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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 6 und 7)

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kommen aus dem Rahmen der zeitgenössischen und ortsüblichen Sepulkral- 
plastik heraus. Unter einem Kielbogen hebt sich von einem Kruzifix die 
Halbiigur eines Erbärmde-Christus ab, an die sich unten drei Engel mit 
Marterwerkzeugen anschrniegenf" Zu unterst knien Stifter und Stifterin in 
kleinen, etwas verunglückten Figürchen. Die Zwickel zu Seiten des Kiel- 
bogens füllen, den Personiiikationen von S01 und Luna auf romanischen 
Bildwerken nicht unähnlich, die Brustbilder 
von Maria und Johannes. Sowohl diese als 
namentlich der Schmerzensmann zeugen 
von tiefer Empfindung, dabei zugleich von 
trefflicher Naturbeobachtung, die sich zum 
Beispiel in der Behandlung der rechten 
Achselpartie oder in der Art, wie Christus 
mit Daumen und Zeigefinger die Seiten- 
wunde zu öffnen sucht, glücklich bewährt. 
In dem nächsten Werk, das genau wie 
der Stein des Jodokus Geßler wieder durch 
die Jahrzahl 1464 am oberen Bildrand sicher 
datiert ist, behält der Meister mit geringen 
Abweichungen die gewohnte architektoni- 
sche Gliederung bei (Abb. 41). Unter dem 
Kielbogen steht vor einem von drei Halb- 
iiguren gehaltenen Bahrtuch, auf einem 
Löwen mit dem Wappen der Zeller, der 
Verstorbene in schlichter Schaube, bar- 
häuptig mit gefalteten Händen. Zwei nackte 
Mohreniigürchen in den oberen Zwickeln 
halten die Wappen der Regeldorfer und 
Lehner. Die Umschrift lautet: „Anno drTim" 
cccc" 1 x xx ij Jar starb der Ersam vnd Beys 
Caspar Zeller (am montag vor Dionysy) dem 
got genadß" 
Bei aller Sorgfalt in den Einzelheiten, , , , 
besonders in den architektonischen Details Abb_46_ Gmmn-ndesGmmchenjohannes 
und den Bahrtuchhaltefn sind doch  Gmainer in der Smjakobs-Pfarrkirche zu 
Schwächen des Werkes unverkennbar. Küm- Straubmg 
merlich und ungeschickt hängen die Wappenträger in den Zwickeln, ganz 
vergriffen in den Verhältnissen aber ist namentlich die I-Iauptiigur mit dem 
' Ikonographisch interessant ist der linke Engel mit dem bündelartigen Attribut, das als die Lanzenspitze 
des Longinus zu deuten ist. Sie kennzeichnet sich durch die knebelartigen Flügelenden an der Dülle und die 
Drahtverschnürungen am vorderen Ende des Eisens. Man vergleiche hierzu die Abbildung einer Nachbildung 
des angeblich bei den Insignien des heiligen Römischen Reiches befindlichen Originals in Band V (1890) der 
Kataloge des Bayrischen Nationalmuseums, Taf. XII und Nr. 265, ferner Stadler-Ginal, Vollständiges Heiligen- 
Lexilton, Band III, S. 858. 
"' Die eingeklammerten Worte stecken im Boden. Vgl. Wimmer, a. a. 0. S. 755. - Riehl, a. a. O. 
S. 213.
	        
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