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gefühls gezogen wurde. Die Vorbilder waren so gut und die Technik konnte
so wenig verdorben werden, daß auch die üppigsten Nachahmungen hier
immer noch etwas Enrägliches, ja kunstgewerblich Wertvolles haben,
verglichen mit andern Gebieten _ vor allem der Baukunst selbst.
An dem Wiedererwachen der angewandten Kunst um 1900 hat das
Gitter konsequenterweise lebhaft teilgenommen. Aber es schritt nicht mehr
voran; die Baukunst übernahm energisch die Führung, und ihr paßte sich
das Gitter gehorsam an. Es ist ein neuer Abschnitt von unerwarteter Per-
spektive, der sich hier öffnet; und da wir hier, mitten in dem ungeheuren
Krieg, einen Brennpunkt schwerwiegender Streitfragen" auftauchen sehen,
so ziemt es uns, vor Aufrollung zukunftsschwerer Probleme, die Entwicklung
zu beschließen.
TRUHEN UND TRUHENBILDER DER ITALIE-
NISCHEN FRUHRENAISSANCE da} 50' VON PAUL
KRISTELLER S0
IE Truhe ist ohne Zweifel eines der ältesten Möbel-
stücke, die Urform des beweglichen - nicht in der
Wand oder im Fußboden ausgesparten - Auf-
bewahrungsbehältnisses. Aus ihr entwickelt sich
der Reisekoffer wie der freistehende, erst nach und
nach in die Höhe wachsende Schrank. Die Truhe
diente als Kleider- und Wäschespinde, als Auf-
bewahrungsort für alle Arten von Dingen für den
persönlichen Gebrauch, für Decken und Teppiche,
Silbergerät und andere Kostbarkeiten, für Bücher
und Dokumente und anderes mehr, sie diente als
Transportmittel für den Umzug und die Reise, sogar manchmal als Sarg.
Daneben machte sie sich auch als bequeme Sitzgelegenheit nützlich.
Die große Rolle, die die Truhe, der cassone oder forziere, in der Kunst-
geschichte Italiens gespielt hat, verdankt sie wohl in erster Linie ihrer über-
aus häuligen Verwendung als Brauttruhe, die den größten Teil der Mitgift
an Gegenständen des Gebrauches und Schmuckes für den Leib in sich
bergen und zugleich selber ein schmuckreiches, bedeutungsvolles Stück
der Ausstattung für den neuen Hausstand sein sollte, das seinen Platz im
ehelichen Schlafgemach zu finden und zu behalten bestimmt war. Erst durch
solche besondere Beziehungen konnte das einzelne Stück einen indivi-
duellen Charakter gewinnen.
"' Vergleiche insbesondere Heft x, 4, 6 des laufenden (26.) jahrganges des „Kunstgewerbeblanesß über
die Gefahr des autogenen Schweißens für die Schmiedetechnik.
i" Paul Schubring, Cassoni. Truhen und Truhenbilder der italienischen Frührenaissance. Ein Beitrag
zur Profanmalerei im Quarrrocenro. Textband mit 46 Abb. auf 15 Tafeln. Tafelband 54': Abb. auf x86 Tafeln
Leipzig rgr5. Verlag von Karl W. Hiersemann.
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