moderne Innenausstattung Deutschlands charakteristischen Richtungen in hervorstechen-
den Beispielen ihrer hervorragendsten Vertreter vorführen zu wollen.
Er hat dabei wie bisher stets Österreich und speziell die Wiener Künstler ausführlich
zu Worte kommen lassen. Er greift in Deutschland bis auf Stucks Eigenhaus zurück und
bringt aus Berlin und München die unter dem Einlluß einer starken Anglomanie entstan-
denen Arbeiten.
Es handelt sich fast durchwegs um freiere Gestaltungen von reicherer Art, denen
eine stärkere Schmuckfreude innewohnt als andern Raumgestaltungen des Wohnhauses.
Dies bedeutet also schon eine Kraftprobe modernen Gestaltens, dem immer noch Armut
an Schmuckmitteln vorgeworfen wird.
Sichtlich tritt in Deutschland die Tendenz zu starker Selbständigkeit des Gestaltens,
wie sie von Wien betont wurde, mehr in den Hintergrund gegenüber einer freien Um-
setzung alter, überlieferter Kunsttraditionen unter dem Einiiuß unseres modernen Form-
gefühls und konstruktiven Sinnes. Es ist dies zugleich ein Zeichen für die Anpassung an
die Forderungen weiter Kreise, welche von der bisher geübten direkten Nachahmung
historischer Formen so schwer abzudrängen sind.
Wenn dabei manchmal auch Kompromisse gepflogen werden, die künstlerisch nicht
einwandfrei sind, so gestattet dieser Prozeß andrerseits aber doch auch wieder eine solche
Beweglichkeit, daß künstlerisch starke Persönlichkeiten dabei nicht Schaden leiden, während
der Kreis der Aufnahmsfähigen erheblich wächst.
Man kann den vorliegenden Band nur als ein sehr erfreuliches Zeichen gefestigten
Könnens betrachten, das sich eine breite Basis, einen festen Boden zu sichern vermag.
Als anregende Sammlung von Lösungen mannigfaltiger Art, die in guten Reproduk-
tionen von ausreichender Größe und mitunter auch farbiger Darstellungsweise vorgeführt
werden, bildet dieser Band einen Fortschritt auf dem beschrittenen Wege und wird seine
nützliche Wirkung auf weite Kreise nicht verfehlen. H. F.
ERWALTUNGSBERICHT DES KÖNIGLICH PREUSSISCHEN
LANDES GEWEKBEAMTES 1914.: Der stattliche Band, welcher als
V. Verwaltungsbericht einen Uberblick über das gewerbliche Schulwesen und die Gewerbe-
förderung Preußens in der Zeit von x91: bis 1914 gibt, vermag eine stetige Aufwärts-
bewegung auf diesen Gebieten darzulegen. Überall ein erhebliches Anwachsen der Schüler-
und Schülerinnenzahl, der Schulen und dementsprechend auch der staatlichen Aufwen-
dungen; der Etat von 1913 enthielt 14': Millionen Mark. Die in fast allen größeren
Gemeinden durchgeführte Schulpflicht für männliche Arbeiter gab den gewerblichen Fort-
bildungsschulen einen besonderen Aufschwung.
Das Bedürfnis nach Erweiterung der Schulgebäude bestand "überall, einige ganz neue
Gebäude wurden errichtet, so in Magdeburg. Unter den vielen Beilagen ist gerade jener
Bericht von besonderem Interesse, der einen neuen Aufbau des Unterrichtes an der Kunst-
gewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg anstrebt unter dem EinBuB der Anschauung,
daß wir uns künstlerisch allmählich wieder dem Naturalismus entfremden und dem architek-
tonisch rhythmischen Gestalten auf allen Gebieten der Kunst zustreben. Dieser Bericht
stammt vom Direktor Bildhauer Bosselt.
Es muß mit Genugtuung konstatiert werden, daß Bosselt besonders die in Österreich
erzielten Erfolge hervorhebt (als Eindrücke des Dresdner Kongresses für Kunstunterricht).
Ihm sind die Leistungen des Wiener Jugendkurses (Professor Öizek), die mährischen
Nachwirkungen volkstümlicher Traditionen, die ungarischen Naturstudien (Professor
Simay) als besonders wichtige Resultate erschienen. Die von ihm vertretenen Anschau-
ungen nähem sich sehr deutlich jenen Grundsätzen, die auch in Wien bei der Schaffung
unseres modernen kunstgewerblichen Unterrichtes maßgebend waren und sind, sie lassen
eine Wirkung in die Ferne erkennen, die von Wien ausgeht.
' Verlag Karl Heyrnanns, Berlin.