mit dem Dach der Hütte und seiner Balkenkonstruktion und mit den Felsen-
partien. Für den keineswegs notwendigen Engel mit dem Schriftband auf dem
Steinrelief haben wir in dem Kefermarkter Geburtsrelief ein Analogon. Ganz
aus dem Geiste des Meisters jenes Werkes heraus entstanden erscheinen
aber vor allem die Schriftbänder haltenden Engelchen auf den flankierenden
Säulchen des Steinreliefs. Sie haben genau wie auf dem Kefermarkter Relief
der Verkündigung die gleiche Aufgabe dekorativer Belebung der Architektur.
In verwandter Weise stattete ja auch der Meister E. S. seine architektonischen
Umrahmungen aus, die dann da und dort Erasmus Grasser plastisch oder die
Maler des Facher-Kreises in Gemälden nachahmten; nirgends aber besteht
eine so enge Übereinstimmung hinsichtlich dieses in der Plastik ziemlich
seltenen Motives wie in den beiden vorliegenden Fällen, so daß wohl, zumal
auch die nahe örtliche Verwandtschaft dafür spricht, auf eine gewisse
Abhängigkeit des Meisters des Steinreliefs von dem Kreise des Kefermarkter
Altars gefolgert werden darf. In diesem Sinne wird dem Steinrelief, das wohl
gegen 1500 anzusetzen ist, eine besondere Beachtung zu schenken sein.
Um nicht etwa die Vermutung aufkommen zu lassen, als hätte mich
Ubell mit verschiedenen andern Punkten seiner Erwiderung belehren und
widerlegen können, sei noch einiger derselben hier gedacht. Ubell schreibt:
„Daß die Altäre im Taubergrund von vornherein nicht für die farbige Fassung
berechnet waren, geht schon daraus hervor, daß ja Augen und Lippen (wie
am Kefermarkter Altar) farbig angegeben sind." Hier befindet sich Ubell nun
im Irrtum. Farbige Angaben der Augen - meist sind nur die Augensterne
eingemalt - und der Lippen bei Holziiguren, die sonst einer farbigen
Bemalung entbehren, sind durchaus nichts Ungewohntes. Bei von allem
Anfang an farblos gedachten bildnerischen Werken, namentlich solchen der
Kleinplastik, begegnen wir diesen Hilfsmitteln zur Erhöhung lebendiger
Wirkung sehr häufig; bei Werken größeren Maßstabs, zum Beispiel bei
Büsten von Chorgestühlen, verzichtet man stets darauf. Man darf nun aber
nicht in den falschen Rückschluß verfallen, daß größere Figuren, die Andeu-
tungen der Augen und eventuell der Lippen tragen, deshalb nicht für farbige
Fassung bestimmt waren oder eine solche nie besessen haben. Der mit
mittelalterlichen Werkstattgewohnheiten näher Vertraute weiß, daß unter
den sach- und fachgemäß auf Kreidegrund aufgetragenen Augen sich häufig
unmittelbar auf das I-Iolz aufgemalte Augen iinden, die bei Abnahme schad-
hafter originaler Fassungen zutage treten. Der Brauch scheint keineswegs
vereinzelt, denn ein Petrusrelief des Bayerischen Nationalmuseums von
StephanRottaleribelegt ihn für die Landshuter, eine besonders charakteristische
Statue der heiligen Afra ebenda für die Augsburger Schule, am häufigsten
aber begegnet er in der fränkischen Schule und gerade bei Riemenschneider.
So zeigen die zwölf Apostel aus der Marienkapelle in Würzburgf" die bemalt
"' Abbildung bei Ph. M. Halm, Stephan Rottaler, 1908, S. 55.
W Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums. Band Vl, Gotische Altertümer der Baukunst und
Bildnerei. 1896, Nr. 693-700 und Tafel XXII.