Abarten der Glasgießerei und Glasmalerei vertreten. Für den Sachverständigen gibt es
darunter wohl einige interessante neue Verfahren zu studieren. Fast alle bekannten Namen
auf diesem Gebiete sind in der Ausstellung vertreten: Decmur, Massoul, Delaherche,
Lachenal, Dammouse, Habert, Dys, Tiifany, Decorchemont etc. Die neuen Statuetten von
Daum in abgetontem farbigen Glas (von oben nach unten zu immer dunkler werdend) sind
von origineller Wirkung.
Vasen in Metall sind auch in großer Auswahl vorhanden. Dunand und Bonvallet
leisten hierin das Beste. Unter den vielen Bucheinbänden findet man etliche ehrenwerte
Arbeiten, wenn auch nichts Hervorragendes. In der Menge der unzähligen Kunstsächelchen
in Metall, Horn und Leder gibt es viele gute Einfälle zu verzeichnen, welche insbesondere
von denjenigen geschätzt werden, die sich in derselben Weise betätigen. Die moderne
Goldarbeiterkunst hat speziell auf dem Gebiet der Ringe sehr viele neuartige und hübsche
Abwechslungen angewendet. Große effektvolle Ringe sind auch momentan der modernste
Schmuck. Th. de Kulmer
PRAG. AUSSTELLUNG VON ENTWÜRFEN FÜR ZIMMER-
MALEREI. Die Ausstellung von Entwürfen für Zimmermalerei aus der Zeit von
1800 bis 1860, die das kunstgewerbliche Museum der l-Iandels- und Gewerbekammer in Prag
im Dezember und jänner veranstaltet hatte, öffnete einen Einblick in die Vergangenheit
eines künstlerisch niedergegangenen Handwerks. Ausgestellt waren durchwegs Vorlagen,
die sich im Besitz Prager Zimmermalerfamilien befinden oder aus solchen stammen. Sie bot
trotz dieser lokalen Beschränkung einen interessanten Blick über die unruhige Entwicklung
der Zimmer- und Saaldekorationen in der Zeit, die sich anfangs von der klassischen Antike
und dann sprungweise von Rokoko und Gotik nährte und an einer vermeintlichen Re-
naissance zugrunde ging. Aber es fmden sich darinnen Einsprengsel, die über die Mode
hinaus ihre Bedeutung haben. Die Mode in der Zimmermalerei war in jedem Status jener
Entwicklung sehr abwechslungsreich. Zierliche Kopien und Nachempfmdungen des
strengen Stils der pompejanischen Wanddekoration, Nachahmungen der späteren mit
einem Eguralen Wandgemälde auf einem ruhigen gleichmäßigen Grund; dann Schöpfungen
ähnlich denen, die aus der Villa der Livia bekannt sind, mit auf die Wand gezauberten
Gärten. Eine andere Gattung Vorlagen aus dem Anfang des Jahrhunderts bilden die
Säulenordnungen, die mit plastischer Wirkung sich an den Wänden hinziehen, unter-
einander verbunden durch bunte Draperien; sie gehören zu den weniger angenehmen
Vorbildern, der Häufigkeit dieser Vorlagen nach aber müssen diese kulissenartigen
Dekorationen sehr beliebt gewesen sein. Als die gotische Mode blühte, da hat die gemalte
Architektur an der Zimmer- oder Saalwand Orgien gefeiert; sogar altes Gemäuer, aus dem
Gras und Unkraut wuchert, konnte dieser gruselseligen Zeit als Zimmerschmuck zugemutet
werden. Weniger empfindsame Leute konnten sich mit gestreiften Mustern zufrieden
geben, die wir noch heute in den schottischen Tüchern bewundern und die als Flächen-
dekoration gegenüber jenen wüstenv Phantasien sehr wohltuend wirken. (Auf der
modernen Tapetenausstellung des Osterreichischen Museums im Jänner 1913 war
auch dieses Motiv wieder aufgenommen worden.) Verhältnismäßig gering war die
Anzahl an Blättern mit Rokokomotiven; wo diese aufgetreten sind, waren sie eine Nach-
ahmung architektonischer Wirkung, Formen mit gesuchter plastischer Wirkung. In der
Mitte des Jahrhunderts tauchen unter dem Einiluß der englischen Tapeten prächtige
Zimmermalereien auf, und unter den Vorlagen sind manche, die es mit der besten
englischen Tapete aufnehmen konnten. Unter diesen Blumenmustern sind solche, die in
ihrer Zartheit noch an Louis XVI erinnern, und alle Arten bis zu schweren wuchtigen
Formen; darunter Blättermotive von einer Großartigkeit, die wie ein Ausschnitt aus einer
Urwaldsinfonie wirken. Diese Vorlagen setzen von dem Handwerker ein Können
voraus, das man von einem Durchschnittsakademiker von heute nicht verlangen dürfte.
Die Zimmermalerkünstler von damals aber haben ihr technisches Können zum Teil