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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 6 und 7)

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Wirklichkeit lautete: „Über das Bild des Lebens den Hauch des Todes 
zu breiten." So entlehnte der Steinmetz dem warmen pulsierenden 
Leben alle die einzelnen charakteristischen Züge, die gefurchte Stirn, die 
flachen Schläfen, die hohen Augenbogen, die wohlgeformte Nase, kurzum 
alle das Werk zu einem streng individualisierten Porträt stempelnden 
Faktoren, die er nicht, wie etwa Hans Heider bei dem Bildnis Farchers, 
in allgemeiner Form skizzierte, sondern denen er mit spürendem Auge 
in ihren Detailformen nachging. Dem so dem Leben und der Wirklichkeit 
abgeschriebenen Bilde prägte er die nur im Geiste erschauten Züge 
des Todes ein. Tief eingesunken in die Höhlen sind die im Schlafe 
geschlossenen kugeligen Augen mit ihren dünnen, feingeschnittenen Lidern, 
schlaff scheint die Haut 
über den Backenknochen 
zu lagern, und kraftlos ha- 
ben sich die Mundwinkel 
nach unten verzogen. So 
schildert der Meister in 
durchaus glaubhafter Art 
des Todes Abglanz auf den 
Zügen des Lebens, wahr 
und ernst und fast groß 
und feierlich. In keinem 
zweiten Werk dieser Zeit 
und dieses Gebietes hat der 
monumentale Geist der vor- 
hergehenden Epoche sich 
mit dem Wahrheitsdrange 
der späteren Zeit zu solch 
einheitlicher Wirkung und 
solchem klaren Formenaus- 
druck vermählt. Die Unter- 
suchung über die zeitliche 
Entstehung des Werkes führ- 
te aus vergleichenden Er- 
wägungen heraus und nach 
Maßgabe des ergänzten To- 
desdatums zu der Zeit um 
1415. 
Stellen wir nun die 
Platte des Petrus Pienzen- 
auer der Deckplatte des 
Straubinger Hochgrabes 
gegenüber, so läßt sich 
_ _ _ _ Abb. 18. Deckplatte der Tumba des Propstes Petrus Pienzenauer 
die obige Charakteristik des m der Stiftskirche in Berchtesgaden 
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