INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG : Nr. 1fl
Zeiten sind, so kann doch die Schweiz, Holland und
auch Frankreich für den Kunsthandel in Form der
Auktionen nicht als ungünstig bezeichnet werden.
Es ist richtig, daß in Frankreich der Kunsthandel
momentan auch ganz unbedeutend ist und um nur ein
Beispiel zu geben, Georges Bern heim seinen
Laden bei St, Philippe du Roule aufgeben mußte und
ein Lichtspielhaus in den Champs Elysees übernom
men hat. Die Devisensperre, das Fehlen ausländi
scher Käufer etc. haben das ihre dazugetan, daß
Käufer für größere Objekte gänzlich fehlen. Die zahl
reichen Auktionen in Paris bringen zwar nur niedri
ge Preise, doch ist dadurch doch noch die Möglich
keit gegeben, den Kunsthandel zu beleben und über
die schwere Zeit hinüberzubringen.
Der Wiener Kunsthandel wird hoffentlich die
Krise bald überstanden haben und bei Hebung der
allgemeinen Wirtschaftslage durch ein Zusammen
arbeiten und gegenseitige Unterstützung aller Betei
ligten, seiner alten Tradition entsprechend, einer
.glücklichen Zukunft entgegengehen.
S, Kende.
Unsere Kunstauktionen gingen im vergangenen
Jahre etwas besser als ein Jahr vorher. Wir hatten
sogar mit ausländischen Kunstobjekten, wie hoch
wertige französische und englische Miniaturen, die in
Wien sehr selten Vorkommen, gute Erfolge, das be
weist, daß erstklassige internationale Ware auch in
Wien gut zu verkaufen ist. Gemälde sind leider
weniger nachgefragt gewesen, da heute nur ganz
erstklassiges gesucht wird, das hier selten vorkommt.
Dafür ist seit neuestem große Nachfrage nach ge
fälligen, billigeren Aquarellen, die jeder gerne kauft
und vor allem für wenig Geld erwerben kann. Im
Vergleich mit den deutschen Auktionen gehen eigent
lich in Wien die Versteigerungen viel besser und
sind die Preise nicht so gedrückt.
Die WohnungsVersteigerungen bringen immer
durchwegs guten Erfolg, da meistens billigere und
gut verwendbare Gegenstände angeboten werden.
Unserer Ansicht nach wirkt es nur störend, daß
oft an einem einzigen Tag mehrere Ver
steigerungen stattfinden, was natürlich die
Kaufkraft des Publikums bei den einzelnen Auktio
nen schwächt. Es sollten sich die einzelnen Auk
tionshäuser immer ins Einvernehmen setzen und die
Auktionstage gemeinsam festsetzen.
Ein zweiter viel besprochener Punkt sind die
hohen Abgaben, die die Auktionatoren zwin
gen, 20 bis 22 % Aufgeld einzuheben, daß natürlich
die Käufer oft abhält, zu kaufen. Im Ausländ wird
nur 10 bis 15% Aufgeld eingehoben, da die Gebüh
ren viel niedriger sind. Würden die Gebühren her
abgesetzt werden, könnten wir das Aufgeld und die
Provisionen ermäßigen, was natürlich eine große Be
lebung des Marktes zur Folge hätte.
Inventarisierung der Sultansschätze.
Die Regierung in Ankara hat einen Amsterdamer
Juwelengroßhändler beauftragt, die Bestände der
Schatzkammer des ehemaligen Sultanspalais in
Istanbul zu inventarisieren und zu taxieren.
Einem Berichterstatter machte der Sachver
ständige Mitteilungen über die unermeßlichen
Schätze. In der eigentlichen, durch meterdicke ge
panzerte Mauern geschützten Schatzkammer liegen
auf Wandgestellen in geschlossenen Gefäßen lose und
montierte Diamanten, Smaragde, Rubine, Perlen
usw. von märchenhafter Größe. Er erwähnte insbe
sondere einen Smaragd von 12 Zentimeter Länge auf
dem Griff eines Dolches; Ferner seien kaum abzu-
schätzeri die riesige, mit etwa 20,000 Perlen und
40.000 Rubinen und Diamanten besetzte Krone
Napoleons Briefe
Aus London wird uns geschrieben;
Gewitzigt durch die Erfahrungen, die man kürz
lich in Paris bei der Versteigerung der Napoleon-
Sammlung Emil Brouwets machte, die Henri
B o u d o i n im Hotel Drouot durchführte — knapp
vor Beginn der Auktion nahm die Regierung unter
Berufung auf eine Order — Franz I. aus dem Anfang
des 16, Jahrhunderts, neunzig Dokumente
ohne jegliche Entschädigung an sich —- wurden die
318 Briefe Napoleons an seine zweite Gemahlin
Marie Louise, die Tochter Kaiser Franz I.
, jvon Oesterreich, nicht mehr in Paris, sondern in
Loh dom verauktioniert. Die Versteigerung, die bei
• 'S o t h e b y vor sich-ging,-war-rasch vorüber. Auf die
Frage des Auktionators, ob die Briefe einzeln ausge-
des Sultans M u r a d IV,, weiter eine Halskette mit
einem blauen Diamantenin der Größe einer
Walnuß, ein mit einem Saphir vom Umfang eines
Hühnereies besetztes Schwert sowie eine Kette aus
Rubinen im Gesamtgewicht von 2 Kilogramm.
Allein die Bestände dieser Juwelenkammer ta
xiert der Sachverständige mit 10 0 Millionen
holländischen Gulden. In dem alten Thron
saal befindet sich ein mit Juwelen übersäter Thron.
Ueber dem Thron hängt an einer goldenen Kette
eine Krone mit einem Smaragd von fast unglaub
licher Größe. Dieser Stein ist 30 Zentimeter lang, 14
Zentimeter breit und 5 Zentimeter hoch. Er stellt
zweifellos den größten Smaragd der Welt dar.
Der Wert des Thrones und der Krone wird auf min
destens 10 Millionen Gulden geschätzt.
an JKaria Couise.
boten werden sollen oder ob etwa ein Liebhaber für
alle vorhanden sei, ertönte aus dem Publikum der
Ruf; Alle auf einmal! Und nun begann der Wett
kampf, der mit dem Siege Frankreichs über die zahl
reichen anderen Bewerber endete. Der Kaufpreis be
trug; 15.000 Pfund. 'i
Die Sammlung ist vor dem Zersplittern bewahrt.
Sie geht in den Besitz der Pariser National-
b i b 1 i o t h e k über, was umso erfreulicher ist, als
die Briefe noch unv eröff entlieht sind und nun
zu erwarten steht, daß sie bald publiziert werden,
Nach den Andeutungen, die im Katalog gemacht wer
den, ist anzunehmen, daß sie den Eindruck einiger
maßen modifizieren werden, den man bisher von
Napoleon hatte. Sie werfen gewiß ein neues Lickt