Krempe trägt, und neben einem vierkantigen Sockel
mit Vase steht, erwarb neuerdings das Straßburger
Kunstgewerbernuseumß
Glücklicherweise haben sich von Niederweiler so-
wohl das Formenbuch mit Künstlernamen, das Preis-
verzeichnis aller Waren unter genauer Gruppierung
der figürlichen Arbeiten und das 1832 von C. I-I. Lan-
frey nach Aufzeichnungen seines Vaters verfaßte
„Geheimbuch" erhalten, deren Herausgabe in einem
umfassenden Werke von Karl Roemmich vorbereitet
wurde und durch dessen soeben erfolgten Tod hoffent-
lich nicht verzögert wird.
Da manche hervorragende Figuren dieser Manu-
faktur unbezeichnet sind, darf man in dem vom Vor-
stand der Gesellschaft für lothringische Geschichte
und Altertumskunde angekündigten Werke wichtige
Aufschlüsse erwarten.
Liederverkäuferin, _ _ _
Niederweiler(Kunsrsewerbe- Die Sammlung Emest Schneider besitzt das aller-
museum zu Straßburg im
E1585) liebste „tanzende Mädchen" in elfenbeinweißer Glasur,
das durch seine Modellierung hervorragt. Es ist be-
zeichnet I in Braun, stammt also aus der Zeit, da die Fabrik dem Comte
de Custine gehörte (seit r774) und mißt zoo Millimeter Höhe. Daselbst
ist auch das zarte Figürchen der „Drehleierspielerin", die in sehr koketter
Haltung ihr Instrument unter dem linken Arme hält, dabei ganz ländlich
gekleidet ist, mit weißem Kopftuch und weißer Schürze, blau und mangan
gestreiftem Rock, rot gestreiftem Mieder und aufgeschlagenen Hemd-
ärmeln (Höhe x30 Millimeter). Ein gleich hohes Gegenstück dazu bildet
daselbst der „Winzer", ebenso ausgezeichnet durch vollendete Modellierung
und Farbengebung. Er steht an eine hohe Butte gelehnt, die mit Wein-
trauben gefüllt ist, sein roter Rock ist mit weißen Wellenlinien gemustert,
seine Hose rot-weiß gestreift, sein Hemd offen (Höhe x 30 Millimeter). Wie
alle diese unbezeichnet, aber derber ist die kleine pausbäckige „TrommlerirW
(Höhe 165 Millimeter).
Eine der besten Leistungen von Niederweiler, die fein bemalte „Lieder-
verkäuferin", mit einem Pack „chansons" unter dem linken Arm, gehört
dem Straßburger Kunstgewerbemuseum. Sie hat ein rotes I-Iäubchen mit
weißer Spitze, eine blau geblumte Jacke zum rot und gelb gestreiften Rock
und gelbe Schuhe (Höhe 170 Millimeter).
Niederweiler werden auch die nicht so feinen, ein wenig steifen, aber
für den Zeitgeschmack charakteristischen Gestalten einer kindlichen Dreh-
orgelspielerin und eines Knaben zugezählt, der mit einem aufwartenden
Meerschweinchen durch die Welt zieht. Sie trägt ein weißes Kopftuch zum
"' Abbildung bei Walter L. Müller, Neuerwerbungen des Städtischen Kunstgewerbemuseums in Straß-
burg. (Cicerone V, S. x37.)