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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 6 und 7)

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Die überragende künstlerische 
Größe der Platte wirkt in dem Rahmen 
der zeitgenössischen Straubinger Pla- 
stik so unvermittelt und überraschend, 
daß man bisher kaum den Versuch 
einer Erklärung und stilistischen Ent- 
wicklung wagte. Leonhardt, der nur 
flüchtig die Frage anschnitt, nimmt 
ohne nähere Beweise einen starken 
schwäbischen Einfiuß an, der aber 
meines Erachtens jeder Berechtigung 
entbehrt. Dagegen vermutet Riehl, daß 
das Monument, zumal es aus Salzburger 
Marmor gearbeitet sei, auswärts, das 
heißt „in der Inn- und Salzachgegend, 
wo ein hübsches Vergleichsobjekt das 
prächtige Hochgrab Aribos von 1395 
bis 1400 in Kloster Seeon biete, bestellt 
oder ein Künstler für dasselbe berufen 
worden sei". Riehl war damit auf der 
richtigen Fährte, versäumte jedoch, 
sie weiter zu verfolgen und übersah "tutvomii'zäf:ß'r'äägzfägsh'""" Vogel 
infolgedessen, daß beide Werke in 
unmittelbarem Zusammenhang stehen (Abb. 16). Die Art und Weise, wie 
die vier Engel an des Herzogs Grab sich in die Hohlkehle schmiegen und 
wie der Engel zu Häupten Albrechts das Banner entfaltet, entspricht so 
vollkommen der Anlage und den einzelnen Motiven der Aribotumba, daß 
diese als das unmittelbare Vorbild angesehen werden mußf Laut der 
Inschrift war das Seeoner Monument schon zwei Jahre vor dem Tode 
Herzog Albrechts begonnen worden, also müssen wir es wohl als das 
ältere betrachten, und das besagt auch ohne weiteres der ganze Stil des 
Werkes, in erster Linie die bewußt strenge heroische Auffassung der 
Gestalt Aribos. 
Zwischen beiden Werken steht ein drittes, das nicht weniger für die 
Lösung der Albrechtstumba von Einfiuß gewesen sein dürfte, die Tumba 
des Pfalzgrafen Rupert Pipan, gestorben im gleichen Jahre -- 1397 - wie 
Herzog Albrecht, in der St. Martinskirche in Amberg (Abb. 17)." Nicht von 
der künstlerischen Schönheit und Feinheit wie Aribos Bild - das ließ schon 
der grobkömige Sandstein nicht zu -, hält es im wesentlichen an der alten 
strengen Weise des XIV. Jahrhunderts mit der nur um ein kleines von der reinen 
Vertikale abweichenden symmetrischen Anlage der Gestalt des Fürsten fest, 
 
' Über das Seeoner Stiftergrab vgl. Ph. M. Halm, Hans Beider, a. a. 0. S. 42x ff. 
"' Die Kunstdenkrnäler des Königreichs Bayern. II. Bd., Oberpfalz und Regensburg. Heft XVI, S. 84 B1, 
Taf. VIII.
	        
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