die beiden Stilleben und einige Landschaften 
in Aquarell. 
Das Beste auf dem Gebiet der Landschaften verdanken wir hier dem Künstler 
Jean Remond. Das Wort „Natnrstimmungen" wäre in dem Fall richtiger zu gebrauchen, 
denn diese Bilder enthalten viel mehr als die einfache Darstellung einer Gegend. Die drei 
Landschaften aus Spanien sind besonders charaktervoll, aber die Abendstimmungen an 
den Ufern der Marne beweisen, daß auch weniger romantische Gegenden zu einem Kunst- 
werk anregen können. 
Über die Landschaften von Fernand Maillaud wäre eigentlich manches Lobenswerte 
zu sagen. Vielleicht schadet es ihnen, daß wir auf einmal zehn Stück derselben Art von der 
gleichen Gegend nebeneinander sehen. Dadurch werden sie uns langweilig. Bmile Meret , 
erkennt man schon von weitem an seiner ausgesuchten Farblosigkeit. Die Liebhaber 
zarter Nuancen schätzen ihn als Dekorationskünstler. Seine Manier schließt sich an jene 
der Pointillisten an, steht jedoch bei weitem nicht auf der Höhe der bekannten Meister 
dieser Schule, die es zu lebendigen vibrierenden Effekten gebracht haben. 
Die übrigen Landschaftsrnaler, wie zum Beispiel Marcel Bain, Paul-Brnile Colin, 
Feau, Bemard Harrison, Amedee joyau, William Laparra, Montchablon, zeigen uns 
ehrenwerte Leistungen, von denen jedoch keine zu besonderer Begeisterung anregt. 
Ich vergaß die vorzüglichen Holzschnitte von Francois-Louis Schmied zu erwähnen. 
Dieser Künstler hat einen so ausgeprägt persönlichen Stil, daB man seine Arbeiten schon 
deshalb nicht übersehen kann. In seinen Zeichnungen liegt so viel urwüchsige Kraft und 
feiner Sinn für Stilisierung, daß man sie als wahrhaft erfrischend empfindet. Die beiden 
Senegalesen in kampfbereiter Stellung sind hier besonders hervorzuheben, obwohl jede 
einzelne Arbeit von Schmied zu aufmerksamer Betrachtung anregt. 
Auf dem Gebiet der Skulptur ist in erster Linie E. Marcel Sandoz zu nennen. Immer 
wieder gelingt es diesem schaffenseifrigen Künstler, uns von neuem zu entzücken, diesmal 
sind es: eine sitzende Frauengestalt in schwarzem Marmor, eine Gruppe stilisierter 
Schweinchen, „Pecari", eine Bronzebüste des so beliebten Malers Willette und die ganz 
kleine Bronzestatuette einer Tänzerin, eine glänzende Verkörperung rhythmischer Be- 
wegung. 
Louise Ochse, eine talentvolle Bildhauerin, stellt einige gelungene Büsten aus, 
darunter Porträte der bekannten Schriftsteller Henry de Regnier und Paul Adam. Jeanne 
Jozon zeigt uns mehrere recht hübsche Arbeiten in Bronze, auch Froment-Meurice ist 
gut vertreten. Die beiden Kinderköpfe von Henri Vallette sind besser als niedlich. 
Kunstgewerbliche Leistungen sind hier nur ganz vereinzelt vorhanden. Feuillätre 
stellt zwei glitzernde Vitrinen aus, von denen die eine Schmuckgegenstände, die andere 
eine Sammlung kostbarer Dosen enthält. All dieses ist sehr schön; man bewundert es 
jedoch weniger wie früher, weil die Vorliebe für durchsichtiges Email infolge allzugroßer 
Verbreitung und billiger Imitationen im Abnehmen begriffen ist. 
Margucrite Bossard vertritt hier die künstlerischen weiblichen Handarbeiten. Die ver- 
schiedenen Täschchen und Häubchen aus Stickerei in Nadelspitze sind recht geschmackvoll. 
1,1
	        
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