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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 5)

AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN Sh VON 
HARTWIG FISCHEL-WIEN Sie 
ÜNSTLERHAÜS. ANTVVERPEN 1914. Diesmal war der Hauptraum des 
ersten Stockwerkes im Wiener Künstlerhaus von Dokumenten des Krieges in 
Anspruch genommen. Nicht die Kunst sondern Freiherr von Skoda und die Leistungen 
der Skodawerke haben den Ehrenplatz erhalten. Alexander D. Goltz hat mit Pinsel und 
Stift die Geschoßwirkungen der österreichisch-ungarischen 30-5 Zentimeter-Motormörser- 
barterien auf den belgischen Kriegsschauplätzen, insbesondere in den Forts von Antwerpen 
dargestellt. Zahlreiche Photographien erläutern die wesentlichsten Teile des Baues und 
der Aufstellungsweise der Geschütze. In Originalen werden die Geschosse und Geschoß- 
trümmer, die furchtbaren und für den Verlauf des Weltkrieges so bedeutungsvollen Zerstörer 
von Beton und Eisen, vorgeführt. Was Menschenhände bauten, das kann auch durch 
menschliche Kraft zerstörtwerden. Aber längst sind es nicht mehr die Hände vorwiegend, 
die bauen und zerstören. Die Geistesarbeit der Techniker, Physiker und Chemiker hat ihren 
Hauptanteil an beiden Leistungen. Den Erfolg brachte ein Sieg des Geistes über die Materie, 
und eine hochgradige Ausbildung mechanischer Präzision und Vollkommenheit, eine weit- 
gehende Beherrschung chemischer Wirkungen und physikalischer Gesetze sind es, die 
zusammenwirkend die leistungsfähigsten Zerstörungswerkzeuge schufen, welche die Welt- 
geschichte kennt. 
Der Künstler war in diesem Falle nur berufen, Gegenständliches sinnfälliger in die 
Erscheinung treten zu lassen und stärker zu betonen, als es die Lichtbilder zu tun ver- 
mögen. 
Eigenes hinzuzutun war nicht die Aufgabe. Einige Skizzen mit Bleistift oder Pastellstift 
erzählen wohl von Stimmungen, von packenden Eindrücken, wie sie im flüchtigen Augen- 
blick erhascht und unter erschwerenden Bedingungen festgehalten werden. Aber für die 
Gestaltung der Bilder blieben sie ohne Einlluß. Diese sind ganz dem aufklärenden Zweck 
gegenständlicher Darstellung gewidmet. Der Gegenstand aber ist ein vorwiegend tech- 
nischer. Allerdings von einer Bedeutung und Wichtigkeit, von einer Aktualität und Eindring- 
lichkeit, daß ihm gegenüber die künstlerische Empfindung ganz verstummt. 
OLNISCHE KUNSTAÜSSTELLUNG. 1m Wiener Künstlerhause wurden 
eine Anzahl von Bildern und Zeichnungen und einige plastische Arbeiten aus dem 
Besitze von vorwiegend polnischen Kunstfreunden zusammengestellt, welche in ihrer 
Auswahl den Werdegang der nationalen polnischen Kunst - insbesondere der Malerei - 
darzustellen bestimmt sind. 
Das ausführliche Vorwort des gründlichen Kataloges legt das Hauptgewicht auf die 
Entwicklung der nationalen Eigenart, und die vorgeführten repräsentativen Werke, in 
demselben Sinne ausgewählt, reichen bis in jene Periode zurück, in welcher das polnische 
Nationalgefühl zuerst lebendigen und eigenartigen künstlerischen Ausdruck fand. Wenn 
auch die jetzt schwierig zu erlangenden Werke kein vollständiges Bild zu geben vermögen, 
wie dies in ruhigen Zeiten durchführbar gewesen wäre, wenn insbesondere die modernen 
polnischen Künstler der jüngsten Zeit weniger stark vertreten sind, so gibt dafür die 
retrospektive Abteilung um so mehr Einblick in die Sturm- und Drangzeit polnischer Kunst, 
und einzelne Persönlichkeiten treten besonders eindringlich und lebhaft hervor. Ja man 
erhält sogar den Eindruck, als ob in dem ersten glänzenden Auftreten polnischen Geistes 
auf dem Gebiete der bildenden Kunst ein Punkt erreicht wäre, der an Intensität und natio- 
naler Besonderheit der Leistungen später nicht übertroffen wurde. Aus einer Reihe von 
tüchtigen und vornehmen Künstlern, die mehr oder weniger deutlich im Strome des allgemein 
bekannten Kunstschaffens vorwärts streben, ragen vorerst zwei Erscheinungen charakte- 
ristisch hervor, die das polnische Eigenleben besonders scharf betonen.
	        
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