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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe I (1865 / 2)

In analoger Weise lässt sich die stylistische Entwickelung von der 
ältesten zur jüngsten Zeit an einer Reihe von Trinkschalen verfolgen, unter 
denen eine von Hieron (Nr. 48) und namentlich zwei ausgezeichnete von 
Duros (Nr. 46 u. 47) hervorzuheben sind. 
Zur Ergänzung dieser aus grösseren Vasen gebildeten Gruppen dient 
noch eine Reihe meist sehr kleiner Geüisse, die namentlich durch Mannig- 
faltigkeit der Form und Zierlichkeit der Technik sich auszeichnen. Eine 
hervorragende Stelle nimnit unter ihnen ein Trinkgefass in Gestalt eines 
Mohrenkopfes ein. Dr. H. Brunn. 
Die Sammlung von Webereien und Stickereien im öster- 
reichischen Museum '). 
(Früher Eigenthum des Cenonicus Dr. Bock in Aachen.) 
Es ist mit dieser nachgerade unter allen Archäologen und Kennern 
Europe's berühmt gewordenen Samiuhmg gegangen wie überhaupt mit den 
modernen archäologischen Studien: Anfangs aus einer der übrigen Welt 
unbegreiiiichen und auch oft unbewussten Vorliebe für das Alte, die von 
Vielen Schwärmerei geschulten wurde, hervorgegangen, haben sie allgemach 
bei wachsender Einsicht und veränderter Geschmacksrichtung praktische 
Bedeutung gewonnen. Die Zeit hat gelehrt, dass diejenigen, welche in 
dieser Beziehung für Thoren galten, weise Männer waren, indem sie vor- 
ahnend oder mit bewusster Ueberzeugung für die Zukunft arbeiteten und 
sammelten und diejenigen, welche sich die klugen Männer der Praxis dach- 
ten, haben sich zu jener Leute Ansicht bekehrt oder sind auf dem Wege 
es zu thun. 
Der frühere Eigentliümer und Gründer der in Rede stehenden Samm- 
lung, Dr. Franz Bock, Stiftsherr am Münster in Aachen, gehört auch zu 
den erwähnten Leuten, denen in Sachen von Kunstindustrie das Alte lieber 
ist als das Neue. Wie ein jeder Kunstfreund, namentlich wenn er Sammler 
ist, eine specielle Passion zu haben pflegt, so hatte auch er die seine und 
zwar auf Erzeugnisse mittelalterlicher Weberei und Stickerei. Das schien 
nun manchem sehr verwundersam, denn was er auf diese Weise zusammen- 
zubringen vermochte, konnte mit wenigen oder späten Ausnahmen dem 
blöden laienhaften Auge nicht viel anders erscheinen, denn als verschossene, 
zerfaserte, abgeriebene Fetzen oder doch gar traurige Ueberreste alter 
Herrlichkeit, die sich nur dem Seherauge dunkel eröifnete. 
Indess liess er sich durch dergleichen Urtheile, die gewiss nicht aus- 
geblieben sind, nicht irre machen. Mit Sammlergeist und Kennerblick ver- 
sehen, begünstigt auch wohl durch seine Stellung, die ihm Vertrauen er- 
weckte und Thüren erschloss, welche für Andere sieben Siegel tragen, 
') Dieser Aufsatz ist der Oesterr. Wochenschrift für Wissenschnft, Kunst und öfentl. 
Leben (Beilage der k. k. Wiener Ztg.) Nr. 31 v. J. 1864 entnommen. 
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