MAK

Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 12)

 
KAMIN UND OFENGESTALTUNG fl- VON 
HARTWIG FISCHEL-WIENFIP 
IE Versorgung der Räume mit Wärme hat in der 
künstlerischen Ausgestaltung des Hauses stets 
eine wichtige Rolle gespielt. 
In seiner primitivsten Form, im einräumigen 
Haus, ist die Feuerstelle der Mittelpunkt des häus- 
lichen Lebens gewesen. Der Herd, der im uralten 
Rauchhaus zugleich Licht und Wärme spendete 
und der Herstellung der Nahrung diente, wurde das 
Symbol der Häuslichkeit auch im Sprachgebrauch. 
Ursprünglich freistehend, in der Raummitte, wird 
er mit zunehmender Durchbildung an die Wand- 
mitte gerückt. Im Bauernhaus bleibt ihm noch heute die wichtige Rolle 
gesichert, die er von alters her spielte. Am schönsten zeigt dies das nieder- 
sächsische Haus mit der geräumigen Diele, deren vornehmsten Platz der 
Herd einnimmt, mit seinem mächtigen Rauchmantel und dem oft reich 
verzierten Eisenwerk und dem Feuergerät. Vor ihm stehend, vermag die 
Hausfrau den ganzen Betrieb des Hauses zu überschauen, der an ihm 
vorbeiführen muß. In Verbindung mit ihm steht der geschlossene Backofen, 
der vielleicht auch die Urform der Zimmerheizung darstellt. 
Von großem Reiz ist die Anordnung des Herdaufbaues im südlichen 
Bauernhaus, das eine Ofenanordnung zumeist gar nicht kennt. So ist im 
Adriagebiet ein halbkreisförmiger Ausbau der Küche üblich, eine wirkliche 
Apsis (Rotonda), die sich in einem mächtigen Kegel nach oben verjüngt 
und im Rauchfang über Dach mündet. 
Im Innern ist hier der ganze Nischenraum der offenen Feuerstelle mit 
ihrem Gerät gewidmet; dem Kessel, der in der Mitte an der verzierten Kessel- 
schwinge oder am Haken herabhängt, und dem Feuer, das zwischen großen 
Feuerböcken auf einer erhabenen Plattform bereitet wird. Hier stehen die 
Dreifüße und Roste für Schüsseln, Teller und Töpfe. Hier steht auch an die 
Wand gerückt eine Bank, die einen warmen Aufenthalt sichert. 
Nach außen gibt dieses Motiv dem Hause einen besonderen Reiz. 
Da auch der Rauchschlot im Süden mit Liebe und Geschicklichkeit aus- 
geschmückt wird, ist die Herdnische mit ihrer Endigung der größte äußere 
und innere Schmuck des steinernen Häuschens, sein Charakteristikum. 
In den Nord- und Ostseeländern gehört die Herdform einem besonderen 
Typus an. Das Fischer- und Schifferhaus zeigt heute noch den Herdraum 
zugleich als Wohnraum ausgebildet. Die Feuerstelle mit dem großen Rauch- 
mantel bildet den I-Iauptschmuck und ist gar oft mit schönen Kacheln 
ausgekleidet. Den Abschluß des Rauchmantels nach unten bildet ein Saum- 
brett, auf dem blankes Metallgeschirr, Leuchter und Pfannen stehen, durch 
Form und Glanz eine besondere Raumzier bildend. Umlaufende Regale, oft 
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