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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 3)

Es sind Episoden aus dem griechisch-bulgarischen Krieg, zugleich malerisch und 
dramatisch dargestellt. Von allen Standpunkten aus betrachtet, hat Scott hier Vorzügliches 
geleistet. Drei dieser historischen Denkmäler wurden vorn König Konstantin von Griechen- 
land angekauft. 
Das Bild von Guillonnet „La courte-pointe rose" fällt angenehm auf: eine nackte 
Louis XV-Dame, welche soeben ihr rosa Gewand abgelegt hat. Aus dieser Sinfonie 
in Rosa hebt sich die bläulich-weiße Perrücke unendlich vorteilhaft ab. Das Ganze ist 
harmonisch, künstlerisch schön. 
Die Landschaften von Meister Henri Jourdain sind immer magistrale Leistungen: 
am besten gefiel mir diesmal eine Schneelandschaft in der Abenddämmerung. 
Madame Jeanne Contal erntet hier auch bedeutende Erfolge. Ihre Miniaturen sind 
entzückend; außerdem macht sie auch eine Art aquarellierter Zeichnungen beinahe ganz 
ohne Konturen, welche ungemein zart und künstlerisch wirken. Wie hingehaucht sehen 
die Bilder aus; der Bleistift ist nicht für Striche, sondern nur für gewisse Schattenpartien 
fiächenweise verwendet. 
Von Faux-Froidure kann man sagen, daß sie trotz der vielen glänzenden Schüler, 
welche ihrer Manier nachstreben, unerreicht bleibt. Es gebührt ihr unbedingt die Palme 
als erste und beste Blumenmalerin in der Pariser Künstlergilde. Zwölf herrliche Blumen- 
stücke beweisen dies aufs Neue. Den Glücklichen, welche sich den Ankauf solcher Werke 
leisten können, wird die Wahl schwer gemacht. Auf demselben Gebiet ist Ernest Filliard 
ebenfalls ein schätzenswerter Künstler, wenn auch in einem ganz andern Stil. Seine Bilder 
sind viel nüchterner, von sehr einfachem Arrangement, jedoch sehr sympathisch in der 
Harmonisierung der Farben; zumeist dunkler Hintergrund und das Ganze wie von einer 
Patina überschleiert. 
Andre Devambez beweist seine unerschöpfliche geistreiche Phantasie in Komposi- 
tionen zur Illustration von bekannten Märchen und Fabeln. 
Albert Guillaume erntet immer wieder Beifall und Lachen in dem Fach der Komik, 
in der Aktualität. Hierin trilft er stets das richtige Wort für den richtigen Typus. Als 
Beobachter der Menschen und ihrer kleinen Eitelkeiten ist er einzig in seiner Art, ohne 
jemals in Derbheit auszuarten. 
Die durchgeistigten Physiognomien von Edgar Maxence haben ein gewisses mittel- 
alterliches Gepräge; sie nehmen sich in den fein dazu gestimmten, zumeist runden Rahmen 
sehr gut aus. Elisabeth Sonrel ist offenbar eine Schülerin von Maxence. 
Man müßte eigentlich hier sämtliche Aussteller lobend erwähnen. Die Landschafts- 
maler sind durchwegs sehr gut, fast lauter bekannte Namen wie Emile Adan, l-Ienri 
Duhem, Victor Gilbert, Marie-Faule Carpentier, Georges Claude, Gaston Le Mains, Luigi 
Loir, Paul Lecomte, Jules Le Blaut, Pujol, Saint-Germier, Vuillier und Pierre Vignal. 
Die Kindertypen von Geo sind lebensfrische Darstellungen aus dem Treiben der 
Kleinen. Nur über die wässerigen Porträte von Maurice Faure könnte man einigermaßen 
unmutig werden. Die Volksbilder aus der Bretagne von Alexis Vollon sind nach alter 
Manier sehr genau, aber mit feinem künstlerischen Empfinden gemalt. 
Gleichzeitig findet nicht weit von der rue de Seze, in der Galerie Chaine ä Simonson, 
die Ausstellung einer andern Gruppe von Aquarellmalern statt. Diese nennt sich: „Societe 
Internationale de la Peinture a l'eau" und wurde vor neun Jahren von Gaston La Touche 
gegründet. Das Hauptkontingent der diesjährigen Ausstellung besteht aus Bildern des ver- 
storbenen Meisters. Man kann hier beurteilen, wie vielseitig dieser Künstler war. Die- 
jenigen, welche vor allem seine farbensprudelnden Feuerwerkeßekte als Dekorationsmaler 
im Gedächtnis haben, werden darüber staunen, daß Gaston La Touche ernste Sujets und 
einfache Landschaften mit dem feinsten künstlerischen Verständnis für intime Effekte 
ausgeführt hat. „Le chemin mouille" drückt die ganze schwermütige Stimmung eines 
regnerischen Wintertages auf dem Lande in geradezu fesselnder Weise aus. Die Kreuz- 
abnahrne ist mit religiösem Sinn gemalt. Daneben sehen wir eine dramatische Szene aus
	        
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