Geschnitzte und vergoldete Truhe mit zwei von Bartolomrneo Montagna gemalten Rundbildem, Duilius und
Tuccia (Mailand, Museo Poldi-Pezzoli)
nern der Renaissance fast etwas von dem Ansehen der biblischen Welt
genoß. Die wirren Kämpfe des Mittelalters scheinen dagegen in der Erinne-
rung des Quattrocento verblaßt zu sein; fast kein Vorgang, selbst nicht die
durch Dante lebendig erhaltenen aus jener Epoche, wird dargestellt. Erst die
Zeitgeschichte gibt wieder Anregungen. Ruhmestaten wie die Eroberung
Pisas (1406), die Schlacht von Anghiari (1440), lokale Erinnerungen (für
Siena) wie die Krönung Kaiser Friedrichs III. und seine Brautfahrt, Turniere,
Umzüge und Schaustellungen, immer bestimmte Ereignisse der Zeit, werden
mit besonderem Behagen und breiter Ausführlichkeit geschildert, ebenso
wie die verhältnismäßig nicht zahlreichen Szenen aus der Novellenliteratur.
Mit den beliebten Trionii nach Petrarca betreten wir schon das Gebiet
der Allegorie, die sich hier ebenso wie in anderen ihnen nachgebildeten
Triumphzügen noch mit historischen Erinnerungen verbindet. Ähnliche
Gedanken wie die Trionli verfolgen die Zusammenstellungen von Gruppen
berühmter Gestalten aus Sage und Geschichte, von Heldenreihen, die
bestimmte Kräfte und Eigenschaften repräsentieren sollten. Als eigentliche
Allegorien finden wir die Tugenden und Laster, die Artes liberales, Trivium
und Quadrivium, die Jahreszeiten und anderes mehr. Bibel und Heiligen-
legende müssen in dieser Aufzählung ausnahmsweise an letzter Stelle stehen,
weil sie als solche hier das geringste Interesse bieten, und die Stoffe dieser
Art stets weniger als solche, sondern mit der Nebenabsicht einer allego-
rischen Anspielung gewählt zu sein scheinen, zum Beispiel Esther, Judith,
die Königin von Saba, Bathseba (als Beispiele für die Macht der Frau),
Tobias (Reise und Gewinnung der Gattin) und so weiter.
Der Kunstfreund der italienischen Renaissance konnte sich seiner
eigenen Kunst erfreuen, das heißt einer ihm nicht von aktualitätsgierigen
Literaten aufgeschwatzten, sondern einer Kunst, die wie ein starker Baum
langsam auf heimischem Boden erwachsen war, die auch für den gegen-