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großen Kopf auf den schmächtigen Schultern (Abb. 42). Und doch will mir
scheinen, daß Meister Erhart in dem ernsten, sorgfältig durchstudierten
Antlitz uns sein bestes Bildnis hinterlassen hat, das besonders im Verhältnis
zum Kastenmayr geeignet ist, die veränderte Auffassung im Porträt um
und nach der Mitte des Jahrhunderts darzulegen. Wenngleich noch von
tieferer Ergründung der Einzelformen und dabei sicherlich von überzeugender
Treue, fehlt ihm doch jene geschlossene Wirkung und innere Größe. Der
monumentaleZug, dasErbe des XIV. und frühen XV.Jahrhunderts, ist verloren
gegangen; mehr und mehr beginnt ein ausgesprochener Naturalismus zu
obsiegen. Dabei dort tiefe Empfindung, hier etwas Weinerlich-Weltschmerz-
liches. Die späteren Arbeiten Meister Erharts besagen wenig Neues in der
Entwicklung seiner Kunst. Zu-
nächst reiht sich der inschriftlose
Grabstein des Wolf Breu und der
Barbara Zeller in einer Kapelle
der Stiftskirche St. Jakob in Strau-
bing an, der, da Barbara Zeller
schon im Jahre x47z als mit Fried-
rich Sträßl zu Wasserburg wie-
derverheiratet erwähnt wird, also
vor diesem Jahre entstanden sein
muß (Abb. 43).? Etwas glück-
licher in der Auffassung der Fi-
guren, hinter denen ein nackter
Jüngling einen Teppich ausbrei-
tet, scheinen die Porträte wohl
ähnlich, doch nicht von sonder-
licher Durchgeistigung. Das Denk-
mal beansprucht auch hinsicht-
lich seiner Aufstellung Beach-
tung, insofern als die Platte wie-
der in der Art einer Scheintumba
der Länge nach und schräg in die
Wand eingelassen ist.
Wenige Jahre später entstand
durch den gleichen Meister das
Doppelmonument für den Ritter
Heinrich von Nothaft, gestorben
1471, und seine Frau Margarethe
von Wernberg, gestorben 1446,
im Chor der Straubinger Kar-
melitenkirche (Abb. 44). Das
Abb. 47. Grabstein des Wilhelm Zeller und seiner Frau "' Riehl, a. a. O. S. 2x3. - Leunhardt, a. a.
Margarethe in der Karmelitenkirche zu Suaubing O. S. 2x4.