hat von ihm nichts gebracht, und selbst das sorgfältige Thiemesche Künstlerlexikon
erwähnt ihn nicht einmal. Und doch verdient er neben den Frankfurter Nazarenern Pforr,
Passavant, Steinle, Veit genannt zu werden. Ja er hat Qualitäten entwickelt, welche in
ihrem und manch anderer Gleichzeitiger Werk nicht vorhanden sind. Es gibt Bildchen von
einer rein malerischen Haltung, die damals äußerst selten war; Bildnisse, Kinderszenen,
genrehafte Legenden, die so innig und wahr empfunden, so trefflich gemalt sind, daß man
nicht begreift, wie ein solcher Maler in völlige Vergessenheit sinken konnte. Allerdings ist
er kein Führender gewesen, und das kleine Format seiner Bilder und Zeichnungen über-
schreitet er selten. Aber was ihn als Künstler bedeutsam macht, sind Werte, die keinem
Wandel der Zeit unterliegen und an kein Format gebunden sind: Echtheit und Süße der
Empfindung und unbedingte Klarheit der Darstellung. Das und seine zeichnerische wie
malerische Gediegenheit heben ihn über eine bloß lokale Bedeutung weit hinaus.
Paul F. Schmidt
EUE WERKE ZUR SPITZENKUNDE. Marie Schuette hat als s. Band
der „Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler" (Berlin, C. Schmidt ä Co., 19:4)
unter dem Titel „Alte Spitzen" eine sorgfältige und verständige Zusammenstellung unserer
heutigen Kenntnisse auf diesem Gebiete unternommen. Daß die Verfasserin sich stark an
die vorhandene Literatur anlehnt, ist kein Fehler, sondern ein Vorzug, um so mehr als sie
die Quellen nicht verschweigt und dadurch auf weiteres Eindringen hinweist; auch fehlt
es ihr keineswegs an eigener Anschauung und selbständigem Studium. Der technischen Seite
ist mit Recht ein breiter Raum zugewiesen; die zahlreichen Abbildungen sind zum Teile
in größerem als natürlichem Maße gehalten, was sich besonders bei Rasteraufnahmen
empfiehlt, die ja nicht wie Lichtdrucke unter dem Vergrößerungsglase betrachtet werden
können. Nützlich ist auch das Verzeichnis der Fachausdrücke. Im ganzen kann das Buch
als sehr gute Einführung in die Spitzenkunde und als ernste Grundlage zu weiteren Studien
empfohlen werden. "
Nur kurz erwähnt sei, daß nun auch ein schwedisches Handbuch der Spitzenkunde
erschienen ist, unseres Wissens das erste in dieser Sprache: „Äkta Spetsar" von Elisabeth
Thorman (Stockholm, P. A. Norstedt 8: Söners). Der Text schließt sich, nach Mitteilung
der Verfasserin, hauptsächlich an die Studien des Rezensenten" an; doch müssen wir
schon in dem beigebrachten Abbildungsmateriale (nach ausgeführten Spitzen und Gemälden)
einen selbständigen Wert der Arbeit erkennen und möchten deshalb auch deutschen und
anderssprachigen Bibliotheken die Erwerbung des kleinen Werkes empfehlen.
In dem reichen Abbildungsmateriale besteht für den deutschen Leser auch der
Hauptwert eines dritten hiehergehörigen Werkes: „Old Italian Lace" von Elisa Ricci
(London und Philadelphia, 1913, 2 Bände). Der erste Band umfaßt die Nähspitzen, der
zweite die geklöppelten Arbeiten Italiens. Die Einteilung ist nach großen Gruppen erfolgt,
die allerdings mehr den italienischen Bezeichnungen als den bei uns üblichen Anschau-
ungen entsprechen.""""
Der Abschnitt über die volkstümlichen Arbeiten der Abruzzengegenden hat für uns
noch dadurch Interesse, daß er unseren volkstümlichen Erzeugnissen ganz nah verwandte
Arbeiten zeigt, so vor manchem voreiligen Schlusse bewahren kann und sonst vielleicht
auch zum Nachdenken anregt. Doch ist dies natürlich nur ein Nebenpunkt unter den zahl-
reichen Anregungen, die das so reich ausgestattete Werk bieten kann. M. Dreger
"' Betreffs der ägyptischen Flechtarbeiten (Abb. 95), die auf Seite 125 als Vorstufe der Klöppelspitzen
angegeben werden, möchten wir auf die Arbeit von Frau Luise Schinnerer „Antike Handarbeiten" (Wien 1895)
hinweisen.
M" „Entwicklungsgeschichte der Spitze, z. Aufl. Wien (A. Schroll k Co.) rgro.
"u Nach unserer Auffassung kommen dadurch öfter (z. B. unter der Bezeichnung „Punto in aria") wohl
allzu verschiedene Dinge zusammen. Auch erkennt man z. B. für die Zuweisung in die Gruppe der Genueser
Spitzen keine eigentlich zwingenden Gründe; es sind die bildlichen Belege dort auch großenteils niederländischen
Gemälden entnommen. Ebenso scheinen besonders bei den Netzarbeiten jüngere volkstümliche Arbeiten
in die Gruppen früherer Jahrhunderte gelangt zu sein. Ein Inhaltsverzeichnis ist dem Werke nicht beigegeben.