337
Die außerordentlich rege und fruchtbare Tätigkeit der Straubinger
Steinmetzschule unter der Führung Meister Erharts setzte sich auch noch
bis in das XVI. Jahrhundert fort. Unter seinem Einiiuß steht unter anderem
unverkennbar der Grabstein des 1498 verstorbenen Steffan Süß, seiner
Hausfrau Margarethe, gestorben 1505, und ihrer vierzehn Kinder (Abb. 50).
Zu ihnen zählte auch der Geistliche Stephan Süß, der x53! starb, aber
wohl schon unmittelbar nach dem Tode
seiner Mutter den Stein fertigen ließ, der
in der Totenkapelle auf dem St. Peters-
maler und Conrad pilldmacher. 4. Im Straubinger Steuer-
buch von 1502 (Straubinger Stadtarchivyjjoerg sniczer
vinck pildschniczer. Die schon oben erwähnten Berchtold
rnaler, Annder Zauner maler, Wolfgang maler, l-Ianns maler
und ruprecht malerin. Nach der Bavaria I (1860), S. 976.
findet man „in Straubing auf Grahmälern die Namen der
Meister Haimeran, gestorben 1475, Linhard Kruckenberger.
Ioerg Sperl und Hanne Egelsee (r437)". Nach gütiger Mit-
teilung des Herrn Landgerichtsrates Franz Ebner in Strau-
bing können jedoch die drei Letztgenannten auf Grund der
Grabsteine an der Agnes-Bemauer-Kapelle, in St. jakob
und in der Totenkapelle bei St. Peter nicht als Meister
angesprochen werden, da jede nähere Bezeichnung "stain-
mecz" oder „sniczer" fehlt. Beijoerg Sperl und Hanns Egel-
see scheinen als Meisterzeichen angesprochene Hausmarken
auf den Steinen zu der falschen Annahme verführt zu haben.
Der Grabstein des Meisters Haimeran steht in der Toten-
kapelle des St. Petersfriedhofes. Er trägt die Inschrift: anno
dir-i mcccclxxv acht tag vor martiny tag starb dy erberg fraw
katrey maister haimeran stainmeczen - maiste' hai-eran.
Zwei kleine Bildfelder zeigen in primitiven Reliefs oben Frau
Kathrein am Webstuhl, unten zwei gekreuzte Spitzhacken
oder Beile mit einer Säge und darunter ein Meisterzeichen
ähnlich einem Majuskel-A ohne Querbalken. Das Todes-
datum r475 bezieht sich also nicht, wie die „BavarisW
(s. o.) annimmt, auf Meister Haimeran selbst, sondern auf
seine Frau. Im Schiitzenbruderschaftshuch von 1452 bis r573
heißt es maister haymeran - margret sein hawsfraw mit
dem doppelten Vermerk: „tod". Danach war also Maister
Haymeran zweimal verheiratet. Über den_Grabstein vgl.
Ph. M. Halm, Volkstümliche Darstellungen auf spätmittel-
elterlichen Grabsteinen in „Bayerischer Heimatschutz",
herausgegeben vom Bayrischen Verein für Volkskunst und
Volkskunde in München rgrz, S. 41. Meine Vermutung,
daß Meister Heimeran identisch sei mit dem Zimmermann Äbb- 50- GfilbSlliß d" Familie Süß in d"
Heimeran der Münchener Frauenldrche, der aus Straubing Totenknpelle des Friedhofes von St. Peter zu
gen München gekommen und am Allerheiligenabend 147a au! Straubing
10 ]ahre in der Stadt Dienst getreten ist, findet. wie Herr Dr.
Sollereder am K. Allgemeinen Reichsarchiv demnächst archivalisch belegen wird, Bestätigung. - Herr Land-
gerichtsrat Ebner hatte die Liebenswürdigkeit, mir noch eine Notiz zur Verfügung zu stellen, wonach sich
in dem 1886 abgebrochenen Vorbau des Südportals von_St. Peter ein Stein mit der Inschrift befand: "Anno dön
15 . . starb der erber maister petter mosmaier an . . .". Nach dem Zeichen des Wappenschildes, das ähnlich wie
das des Meisters Haimeran zwei gekreuzte Hacken oder Beile über einer Säge und außerdem zwei Winkel
darstellt, war Peter Mosmaier wohl Zimmermann. Der Stein ist verschwunden. - Herrn Franz Wolter in
München verdanke ich die Nachricht, daß ein joerg Probst von Straubing eine Zeitlang in Wiener-Neustadt
gearbeitet habe. Er sei Schüler Hans Stettheimers von Burghausen, des Erbauers von St. Martin in Landshut.
und auch Steinmetz gewesen, habe die Pfarrkirche zu Straubing begonnen und in Hall und Ötting gearbeitet.
Ferner habe sich Peter von Pusica, ein sicherlich bedeutender Steinmetz und Baumeister, wahrscheinlich
ebenfalls in Straubing, wenn auch nur vorübergehend, aufgehalten; er sei r475 gestorben. - Vgl. auch
Anmerkung S. 285.