EIN FRIEDHOFSMUSEUM 50 VON JULIUS
eines ihrer jüngsten Sprößlinge, das Friedhofs-
museum von Mährisch-Trübau, eine bisher kaum
bekannte Eigenart bezeichnen. Denn der un-
vergleichliche Campo santo von Pisa enthält
, keineswegs bloß kirchliche Kunst, sondern auch
ägyptische Altertümer, den Kopf des Achill,
römische Inschriften und Meilensteine und etrus-
kische Vasen. Das Mährisch-Trübauer Fried-
hofsmuseum beschränkt sich dagegen nur auf
Grabsteine, die daselbst gefunden wurden. Mährisch-Trübau, am Ost-
abhang des bewaldeten „Schönhengst" (nach dem der ganze Gau sich nennt)
anmutig in einem fruchtbaren Tal gelegen, erfreut sich alter Kultur. Nament-
lich die Renaissance hat hier eine Reihe bedeutsamer Werke hinterlassen,
die für die Bedeutung des heute seitab liegenden Ortes im XVI. ]ahrhundert
sprechen. Das Burgtor, 1492 bezeichnet, gehört zu den frühesten Äußerungen
südlicher Bauformen'auf österreichischem Boden. Seine noch unbeholfenen,
provinziellen Gliederungen deuten an, daß sein Meister _ ein heimischer
kann es keinesfalls gewesen sein, wie früher angenommen wurde - - einer
jener zahlreichen oberitalienischen Maurerfamilien angehörte, die fortan
durch zwei Jahrhunderte die Geschicke der österreichischen Baukunst
bestimmten. Namentlich aus dem Oberengadin kam eine Reihe solcher
Wanderkünstler gerade nach Mährisch-Trübau.
Sehr merkwürdig sind ja auch die zwei Steinreliefs am Trübauer Burg-
tor mit den Brustbildern des Burgherrn Ladislaus von Boskowitz und seiner
Gemahlin Margarete, beide mit der Jahreszahl 1495 bezeichnet und in der
italienischen Tracht dieser Zeit dargestellt. Man wußte bisher nicht, wer sie
wohl angefertigt haben könnte. Ich halte sie für zweifellos italienische Arbeit
und glaube ihrem Meister auf der Spur zu sein. Unter Ladislaus von Bos-
kowitz war, wie Czerny soeben nachwiesf ein „Matthaeus" Steinmetz in
Mährisch-Trübau. Im jahre 1517 wird schon von seinen hinterbliebenen
Waisen gesprochen. Und da er hierbei „Matel" genannt wird, vermute ich i
da dies doch schwerlich, wie Czerny annimmt, eine etwa ortsübliche Ver-
stümmelung von Matthäus sein kann f, daß auch schon dieser Matel zu
jener vielgliedrigen Familie der Motalla gehörte, die dann sehr viel später,
von 1594 bis 1746, hier nachweisbar ist und da gelegentlich „Matal" genannt
wird. GiovanniMotalla hat, nach den Feststellungen Groligs, 16x I im Auftrage
des nunmehrigen Burgherrn Ladislaus Welen von Zierotin mit dem Neubau
des Mährisch-Trübauer Schlosses begonnen.
" Alois Czerny: Mährisch-Trübauer Künstlernamen und Kunsthundwerker (Zeitschrift des Erzherzog
Rainer-Museums, xgx5, Nr. 3).