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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 5)

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die gerade die Brunnen auszuzeichnen pflegt und ihnen etwas so Lebendiges 
gibt. Brunnen dieser Art stehen nicht in einem Palasthof oder einer Park- 
ecke, sondern auf einem Marktplatz, dessen reges Treiben um ihre Stufen 
spielt. Etwas Derartiges ist der Fischbrunnen, den die Stadt nach Zerstörung 
eines älteren durch Wolf Dietrich auf dem Griesplatz errichtete (Abb. 6); es 
dürfte dies nach einer auf die Bemalung des Brunnens bezüglichen Zahlung 
um 1620 geschehen sein. Er ist jetzt an einer platzartigen Verbreiterung der 
Hofstallgasse ungemein malerisch aufgestellt; im Sommer ragt der wilde 
Mann, den die Brunnensäule trägt, in dichte Baumkronen hinein, im Winter 
bildet er eine scharfe, ausdrucksvolle Silhouette. Die Brunnenfigur gehört 
einem Vorstellungskreis an, den man eine Art populärer Mythologie nennen 
möchte; diese wilden Männer, die schon die Spätgotik gern verwendet hatte, 
sind noch lange beliebt geblieben, zeitlose Märchenüguren, über deren Sinn 
und Herkunft man sich den Kopf nicht viel zerbrach. Wie die Figur etwas 
Volkstiimliches hat, so ist der ganze Brunnen ein richtiger Marktbrunnen; um 
das Becken laufen Fischkästen, die ihrer Bestimmung zu dienen niemals auf- 
gehört haben; die Fischhändler, die hier ihren Markt abhalten, verwahren 
darin ihre Ware, und des Freitags blickt der wilde Mann noch heute auf 
ein munteres Treiben herab. 
Der Brunnen ist Dekoration 
und Nutzarilage zugleich, 
schmückt den Bürgern die 
Stadt und dient gleichzeitig 
ihren Geschäften. 
In noch viel höherem 
Maße gilt dies von dem Flo- 
rianibrunnen aufdem Ludwig 
Viktor-Platz, dem ehemali- 
gen Marktplatz von Salzburg 
(Abb. 7); diesen Brunnen 
kann man wirklich den Mit- 
telpunkt der Bürgerstadt nen- 
nen, und seine lange Bauge- 
schichte zeigt, wie sehr ihn 
die Bevölkerung als ihr Ei- 
gentum empfand und ihm zu 
allen Zeiten besondere Pflege 
angedeihen ließ. Der von 
alters her dem Feuerpatron 
St. Florian geweihte Stadt- 
brunnen wird 1488 zum er- 
stenmal genannt; 1554 hat 
der Baumeister Christoph 
Abb. 5. Susannabrunnen im Mirabellganen Wiesinger, wohl ein Ab- 

	        
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