fÃŒhren kann. Es spricht aus ihm die strenge Sachlichkeit des Handwerkers,
aber wir empfinden nichts von der IntensitÀt des GefÌhls, das uns doch als
eine I-Iaupteigenschaft mittelalterlichen Geistes erscheint. Anders verhÀlt es
sich mit der zweiten und dritten Gruppe. Bei der zweiten Gruppe ist der
Ausdruck des Ornaments feierlich wie die gotische Architektur, in seiner
einfachen Form (Abb. 3) von innerlicher Schlichtheit oder (Abb. 6) voll
verhaltener Glut, in der reicheren (Abb. 4 und 5) sehnsuchtsvoll bewegt, bis
ins InbrÃŒnstige gehend. Das Ornament der dritten Gruppe, zumal bei der
Flensburger Truhe (Abb. 8), ist ganz mit leidenschaftlichem Ausdruck erfÃŒllt,
innerlich durchwÌhlt (bezeichnend, daà die FialenblÀtter nicht aufwÀrts
streben, sondern in sich zurÃŒckiiuten), man empfindet hinter dieser gewaltig
formenden Kraft eine seelische Erregung von höchster IntensitÀt, sodaà hier
fast die Grenze erreicht wird, an der das Kunstgewerbe in die von den
Fesseln des Technisch-Praktischen befreite reine Kunst ÃŒbergeht. Bei andern
Werken der dritten Gruppe (Abb. II und I3) und besonders bei der vierten
Gruppe herrscht ein heiterer, prÀchtiger Ton, der sogar zu einer fÌr jene
Zeit auffallenden, ruhigen Harmonie abklingt.
Wollen wir mit allem Vorbehalt die Beziehung zu der sozialen
Gliederung jener Zeit suchen, so wÃŒrde obwohl die meisten dieser Truhen
wohl kirchlichen Zwecken gedient haben die erste Gruppe dem gebun-
denen Denken des Bauerntums entsprechen, die zweite das kirchlich-religiöse
FÃŒhlen jener Zeit zum Ausdruck bringen, die dritte und vierte Gruppe aber
bezeichnend sein fÃŒr die Kreise der Vomehmen und besonders des aufstei-
genden BÃŒrgertums, in denen jene fÃŒr das Mittelalter so charakteristische
Mischung von Mystik und Weltfreudigkeit lebte, in denen aber auch im
Norden noch der phantastische Sinn und die leidenschaftliche Bewegtheit
altgermanischen I-Ieldenwesens nachklang.
KLEINE NACHRICHTEN 50-
KUNSTAUSSTELLUNG DES INVALIDENFONDS IN WIEN. Es gehört
zu den erhebenden EindrÃŒcken der ernsten Kriegszeit, zu sehen, wie opferfreudig
und gabenfroh die Bevölkerung Ãsterreichs den Einladungen des KriegsfÃŒrsorgeamtes
gefolgt ist. Ein ganz spezielles und sehr interessantes Gebiet des Studiums bieten hier die
Sammlungen von jenen Objekten, welche Kunstwert besitzen, die eben sorgfÀltig geordnet
und gesichtet werden und teilweise auch schon ausstellungsfÀhig gemacht sind. WÀhrend
die kunstgewerhlichen Gaben noch nicht so weit geprÃŒft und katalogisiert sind, daB
eine ganz abgeschlossene Aufstellungsweise möglich war, sind die Bilder und graphischen
Werke bereits so gehÀngt und angeordnet, daà ihre Zusammenstellung den Eindruck einer
kleinen Kunstausstellung macht.
Die verschiedenen Stockwerke eines groÃen Modehauses im III. Bezirk, welche dem
KriegsfÃŒrsorgeamt zur VerfÃŒgung gestellt wurden, bergen nun die Resultate rÃŒhriger
SammlertÀtigkeit, welche der Chef des KriegsfÌrsorgeamtes Feldmarschalleutnant Löbl in
Szene zu setzen verstand.
Trotz der Ungunst der Zeit hat sich eine sehr stattliche Anzahl von Werken ein-
gefunden. Man braucht nur eine Mater dolorosa von J. V. KrÀmer oder das Schönbrunner