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solcher Schüsseln seien übrigens hier schon skizzirt. So z. B. die Beob-
achtung einer auffallenden Uebereinstimmung altorientalischer Bronze-
becken mit den mittelalterlichen. Man erinnere sich an die von Layard
gefundenen und publicirten Bronzeschüsseln, die gegenwärtig im briti-
schen Museum bewahrt werden '). Kaum ist es einem reinen Zufalle oder
der vielleicht gemeinsamen Bestimmung dieser Gefäße als Tafelgeräth
beizumessen, dass in einigen Fällen die Profilirung, in anderen der Stil
der gravirten Figuren eine unleugbare Verwandtschaft zeigen. Man beachte
z. B. die Vogelfiguren in den Zwickeln der Schefflefschen Schüssel und
die auf dem tellerartigen Gefäße, das bei Layard auf Tafel 62 abgebildet
ist. Auch sei daran erinnert, dass an eben dieser altorientalischen Schüssel,
wie auf anderen aus derselben Gruppe, als ringförmiges Ornament eine
einfache Bandverschlingung, eine einfache Schnur vorkommt, wie sie in
gleicher Weise auch auf der Pester Schüssel zu sehen ist und auf der
Schüssel von Pöddes beschrieben wird"). Vielleicht ist auch ein Umstand
zu beachten, der die Thiere im Rande der Schetflefschen Schüssel zu
Wien betrifft. Je zwei von diesen Thieren sind so angeordnet, dass sie
symmetrisch gegeneinander gekehrtsind. Vielleicht liegt hierin ein auf
langem Wege vermittelter altorientalischer Einfluß vor. Das Motiv der
symmetrisch gegeneinander gekehrten Thiere hat man ja zuerst an alt-
orientalischen Kunstgegenständen zu beachten. Die ältesten griechischen
Kunstperioden kennen es, nicht nur an Gegenständen der Kleinkunst,
sondern auch in monumentaler Form, wie am Löwenthore von Mykenae.
Die eigentliche classische Kunst ist diesem Motiv nicht günstig, dagegen
erhält es sich lange im Oriente selbst.
Einer Hypothese über den Weg, den etwa der Stil der zu Niniveh
gefundenen Schüsseln bis zu den gravirten Becken des 12. und 13. Jahr-
hunderts zurückgelegt hat, muss ich mich enthalten. Die Kreuzzüge
erklären in der Kunstgeschichte ihrer Zeit Vieles, aber nicht Alles. Der
langsame Weg altorientalischer Motive über Rorn, über Byzanz und noch
andere Kunstcentren muss gewiss ebenfalls beachtet werden. Zum min-
desten sei einstweilen angedeutet, dass gravirte Bronzeschüsseln und
Bronzebecken von der Proi-ilirung der mittelalterlichen Exemplare auch
dem classischen Alterthume nicht fremd waren.
Dr. Theodor F ri m m el.
') Vergl. v-A second series cf the mouuments of Ninivehu Plates 57 a: 68.
") NICh R6mer's Bcschreibung.