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nach Bildung unter den Gewerbtreibenden. Und ebenso mehren sich die Beweise, dass 
solche Studien nicht unfruchtbar bleiben. Eclatante Beispiele dafür lieferte die Weih- 
nachts-Ausstellung in den Nachbildungen antikenGoldschmuckes, so dass abermals ein Kunst- 
indusrriegebiet, welches sich bis dahin wenig zugänglich zeigte, für die Reform des Ge- 
schmackes gewonnen erscheint. 
Die wirthschaftliche Krise musste sich der Natur der Sache nach ganz besonders 
in denjenigen Geschaftskreisen fühlbar machen, welche zu dem Museum in Beziehungen 
stehen. Durch den Luxus, welcher die Jahre vorher geherrscht hatte, und durch das 
Bestreben, auf der Wiener Weltausstellung mit Ehren, womöglich mit Glanz zu bestehen 
neben den Leistungen des ganzen Auslandes, war unser Kunstgewerbe genorhigr worden, 
die Capirals- und die Arbeitskraft auf das Höchste anzustrengen; und mit geschäftlichen 
Einrichtungen von einem Umfange, welche den anormalen Zustanden der Zeit von 1868 
bis 1873 entsprach, sah es sich plötzlich einer weit unter das Normale herabgedrückten 
Nachfrage gegenüber. Wo bisher verschwendet worden war, bequemte man sich nun 
gezwungenermassen oder aus übertriebener Sorge zu der aussersten Sparsamkeit, von 
welcher in erster Linie dieienigeProduction betroffen wird, welche dem Schmucke des Lebens 
dient. Diese Lage der Dinge forderte zu ernster Betrachtung auf. Denn darf man auch 
hoffen, dass die Bedrangniss vieler Geschäftszweige nur eine vorübergehende sein werde, 
so kann doch schon eine verhaltnissmassig kurze Stockung Entmuthigung verbreiten und 
die Früchte langjährigen Strebens und Wirkens auf diesem Gebiete vernichten. Die Di- 
rection des Museums glaubte dem gegenüber nicht massiger Zuschauer bleiben zu dürfen, 
war vielmehr bemüht, durch Anregung und Vermittelung von Auftragen, sowie 
anderseits durch die Einrichtung einer Weihnachts-Ausstellung die Beziehungen 
zwischen Consumenten und Producenten im Allgemeinen lebendig zu erhalten. Speciell 
zur Förderung der in so hoffnungsvoller Weise sich entwickelnden Bronzeindustrie 
und der verwandten Geschäftszweige (Goldschmiede-, Emailleur-, Graveurkunst, Eisem 
guss u. s. w.) wurde nach dem Vorbilde der i-Reunion des fabricants de bronze de la 
ville de Paris: eine Gesellschaft gegründet, deren Aufgabe es ist, alle wissenschaft- 
lichen und technischen Fortschritte auf dem bezeichneten Gebiete zu verfolgen und nach 
Möglichkeit für die heimische Industrie nutzbar zu machen und die Interessen derselben 
auch nach der mercantilen Seite hin sowie in Fragen der Gesetzgebung und Verwaltung 
zu wahren. Ueber die Enquete, welche zur Gründung der Gesellschaft führte, ist in 
Nr. x03 der "Mittheilungenu Bericht erstattet worden; Nr. loS enthält die Statuten. Die 
Gesellschaft ist unter lebhaftester Theilnahme der betrelfenden Industriellen wie auch der 
Kunstverwandten und des kunstliebenden Publicums am 23. November 1874 constituirt 
worden und wir hoffen in Zukunft über ihre Wirksamkeit Erfreuliches berichten zu können. 
Eine andere, höchst dankenswerthe Anregung ging von einem Curator des Museums 
aus. Se. Exc. Graf Johann Waldstein-Wartenberg setzte nämlich im Januar 1874 
einen Preis von zooo H. aus in der Absicht, ein Decorationsmittel für die Aussenwande 
der Hauser zu gewinnen, welches sich namentlich für ornamentale, der Architektur sich 
anpassende, beziehungsweise die architektonische Gliederung und den plastischen Schmuck 
ersetzende Malerei eignet, an und für sich, insbesondere aber bei unseren klimatischen 
Verhältnissen dauerhaft und unter dem Gesichtspunkte der Herstellungskosten allgemein 
zugänglich ist. Die Aufgabe kann sowohl literarisch als künstlerisch gelost werden. also 
durch Nachweis und Begründung einer gewissen Methode oder durch praktische Aus- 
führung einer solchen. 
Bewerber um diesen Preis, welche entweder in der östern-ungarischen Monarchie 
geboren oder daselbst ansässig sein müssen, hatten ihre Einsendungen bis r. Octbr. 1874 
an die Direction des Oesterr. Museums zu richten. Es gingen im Ganzen 7 Bewerbungen 
ein. Proben der Decorationsmittel bleiben zunächst der freien Luft durch langere Zeit 
ausgesetzt, damit die aus Mitgliedern des Curatoriums, des Museums und der Schule be- 
stehende Commission, welche sich noch durch einen Chemiker verstärkt hat, in die Lage 
kommt, die Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Verfahrungsarten gegenüber der Wit- 
tenmg zu beurtheilen. 
Die von dem k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht eingesetzte, unter dem 
Vorsitze des Directors des Museums ragende fachmännische Commission für den 
Zeichenunterricht hat den ersten Theil ihrer Aufgabe: das Entwerfen von Lehr- 
planen und lnstructionen für den Zeichenunterricht und die Herstellung von Vorlagen- 
werken, welche mit jenen Lehrplänen in Uebereinstimmung sind, erledigt; über die Vor- 
lagenwerke enthält der fünfte Abschnitt dieses Berichts das Nähere. Die Thätigkeit dieser 
Cornmission im abgelaufenen Jahre ist vornehmlich durch die Beurtheilung von Lehr- 
mitteln aller Art in Anspruch genommen worden. Das erste Verzeichniss der zulässigen 
Vorlagen, Lehrbücher und Bibliothekswerke wurde bereits in dem Verordnungshlatte des 
k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht publicirt. Neuestens hat die Commission 
Vorschlage zur Regelung der fachmännischen Inspection des Zeichenunterrichts erstattet.
	        
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