auf den Markständen und dazu das Rot der Kopftücher, das Streifige und Karrierte der
Bäuerinnenröcke.
Kriegerisch voll einer Ziethen-aus-dem Busch-Stimmung spricht dann noch Lieber-
manns Bildnis eines l-Iusarenobersten, feldgrau, überspielt von Tönen und Lichtern, weiß
kurzborstig von Haar und Bart zum faltig braunen heftigen Gesicht.
Der Husar sitzt mit breit gespreizten Reiterbeinen da, den krummen Säbel über dem
linken Schenkel. Aber er sitzt nur wie auf dem Sprunge, als riefe schon der nächste
Augenblick: aufs Pferd, aufs Pferd.
Hugo Vogels vielmetrige Hindenburg-Leinwand erscheint dagegen nur als ein
monumentales Abziehbild. Felix Poppenberg
IN WERK ÜBER DEN BILDHAUER FRANZ ANTON ZAUNERW
Ein gutes, ernstes, lehrreiches Buch, dessen Erscheinen mit warmer Freude zu begrüßen
ist. Der Klassizismus in Österreich war in der Tat, wie erst kürzlich an dieser Stelle dargelegt
wurde, lange, allzulange von der Kunstforschung unberücksichtigt gelassen; die Gründe
hierfür sind aber nicht darin zu suchen, daß es sich um den österreichischen Klassizismus
handelt, sondern um den Klassizismus an sich, der den von unserer Zeit erst überwundenen
Stimmungen und Zielen der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts durchaus zuwider war. Es
ist ein Verdienst des Österreichischen Museums, durchAusstellungen und literarischeArbeit
darauf hingewiesen zu haben, „daß Österreich auch in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahr-
hunderts die rühmliche Herrschaft, welche es im Reiche der deutschen Kunst bis dahin
ausgeübt, nicht aufgab und noch lange über die Jahrhundertwende hinaus aufrecht erhielt".
Daß das, was für die Rettung Fügers, aber auch Führichs, Daffingers und Waldmüllers, deren
Anfange gleichfalls im Klassizismus liegen, und für die Aufhellung des österreichischen Kunst-
handwerks jener Zeit teilweise bereits geschehen ist, nun durch eine so eindringende Studie
über Zauner bereichert wird, erfüllt uns mit aufrichtigem Danke, denn es ist Burg trefflich
gelungen, das Dunkel aufzuhellen, das über dem LebenZauners lag, und er hat es verstanden,
ohne von dem vorgezeichneten Wege abzulenken, ein Bild jener wahrhaft großen Zeit vor
uns zu entrollen. Vorsichtig, fast ängstlich ist er in seinem Streben nach strengster Objek-
tivität darauf bedacht, sich von übertriebener Schätzung des Meisters frei zu halten und
ihn nicht „für einen Heroen zu erklären, welcher der Menschheit als ein Gipfel seiner
Epoche erscheint", aber er tut alles dazu, ihn als das ins Licht zu rücken, was Zauner, nun
wohl für immer gesichert, tatsächlich war, „ein Meister in seiner Kunst, dessen feinfühlige
Begabung vollendet dem Kunstwollen der Besten seiner Zeit Gestaltung gab". Nur einmal
fällt Burg aus seiner Ruhe und geht zu weit darin, die Unwissenheit unserer Zeit und ihre
Geringschätzung des Klassizismus zu beschämen, um dem gegenüber die Bedeutung des
Kaiser Josef-Monumentes, die angeblich bis auf den heutigen Tag übersehen wurde,
hervorzukehren, indem er den harten Tadel ausspricht: „Der Ruhm der Statue verblich
rasch in einer dem Klassizismus feindlichen Zeit; heute kennt selbst in Wien kaum jemand
den Namen ihres Schöpfers." Man wird nicht fehlgehen in der Annahme, daß in solchen
Dingen der Wiener nicht hinter dem Berliner zurücksteht, die große Masse wird dort auch
kaum anzugeben wissen, von wem die Denkmäler des Großen Kurfürsten oder Friedrichs
des Großen geschaffen wurden; der kleinen Auslese der Gebildeten aber, denen die Kunst
überhaupt nahegeht und auf die es allein ankommt, ist das Josefsmonurnent und sein
Schöpfer stets gegenwärtig gewesen. Zudem ist durch dieBestrebungen des Österreichischen
Museums und durch volksbildnerische Arbeit aller Art seit Jahr und Tag mit allem Nach-
drucke gerade auf die Monumente Wiens hingewiesen worden, so daß es jetzt wohl keinen
Lehrer und kein aufgewecktes Wiener Schulkind gibt, dem gerade das Denkmal des Volks-
kaisers unbekannt geblieben wäre. '
' Hermann Burg, Der Bildhauer Franz Anton Znuner und seine Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte des
Klassizismus in Österreich. Herausgegeben vom k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht. Mit m Tafeln und
7o Abbildungen im Texte. Wien rgi 5, Schroll ü Co.