Jahre in Meißen tätig, be-
vor er die Leitung in Ber-
lin übernahm und hier ein
so selbständiges, jeden
fremden Einiiuß zurück-
weisendes Regiment führ-
te, daß es andern Bild-
hauern kaum möglich
war, sich neben ihm zu
behaupten. Meyers Ei-
genart spricht sich in
einem lebhaft bewegten
Umriß der Figuren aus,
die er durch eine ge-
wohnheitsmäßig wieder-
holte Körperhaltung er-
reicht. Ab und zu ver-
schwindet aber seine
Manieriertheit, und dann
zeichnen sich seine Mo-
delle durch ungezierte
Einfachheit, Unmittelbar-
keit der Beobachtung und
Geschlossenheit der Sil-
houette aus.
Eines seiner besten
Modelle ist die hier abge-
bildete, auf Wolken schwebende Venus, zu deren Füßen ein kleiner Amor
ruht. Es ist eine Arbeit aus dem Jahre 1765. Kann man seinen gegen
Ende der sechziger Jahre modellierten Figuren und noch mehr den
späteren auch eine gewisse Leere nicht absprechen, so ist es doch
sicher, daß das feine deutsche Rokoko in Berlin noch eine überraschende
Nachblüte erlebt. Diese anerkennenswerten Leistungen gipfelten in dem
großen Tafelservice für Katharina II. von Rußland, das der König für
seine mächtige Verbündete bestellte. Für die Ausführung des iiguralen
Tafelaufsatzes wurde der jüngere Bruder Meyers, Wilhelm Christian, ein
Bildhauer, der in der Regel Arbeiten der Großplastik ausführte, heran-
gezogen. Er hat auch sonst eine Reihe von Gruppen und Figuren
modelliert, die sämtlich verwandtschaftliche Züge mit der französischen
Rokokoplastik aufweisen. Namentlich was die satirischen Gruppen und
die Berliner Straßenliguren betrifft, zeigt sich, daß er es auch versteht,
sehr charakteristische lokale Züge zur Geltung zu bringen, wie zum
Beispiel in der Gruppe der malenden Affen, mit ihren auf die Kunstrichtungen
der Zeit gemünzten Anspielungen, in den Modeliguren und andern Zeit-
Allegorische Gruppe : Die Vermählung des Dauphin mit Marie Antoinette
von Österreich, Wilhelm Christian Meyer, x77o