optische Sphärenrnusilt; weniger Sommernachtsträume als sonnenfunkender stiebender
Mittagspuk voll GeBimmer-Pizzicato des Lichtes über die festen Leiber junger Hexlein.
Bei den Franzosen findet man Meister, die sich spät hierher verirrten und die man
sonst nur in den Sezessionen sah: Desgaz mit lila und gelben Balleteusen voll Bühnen-
beleuchtung in momentanem Husch erfaßt und Odilon Redon, der einsame Visionär, den
Paul Cassirers Ausstellung im vorigen Winter zeigte. Huysman charakterisierte ihn in
„A rebours" mit seinen Folter-träumen und Albgesichten, aber dieser Künstler schuf,
E. A. Poe verwandt, auch die zartesten Blumengedichte, er malte mit Farben wie aus
Schmetterlingsüügelstaub gemischt die Seele der Blüten. Daneben der elegante Schmiß
der Legrandschen Figurinen: la Parisienne im Bad, bei der Siesta, in der Loge, im Cafe.
Doch ward dieser Typ heut bereits überholt von den Frauen des Gose, Marke t9t4.
Viel Anregendes bietet die österreichische Gruppe; so die Ungarn: Katana mit seinen
bläulich-körnigen Schneebildern, Dächer gegen Berge gesetzt und seinen farbig-flächigen
Gebreiten der Felder über wellige Abhänge. Ferner Rudnay mit dem verwischten Puszta-
nachtstück. Der Böhme Svabinsky mit
seinem streng aufgebauten Altmänner-
bildnis. Roux mit wilden Pferden voll
Gestampf über den Hügel. Am fesselnd-
sten_ erscheint hier Oskar Laske, ein
künstlerischer Nachfahr Breughels und
des Hieronymus van Bosch. Er malt
die Vogelpredigt des heiligen Francis-
cus, nicht in religiöser Einfalt und auch
nicht humorig, sondern als artistischen
Bilderbogen, als eine Ergötzlichkeit des
F arbentopfes. Man denkt an jene
liebliche Fibelgeschichte vom Herrgott,
der die neugeschaffenen Kreaturen sei-
nes Tiergartens bunt anstreicht. Nun
schwirrt und schillerfs hier, papageien-
scheckig, Hamingorosa, gefiederpran-
gend in jeglicher Palettennuance. Aber
- und das führt in die Nachbarschaft
jener alten Kunst - hier herrscht kein
schwimmendes changierendes Spiel ko-
loristischer Wellen, sondern streng for-
male Gebundenheit. An ein Stamm-
baurntableau erinnert das Blatt: heral-
disch verästet breiten sich die Zweige,
und statt der Namenstafeln sitzen in
den Nischen die Vögel aller Art. Das
Charakteristischeste scheint der große
Prospekt der Kreuzigung, der etagen-
haft, wie eine Mysterienbühne aufge-
richtet ist, aus dem Gewimmel ara-
bischer Dächer, über weißen Würfel-
häusem mit Kuppel in Berg- und Wol-
kenhöhe aufsteigend, von der die Kreuze
ins ewige Licht ragen. In der unteren
Region eine sorgsam ausgepinselte Fülle
jahrhundertausstellung in Darmstadt. Vergoldeter Greif von
_ _ Heinrich Mannlich, Augsburg, zweite Hälfte des XVlLjahr-
von Details, dlß Jenen BQSCh-Zllsam- hunderts (Fürst zu Waldeck und Pyrmont). Phot. Schröder,
menhang (ich erinnere an die Schil- Berlin