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Die Aufstellung der kais. Waffen geschah ohne theatralischen Schmuck,
einfach und sehr zweckmässig. Bei solchen Aufstellungen handelt es sich
eben nur darum, dass die Waffen sichtbar gemacht werden, ohne dass der
Beschauer durch ungehöriges Beiwerk gestört wird. Die Watfensammlung
selbst enthält einzelne recht interessante Stücke, ist aber weder an Anzahl
noch an innerem Werthe im entferntesten mit dem zu vergleichen, was
im Besitze des österreichischen Hofes, in der Ambraser Sammlung, im
k. k. Arsenale vor der Belvederelinie, in Laxenburg, der k. k. Gewehr-
und Sattelkammer zu finden ist.
Das Musle rät-rospectijf vereinigte die Kunstfreunde von Paris fast
vollständig. Mit Ausnahme einzelner weniger waren gleich beim Beginne
der Ausstellung alle Amateurs in den oberen Räumen des Industriepalastes
zu finden; im letzten Augenblicke entschlossen sich noch Thiers und
Pereire, an der retrospectiven Ausstellung Theil zu nehmen, um in dem
glänzenden Kreise französischer Mlicenaten nicht zu fehlen. Freunde alter
Kunst verweisen wir auf die Berichte der Gazette des beaux-arts und den
Katalog, der für den grössten Theil der Besucher der Ausstellung leider
sehr spät an das Tageslicht zu treten scheint. Für die moderne französische
Kunstindustrie war diese Ausstellung von enormem Werthe. Man sah dort
mit einem Male alles vereinigt, was in einzelnen Privatsammlungen 0B:
schwer aufzusuchen ist. Der französische Kunsttechniker ist seit langer
Zeit her schon gewohnt, Arbeiten ähnlicher Art nicht als Curiositäten zu
betrachten, sondern als Mittel, den Kreis seiner Anschauungen zu erweitern,
seinen Geschmack zu bilden und auf diese Weise sich und die Nation zu
bereichern. Es gab wohl keinen Zweig der älteren französischen Kunst-
industrie, der in dem Musäe räirospectzf nicht glänzend vertreten gewesen '
wäre. Aber auch nicht-französische Kunst, italienische Bronzen und Mo-
saiken, venetianisches Glas, antike Bronzen, orientalische Fayencen und
Gläser u. s. f. waren in überraschender Zahl und in schönen Exemplaren
zu finden. Das Verdienst, diese Abtheilung arrangirt zu haben, gehört in
erster Linie den Herren Emils Galichon, Louvrier de Lejolais,
Alfred Darcel, Albert Jacquemart und Baron de Monville.
Die Ausstellung des Mumie rätrospectif aber ist eine nur vorüber-
gehende Institution und die französischen Kunstlreunde werden lange zu
arbeiten haben, bis sie es zu einer definitiven Organisation gebracht haben
werden, die im österr. Museum eine vollendete Thatsache geworden ist.
Denn das, was in Paris erst vorbereitet wird, ist im österr. Museum schon
durchgeführt; das, was auf diesem Felde angestrebt wird, bereits, so weit-
es die Räumlichkeiten erlauben, erreicht. Das österr. Museum hat nach
dieser Seite hin eine viel breitere Basis als die Union (zentrale und eine
Praxis, die viel liberaler und gegen die Kronländer viel wohlwollender
ist, als es die Franzosen in Paris sein können oder vielleicht auch wollen.
Wir erwähnen dies vorzugsweise aus dem Grunde, weil einige Franzosen