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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 8 und 9)

Seine Exzellenz General der Kavallerie und Armeeinspektor Rudolf Ritter von Brudermann 
hat ein hervorragend schönes, reich in Gold und Seide gesticktes Gewand gespendet, das 
dem griechischen Inselgebiet und dem Anfange des XVIII. Jahrhunderts entstammt. Von 
Herrn Dr. Josef Kranz wurde ein Antwerpner Clavecin (von Joh. Dan. Dulcken, 1745) zum 
Geschenke gemacht. Herr Rudolf Leitner hat eine reiche Malkassette gespendet, eine 
signierte Arbeit von Alphonso Giroux in Paris aus dem Jahre 1832; sowohl die Intarsia 
als die Bronzebeschläge und die reiche Metallarbeit einzelner Geräte sind hier von beson- 
derem Werte. Die Kassette ist bezeichnet: „Offrande des Proprietaires, Marchands et 
Ouvriers de la Ville de Tours 1832". Baron Hans Reitzes schenkte eine Wiener Kaffee- 
tasse mit bunten Bauernszenen, Herr Guido von Rhö eine Wiener Biskuitgruppe von 
A. Grassi, Faun und Nymphe, Herr Paul Schilf von Suvero einen venezianischen Tür- 
klopier in Bronze, XVI. Jahrhundert. Dr. Max Strauß schenkte einen in Grün, Weiß und 
Gelb dekorierten Wedgwood-Teller, Direktor Walcher von Molthein eine bunte Salzburger 
Ofenkachel des XVI. Jahrhunderts, ferner einen achtseitigen Glaspokal aus dem Anfange des 
XIX. Jahrhunderts mit bunten Figuren in transluzidem Email und eine Bleiplakette von 
Peter Flötner, die Versuchung des Glaubens. Durch Herrn Fabriksbesitzer Wilhelm 
Sgalitzer in Wien wurde die Sammlung des bekannten Malers Ludwig Hans Fischer 
dem Museum überwiesen. Diese Sammlung umfaßt eine sehr große Anzahl antiker 
Tongefäße, worunter besonders die glasierten hervorragen; es sind auch die meisten 
wichtigen Fundstätten Österreich-Ungarns vertreten. Besonders groß ist auch die Zahl 
der spätantiken Bronze- und Emsilarbeiten, darunter eine sehr erlesene Auswahl der 
verschiedensten Typen von Fibeln. Eine besondere Stellung nimmt eine große Schenkung 
des Herrn Eugen Miller von Aichholz in Wien ein, die, in ihrer Art wohl einzig, eine 
große Fülle der verschiedenartigsten Fälschungen alter Kunstwerke umfaßt, sowohl Holz- 
gegenstände als Bronzen, Gläser, Elfenbeinschnitzereien, Töpferwaren und anderes. 
Besonders die Art der späteren Gotik und Renaissance ist durch eine Fülle von Objekten 
vertreten, die nicht nur die Kunst des Fälschers zeigen und das Auge durch den Vergleich 
mit dem Echten stärken, sondern auch auf manche Besonderheiten der Originale erst 
hinlenken. Weitere Schenkungen sind in Aussicht gestellt. 
OSEF FÜLNESICS  Arn 30.August ist in Bad Reichenhall nach kurzer Krank- 
heit der Erste Vizedirektor des Österreichischen Museums Regierungsrat Josef Folnesics 
dahingeschieden. Er wurde am 1. September bei S. Zeno in Reichenhall bestattet, ohne 
daß es infolge der verspätet eingelangten Trauernachricht den nächsten Mitarbeitern des Ver- 
blichenen möglich gewesen wäre, ihm das letzte Geleite zu geben. Sie werden aber sein 
Andenken treu in Ehren halten, denn er war ein um das Österreichische Museum in 
34jähriger Tätigkeit hochverdienter Mann, ein guter Kollege, ein liebenswerter Mensch. 
Folnesics wurde am 3. Jänner 1850 geboren und wandte sich nach Absolvierung der akademi- 
schen Studien der Gyrnnasiallehrerlaufbahn zu. Seine Teilnahme an der bosnischen 
Okkupation, die er als Leutnant mitmachte, erschütterte seine Gesundheit und hinderte 
ihn, die anstrengende Tätigkeit eines Lehrers fortzusetzen. Dumreicher und Eitelberger 
brachten ihn 1880 ans Museum, wo er zunächst als Hilfsarbeiter in den gegenständlichen 
Sammlungen, dann von 1885 bis 1897 an der Bibliothek, von 1897 bis zu seinem Ableben 
als Vorstand der Glas- und keramischen Sammlung tätig war. 1885 wurde er zum Kustos, 
1904 zum Regierungsrat, 1909 zum Ersten Vizedirektor des Museums ernannt. Bereits 1897 
wurde er durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet, er 
besaß auch die Kriegsmedaille und das Signum laudis und war korrespondierendes Mitglied 
des k. k. Archäologischen Instituts. Als Leiter der keramischen Sammlung, an deren Aus- 
gestaltung er unermüdlich arbeitete, wofür die vielen Erwerbungen, vor allem an Alt-Wiener 
Porzellan (darunter die Gewinnung des Porzellanzimmers aus dem Brünner Palais Dubsky) 
rühmliches Zeugnis ablegen, besorgte er unter der Direktion Artur von Scalas 1904 die glän- 
zendeAlt-Wiener Porzellanausstellung des Österreichischen Museums, deren Katalog von ihm
	        
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