Nr. 2
internationale Sammler-Zeitung.
Seite 25
Eine interessante Autographenauktion.
Das bekannte Antiquariat von Karl Ernst H e n r i c i in
Berlin, Kurfürstenstraße 148, versteigert am 25. dieses Mo
nates zwei interessante Autographensammlungen: Musiker-
Autographen und Goethe.
Die beiden kleinen Kollektionen zeichnen sich durch die
hervorragende Schönheit und die Kostbarkeit der angebotenen
Stücke aus. ln der Abteilung Musiker-Autographen ragen
eigenhändig geschriebene Werke von drei der Größten her
vor: Haendel, Mozart und Beethoven. Von Haen-
d e 1 finden wir die Partitur des Terzettes »Se tu non lasei
atnore« (29 Seiten), die bei der großen Seltenheit von Haendel-
Manuskripten gewiß heiß umstritten werden wird; von
Beethoven seine letzte vollständige Arbeit,
den ergreifenden dritten Satz des F-dur-Quartetts op. 135
(»Muß es sein?«), von Mozart das älteste Original, die
Arie »Conservati fedele« des neunjährigen Wunderknaben.
Ferner seien erwähnt eigenhändige Musikmanuskripte von
Josef Haydn, Chopin, Liszt, Briefe von Mozart,
Beethoven, Hans von B ii 1 o w, Liszt, Schumann
und Richard Wagner.
Die Bedeutung der Goethe-Sammlung liegt in
den Briefen seiner Zeitgenossen an ihn und über ihn. Auch
begegnet man im Katalog eigenhändigen Niederschriften
Goethes von Gedichten und anderen Manuskripten und
Briefen, darunter einen ungedruckten, geschrieben in der Vor
freude des großen Ereignisses der italienischen Reise.
Mit feinem Verständnis hat hier ein Sammler alles von
brieflichen Aeußerungen Nahe- und Fternstehende über Goethe
zusammengetragen, was zu erreichen war, nicht nebensäch
liche »Schnitzel«, sondern durchwegs wichtige Dokumente
zum Leben des Dichters, von der Frankfurter und der ersten
Weimarer Zeit bis zum Tode: Briefe von Anna A ra a 1 i a,
Karl August, Wieland, der Goech hausen an
Merck, von der Frau von Stein, Christiane V ulpius,
Ulrike von Levetzow, Herder, Schiller, La
Roche, Lavater, Wilhelm von Humboldt, Zelter
u. s. w. Alle, variieren sie das unerschöpfliche Thema »Goethe«
im freundlichen und feindlichen Sinne. Gewissermaßen als
Epilog zu dieser Reihe erscheint der ausführliche Bericht des
Leibarztes Karl Vogel über Goethes letzte Krankheit und
Jod. In der Schlußabteilung »Goethes Freunde« sind mehrere
interessante, unedierte Briefe Schillers bemerkenswert.
Es ist sehr zu bedauern, daß diese kostbare, einzigartige
Sammlung, nicht als Ganzes von einem Archiv oder einer
Bibliothek erworben wird, aber die Aufteilung hat auch ihr
Gutes, da dadurch viele ihre Sammlungen durch so wertvolle
Stücke bereichern können.
Chronik.
Bibliophilie.
(Die Bibliothek D r. B ro c k Ij. o f f.) Bei A.
Creutzer (vorm. M. Lempertz) in Aachen wird vom 16.
bis 18. und 20. bis 22. d. M. die Bibliothek des verstorbenen
Aachener Prälaten Dr. E. L. Brockhoff versteigert wer
den. Sie umfaßt Bücher aus allen Wissenschaftsgebieten,
hauptsächlich deutsche und allgemeine Geschichte (Rheinland
und Westfalen), Kulturgeschichte, Biographien, Memoiren,
Briefwechsel, Genealogie und Heraldik, Kartenwerke, Ge
schichte der Klöster, des Ordens- und Mönchwesens, Theo
logie, Kirchengeschichte, deutsche Literatur, Folklore, Philo
sophie, alte Drucke, Kunst und Kunstgeschichte, alte Manu
skripte, Urkunden u. s. w.
Bilder.
(Ein unbekanntes Mozartbildnis.) Ueber ein
Bildnis Mozarts und seiner W a 1 p u r g a, beide aus dem
Jahre 1777, machten die »Mitteilungen für die Mozartgemeinde
in Berlin« einige interessante Angaben. Die Bilder, Original
ölgemälde, Bruststücke in zweidrittel Lebensgröße, wurden
1880 in Mainz auf einem Speicher bei einem armen, alten
Manne aufgefunden, der über die Herkunft der Bilder keinerlei
Auskunft zu erteilen wußte. Er erklärte nur, daß die Bilder
Mozart und dessen Frau darstellten; er habe sie von seiner
Frau, einer geborenen Mannheimerin, geerbt und bei seiner
Uebersiedlung nach Mainz mitgebracht. Die arg beschädigten
und besudelten Bildnisse wurden zunächst gereinigt und ans
gebessert. Dabei wurde jedoch weder ein Name noch ein
Monogramm des Künstlers entdeckt. Doch kamen auf der
unteren Holzleiste an der Rückseite folgende Buchstaben zum
Vorschein: Auf dem Bilde Mozarts: W. A. M„ rechts an der
Ecke M. 1777. Auf dem Bilde der Mutter: A. M. M. und eben
falls rechts an der Ecke M. 1777. Die Inschriften besagen also:
Wolfgang Amade Mozart, und Anna Marie Mozart-Mannheim
1777. Die Zeitangabe stimmt mit Mozarts Lebensgeschichte
ganz genau iiberein; uni jene Zeit hielten sich nämlich der
einundzwanzigjährige Wolfgang und seine Mutter in Mann
heim auf. Damals wurden die Bildnisse gemalt, und zwar
höchstwahrscheinlich von Joh. Jos. Langenhöffel, der um jene
Zeit als Hofmaler in Mannheim lebte. Die Bilder zeigen, nach
den Reproduktionen in den »Mitteilungen« zu urteilen, eine
große Naturtreue. Mozart erscheint keineswegs idealisiert, aber
zart von Gestalt, »mit geistreichen, freundlichen Zügen und
etwas blasser Gesichtsfarbe, in der anmutigen Tracht seiner
Zeit«. Es zeigt eine große Aehnlichkeit mit dem früheren
Veroneser und dem späteren Mainzer von Tischbein gemalten
Bilde. Beide Porträts befinden sich jetzt im Besitze des Kieler
Arztes Dr. Ludwig König.
Exlibris.
(Eine Exlibris-Ausstellung in Wien.) Wie
wir erfahren, bereitet die Öesterreichische Exlibris-Gesell
schaft in Wien eine retrospektive Exlibris-Ausstellung vor. Sie
soll am 1. März in den Räumen des Oesterrcichischen Mu
seums für Kunst und Industrie eröffnet werden und bis 10. April
dauern. Fragebogen zur Anmeldung für diese Ausstellung sind
beim Obmann des Ausstellungskomitees, kais. Rat Ernst
K r a h 1, Wien, III. Am Heumarkt 9, zu haben.
Numismatik.
(König Viktor Emanuel als Münzen
sammler.) Aus Mailand wird uns geschrieben: Ein Mit-
ai beiter der »Perseveranza« weiß von einer Unterredung mit
einem römischen Gelehrten über die J’ätigkeit des Königs
Viktor Emanuel als Münzensammler Interessantes zu
berichten. Der König habe für das Monumentalwerk »Corpus
Nummorum Italicorum« nicht nur das gesamte Material ge
sammelt, sondern es selbst auch klassifiziert, abgeschätzt und
systematisch geordnet und so den numismatischen und ge
schichtlichen Studien einen neuen Ansporn gegeben. Der König