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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 1)

 
Stiftgutes Rechenbrunn im 
Ützlingermoos, der späteren 
Moospeunt bei Salzburg anzu- 
sprechen ist. In der Sammlung 
das bedeutendste aller bunten 
Hafnergeschirre österreichi- 
scher Herkunft ist die Theriak- 
büchse aus der Stadt Steyr 
(Abb. 50). Ihre vorzügliche 
Konservierung, die uns sogar 
den frei abhebbaren Deckel er- 
halten hat, ihre seltene Form 
und der Umstand, daß die auf der 
Gefäßwandung dargestellten 
Wappen die Zuweisung an 
Steyr einwandfrei machen, 
stempeln das Stück zu einem 
der wichtigsten in der Ge- 
schichte heimatlicher Keramik. 
Das Wappen mit den steigen- 
den, gehörnten und feuer- 
speienden Pantern, dem alten 
Stammwappen der Markgrafen 
von Steyr, und den steigenden 
Abb.4g.BuntglasiertesWassergefäßfüreinenWasch- Löwen gehört Otto Heinrich 
apparat. Salzburg, XVI. Jahrhundert, erstes Drittel. von Losenstein an_ Das Zweite 
Höhe 0'245 Meter . . 
Wappen mit den an einem 
Wurzelstock haftenden Krähen ist das seiner Gemahlin Susanna, gebornen 
Volkräh zu Steinaprunn auf Leiben und Weideneck. Die Vermählung erfolgte 
um 1575. (Hinsichtlich der Farben vergleiche Walcher „Bunte Hafner- 
keramik", Tafel II.) Bestimmt war diese Büchse zur Aufnahme des Theriaks 
oder Driackers, wie ihn die Zeit nannte; gegen die Pest ein weniger sicheres 
als kostspieliges Mittel, das von eigenen Theriakhändlern zum Preise von 
1 H 2 ü? 24 A? für die Büchse feilgeboten wurde. Veranlassung zur Herstellung 
unseres Gefäßes bot die große Pestepidemie des Jahres r575, die in Steyr 
entsetzlich yiele Opfer forderte. 
Noch ein zweites Hafnergeschirr kommt aus Steyr, ein kleiner Maßkrug, 
dessen Leibung durch Perlstäbe in sechs Felder geteilt wird (Abb. 51). Von 
diesen Feldern tragen fünf eine Blumenvase mit langstieligen Rosen auf 
dunkelblauem Grund, das sechste Feld Simson, den Löwen würgend, und die 
Initialen HR, die auf den Formschneider des Reliefs zurückzuführen sind. 
Sämtlichen oberösterreichischen Hafnergeschirren des XVI. jahrhunderts 
ist die Technik der eingeschnittenen Linien gemeinsam und entweder als 
einfache Trennungslinien für die F arbflächen gedacht oder zu einem orna-
	        
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