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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 6 und 7)

nicht mit der ziemlich allgemein maßgebenden Stilweise Meister Erharts 
in Einklang bringen läßt und sich dennoch in technischer wie formaler 
Hinsicht nirgends besser als der Straubinger Gruppe einfügt (Abb. 49). 
Dieses Denkmal, der Grabstein eines Augsburger und Eichstätter Kanonikus 
Dr. Johannes Burgermeister de Deycisau, der als Pfarrer von St. Jakob in 
Straubing 1495 starb," stellt den Verstorbenen in Albe und pelzbesetztem 
Chorrock mit gefalteten Händen dar. Der Kopf, von einem hohen Birett 
bedeckt, ruht auf einem Brokatkissen, das zwei lebhaft bewegte wilde 
Männer halten. Der verständnisvolle Aufbau des Körpers, die streng 
symmetrische Auffassung der Gestalt und die gemäßigte Faltengebung ver- 
leihen dem Werk statuarische Ruhe und Gemessenheit, wie sie der Gruppe 
des Meisters Erhart fremd sind, sich schließlich aber aus Vorläufern, wie dem 
Bildnis des Ulrich Kastenmayr, erklären lassen. Mit diesem hat auch der 
Kopf des Dr. Burgermeister in dem kräftigen Hochrelief und in den einfachen 
Ausdrucksformen viel Verwandtes, und in der Behandlung der kurzge- 
schnittenen Haare und des Pelzmozetts treffen wir auch auf eine ganz ähnliche 
Meißelführung wie bei jenem Meister. Etwas Neues, was sich nicht auf 
heimische, das heißt Salzburg-Straubinger Werke zurückführen ließe, bietet 
der Stein somit kaum. Gar westliche Einflüsse in der Person Nikolaus 
Leydens anzunehmen, erscheint mir deshalb nicht nur überflüssig, sondern 
auch verfehlt." Wenn heute dieses oder jenes Werk den Eindruck einer 
singulären Stellung in seinem lokalen Bereich erweckt, so liegt dies häufig 
daran, daß die unmittelbaren Bindeglieder im Laufe der Jahrhunderte unter- 
gegangen sind, und man weiß ja aus zahlreichen Beispielen, wie häufig dies 
gerade bei den Rotmarmor-Grabsteinen zutrifft. Ich möchte somit in 
dem Schöpfer des Denkmals für Dr. Burgermeister einen Nachfolger des 
Kastenmayr-Meisters erblicken, der mehr als Meister Erhart den großen 
Stil der Vergangenheit festzuhalten wußte. 
Was sich noch von Grabsteinen aus der zweiten Hälfte des XV. Jahr- 
hunderts in der Umgebung von Straubing, namentlich in Pfaffenmünster und 
Geltoliing findet, ist durchwegs von sehr geringem Kunstwert, deutet aber 
auf eine Abhängigkeit von Meister Erhart, wie die Porträtsteine des 146? 
verstorbenen Kanonikus Johannes Arnchofer und des 1485 verstorbenen 
Johannes Atzinger in Pfaffenmiinster oder der Wappenstein der 1488 ver- 
storbenen Elisabeth von Sattelpogen in Geltolfing."""" 
"' Sieghardt, a. a. O. S. 43. 
"' K. F. Leonhardt, Nikolaus von Leyden und seine Nachfolge in Bayern in den Monatsberichten für 
Kunstwissenschaft, IV (1911), S. 557. Leonhardt scheint von der Unhsltbarlteit seiner Annahme sich über- 
zeugt zu haben, da er in seinen „Spätgorischen Grabdenkmälem" nicht mehr darauf zurückkommt. 
'"' Von Straubinger Bildhauern und Steinmetzen finden sich noch folgende Namen: 1. Im Buch der St. 
Sebastians-Schützenbruderschaft von 1452 bis 1573 (Stadtarchiv Straubing) : Ulrich SniczerJ-Ianns sniczenmaister 
hayrneran, maister hanns pildsniczer, maister hans stainmecz; dazu die Maler: maister conrud, Anndre Zawner, 
Hanns Maller, Wolfgang rualler. 2. Im Buch der Priesterbruderschaft zu St. Veit zu Straubing von 1466 bis 1499 
(Oermanisches Nationalmuseum Nürnberg): Mayster hanns vinck pildschniczer obyt 1483, Agnes Jörg englin 
stainmeczin; duu Anna perchtold malerin, Bercbtold lesch maler, Leonhart zauner nuler, Barbara perchtold 
malerin und Meister hans pleydenwurif maler von nilmberg barbarn uxor. 3. Im Straubinger Steuerbuch von 
1462 (Straubinger Stadtarchiv) die schon unter x erwähnten vlrieh sniczer, bannt sniczer. andre (nuner P)
	        
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