Prisma mit Karten verwendete Falcon schon im Jahre 1728;"' doch war die
ganze Vorrichtung noch nicht recht gebrauchsfÀhig. Vaucanson nahm statt
des Prismas eine umfangreiche Mustertrommel, gab seine Versuche aber
wieder auf, wie man sagt, hauptsÀchlich infolge des bedrohlichen Wider-
standes der Weber und Fabrikanten." Schon zeitgenössische Quellen, wie
die âAnna1es des Arts et Manufactures" von 1808m" sehen ÃŒbrigens in der
Jacquardschen Erfindung eine Weiterbildung, allerdings eine durchaus ge-
niale, der Vaucansonschen Maschine. Jacquard griff aber wieder auf die Àltere
Falconsche Prismenidee zurÃŒck, vielleicht ohne diese Vorstufe zu kennen.
FÃŒr ein technisches Museum scheint es uns, nebenbei bemerkt, aber
nicht unwichtig, hier wieder einmal zu erkennen, wie sich eine Àltere, selbst
von einem bedeutenden Erfinder (wie Vaucanson) aufgegebene Idee spÀter
als die glÃŒcklichere erwiesen hat.
Die eigentlich sogenannte Jacquardmaschine kam wahrscheinlich im
Jahre 1805 zustande, nachdem ihr Erfinder bereits in den Jahren 179g und
1801 eine Latzenzugmaschine geschaffen hatte, die aber keine gröÃere
Verbreitung erlangteri-
Schon im Jahre 1843 war, beilÀufig bemerkt, im Niederösterreichischen
Gewerbevereine von auÃen her die Frage angeregt worden, obJacquard vor
der AusfÃŒhrung seiner Erfindung nicht in Wien gewesen und durch die hier
bereits bestehenden Maschinen angeregt worden wÀrerf-l- Das damalige
Wiener Gutachten, das, um Kohls Worte zu gebrauchen, auÃerordentlich
hochherzig abgefaÃt war, fand zwar keinen Beweis fÃŒr einen Wiener Auf-
enthalt Jacquards, stellte jedoch fest, daà es in Wien bereits vor seiner
Erfindung âI-Iebemaschinen fÃŒr Musterweberei" gab, und zwar die Trommel-
maschine seit dem Jahre 1790, die StoÃ- oder Hochsprungmaschine seit
1799 und die Leinwandmaschine seit xÃroslrf-l- Das Wiener Gutachten fÀhrt
fort, möge Jacquard aber auch, wie es sich sogar voraussetzen lasse, mit
allen diesen Vorrichtungen bekannt gewesen sein, so könne seine Erfindung
doch durchaus nicht als eine Nachahmung betrachtet werden, da der Ãber-
gang, den Jacquard vom Bekannten zum Unbekannten gemacht habe, so
groÃartig und von solcher Vollendung sei, daà alles Vorangegangene nur als
ein toter Embryo erscheine
Kohl nimmt dagegen an, daà Jacquard die Wiener StoÃ- und Hoch-
sprungmaschine vom Jahre 179g nicht gekannt habe, wohl aber sicher die
Vaucansonsche Erfindung. Wir wollen Jacquards Verdienst auch nicht im
geringsten herabsetzen. Dieser ebenso edle als geniale Mann gehört zu den
" Friedrich Kohl "Geschichte der Jacquard-Maschine". Berlin, x873, Seite 7.
H Andere Versuche machten Panson (1775) und de Verrier (1798). Auf die alte Stifl- und Trommel-
maschine ist man Ìbrigens auch spÀter, nachjacqunrds Kartenmaschine, wieder zurÌckgekommen, so Pauli und
Bourgeois (1883), Fontaine Moreau (1849), in anderer An Praxel (1854).
i" Kohl, n. a. 0., Seite 4 ff.
1' Vgl. Kohl, Seite 7.
"H- Kohl, n. a. 0., Seite 3.
i-T-f Abbildungen bei Kohl, a. a. 0., Tafel H, Beschreibung Seite 24 ff. Die Stah- und Hochsprung-
masehine isr eine Erfindung des Wiener Mechanikers Waldhör, von dem wir noch sprechen werden. Bujatti (a.
a. 0., Seite x03) schreibt: Waldherr.