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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 11)

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Motiv der herablangenden Hand Gottvaters." Manche Änderungen können 
auf weitere (uns nicht erhaltene) Entwürfe Fischers zurückgehen; manches 
mag sich auch erst bei der Ausarbeitung des großen plastischen Modells 
ergeben haben, mag dieses nun von Känischbauer oder von einem andern 
Künstler herrühren. 
Das Nächstliegende scheint uns dabei doch zu sein, für den Entwurf an 
Lorenzo Matielli zu denken und die früher erwähnte Notiz über das Modell 
zu einem großen Altarkreuze hierauf zu beziehen." 
Daß der Bildhauer aber nur das Modell, und zwar in Anlehnung 
an Fischers Skizze geschaffen, die Durchführung in Metall jedoch wieder 
einem andern überlassen habe, ist an sich nicht verwunderlich; bei Matielli 
glauben wir sogar einen urkundlichen Beweis dafür zu besitzen, daß er 
sich mit Metallarbeiten nicht beschäftigte. In den früher erwähnten „Hoff- 
Protocollen" (Jahrgang 1713-1717, Blatt 135 verso) Findet sich unter dem 
9. März 17:4 ein im allgemeinen schon bekanntes Gesuch des Künstlers um 
Bestätigung der „Hoffreiheit" und Verleihung des Hofbildhauertitelsfw" Aus 
der amtlichen Einbegleitung dieses Gesuches erfahren wir nun, daß der „kais. 
Ingenieur-Architeckt" Ferdinando Bibiena und der „I-Ioff- und Kammer 
Bildhauer" Conrad Rudolph um ein Gutachten angegangen worden waren 
und daß beide „dem Supplicanten dieses Riihmliche Zeugnis einstimmig 
beylegen, das [sie] selbigen in der Bildhauerkunst, so wohlin stein- als 
Holz vor so Capubl erkheäeri, daß Bey vorfallend[er] dergleichen Hojf- 
arbeith, welche sie allein nit bestreit-en könten, seiner zur nöthiger Beyhilf, 
vor andern sich Bedienen würden, . . . " 
Matielli erhält den Hofbildhauertitel tatsächlich am 7. April 1714. Was 
uns hier aberbesonders bemerkenswert erscheint, ist der Hinweis auf Matiellis 
Geschicklichkeit in Stein- und Holzarbeiten, während von Metallarbeiten 
nicht die Rede ist; wir dürfen also wohl annehmen, daß diese nicht sein 
Fach waren. 
Schlager („G. R. Donner", Seite 86, Anmerkung) hebt hervor, daß unter 
den Gründen, warum man beim Brunnen auf dem Neuen Markte zu Wien 
Raphael Donners Entwürfen den Vorzug vor denen Matiellis gegeben habe, 
einer auch der war, daß Matiellis Figuren aus Stein gedacht waren, 
Donners Gestalten aber aus Metall, und daß Metall nach des Magistrates 
4' Anders angeordnet sind später auch die Filße Christi, die ursprünglich durch einen, später durch 
zwei Nägel festgehalten werden. Diese Neuerung ermöglichte auch eine größere Ruhe der Anordnung. 
"W Über die Lebensdaten und Werke Matiellis siehe Albert llg „Die Fischer von Erlach", Seite 778 f., 
sowie Erich Haenel "Lorenzo Matielli, der Bildhauer Chiaveris", Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. XL, 
Seite x06 H. und Seite 121 ff. - Wir wollen hier nur eine bisher anscheinend übersehene Nachricht anfügen. lm 
Jahre 172a („Hoß-Protocolle" 1718- x7u, Blatt 2x4) reicht Franz Bienner um die Verleihung des Hofhildhauer- 
titels ein. In der amtlichen Einbegleitung werden keine Bedenken erhoben, weil dadurch keine Belastung des 
Ärars entstehe und der Kays. Bildhauer Lorenzo Mathielli nach Italien weggezogen sei. i Im Jahre x72: (Ilg, 
a. a. 0., Seite 77g) wird Matielli allerdings wieder in Wien genannt. 
"" „Lorenzo Matielli Bildhauer Bitte! allerunterthänigt umb die ullergnädigste Confirmatiort deß 
gzhbst [gehorsambst] Beiligenden, von lhro Mayt. der Verwittibten Kayserin als damahliger Regentin erlangten 
Provisional Decrets der würkl. Hof-Freyheit, und annebens vmb den Blossen Titl Ew. Kayl. Mtt. Hofbildt- 
Hauers . . . "
	        
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