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gerade diese Not ward dem Künstler zur Tugend, indem er den Kopf zu
einer Art Idealbildnis verklärte, das aber, fern von jenem Ernst und der
hieratischen Strenge des Aribokopfes, gerade durch die auf allgemeinem
Naturstudium "gründende Vortragsweise und durch den Ausdruck gott-
ergebenen Schlummers uns menschlich näher gerückt wird. Dem seligen
Frieden des Schlafes, in dem der Jenseitsgedanke sich verkörpert, ist die
unerbittliche Majestät des Todes, wie sie Heider uns in Aribos Bild vor
Augen stellte, gewichen. Gläubige Hoffnung schwebt über Herzog Albrechts
Zügen.
Aus diesen stilvergleichenden Erwägungen dürfte klar erhellen, daß die
Straubinger Bildnisplatte nach dem Monument des Propstes Pienzenauer,
also nach dem Jahre 1415, entstanden sein muß. Ziehen wir außerdem noch
die Platte des Abtes Johann Zipfler, gestorben 1417, im Kloster Raiten-
haslachfk die unmittelbar nach dessen
Tod gemeißelt wurde, heran, so ver-
weist der engverwandte Faltenwurf
die Entstehung der Albrechtstumba
auf die Zeit um 1420. Und damit
stimmen auch gewisse waffentechni-
jsche Neuerungen, wie die Scharnier-
schienen der Unterarme überein, die
die Rüstung als eine Weiterentwick-
lung jener des Dietrich Steinberger,
gestorben 1414 (Abb. 10), und Dietrich
I-Iofer, gestorben 1416 (Abb. 11),
erkennen lassen. Diese stilkritischen
Resultate erfahren noch durch den
Umstand eine Bekräftigung, daß Jo-
hann von Straubing-Holland, Bischof
von Lüttich, den gestifteten Jahr-
tag für seinen verstorbenen Bruder
Albrecht am 27. September 1422 be-
stätigt.
Für die Herkunft der Albrechts-
tumba aus Salzburg und die Bezie-
hungen zwischen ihr und dem Grab-
monument des Petrus Pienzenauer
bietet die-Grabplatte des Propstes
und Archidiakons Jakob Hinderkircher,
gestorben 1420, im Kloster Gars am
Inn (Abb. 21) einen weitern Beleg.
denn auch sie kennzeichnet sich
Abb. 21. Grabplatte des Propstes Jakobus l-linder- "' Ph. M. Halm, Hans Beider, a. a. 0. S. 446,
kircher in der Klosterkirche zu Gars am Inn Abb. 21 u. 22.