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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 5)

wölbungen und plastische Tiefensug- 
gestion einen Raum hinter dem Maß- 
werk vortäuschen, dessen gläserne 
Durchsichtigkeit den peinlichsten 
Gegensatz zu seinen Ansprüchen auf 
Wirklichkeit bildet. 
Doch endigt die Geschichte der 
Glasmalerei nicht mit diesen gelehr- 
ten Burlesken. Wie am Anfang des 
monumentalen Realismus die Stiftung 
de1'Habsburger in Königsfelden steht, 
so hat das ruhmvolle Mäzenatentum 
des Kaiserhauses auch an den Schluß 
ein letztes wahrhaft großes Werk 
gesetzt in den vier mächtigen Fen- 
stern der Südkapelle von St. Gudule 
in Brüssel." Sie wurden 1656 von 
Jan de Labarre nach Kartons von 
Theodor von Thulden gearbeitet 
und stellen, noch einmal, den Höhe- 
punkt in dem Werke dieses Rubens- 
Schülers dar. Die Kraft der Farbe, 
insbesondere des vom hellen Gelb 
bis zum Purpurbraun spielenden 
Silbergelbs, das den Ton angibt, 
ist ohnegleichen, ein Zeugnis edelster 
Art für die koloristische Größe, die 
von Rubens ausging. Wie ein glühen- 
des Abendrot leuchten diese Fenster, 
barocke Glorien mit Riesensäulen in 
dem Leben Marias darstellend, ma- 
lerisch, ohne den Ehrgeiz des Täu- 
schenden, in eine Zeit hinein, die 
den Sinn für die Schönheit solcher 
kostspieligen und zerbrechlichen 
Gebilde verloren hatte. 
EineErneuerungwo1ltebekannt- 
lich der historische Eklektizismus 
des XIX. Jahrhunderts bringen. Mit 
anerkennenswerter Instinktlosigkeit 
griff er zu den verkehrtesten Vor- 
bildern und hat uns jene schreck- 
haften vielen, vielenFenster beschert, 
die auf Glas übertragene Historien- 
Der Architekt, Entwurf von Max Pechstein, ausgeführt 
von Gottfried Heinersdorff [nach Heinersdorfi) 
in
	        
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