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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 3 und 4)

stets im Vordergrund der Vereinigung standen, wie sonst vertreten, darum weicht auch 
das Gesamtbild wenig vom früheren ab. Allerdings hat auch hier hinein der Krieg seine 
Schatten fallen lassen und es mag der Veranstaltung sicher als Vorzug angerechnet werden, 
daß die tieferen seelischen Beziehungen zum Menschenschicksal, zum Völkerdrama viel- 
fältiger betont sind wie das aktuelle und selbst zufällig beobachtete Einzelerlebnis des 
Krieges. Es ist in vorhandener Graphik und Plastik und auch in größeren symbolischen 
Werken die Stellungnahme zu den Weltereignissen ausgedrückt, die allen nahegehen muß. 
Daneben lebt die unbekümmerte Vertiefung in die Natur, mit einer kräftigen Neigung 
zu unmittelbarem Ausdruck, wie sie aus aufrichtigem Streben zu künstlerischem Anschluß 
an die internationale Bewegung hervorgeht. Hier wird weniger die Rücksicht auf die 
Forderungen des Publikums als die nicht immer kraftvolle Begabung ein I-lemmnis bleiben. 
Einzelnes erhebt sich zur Selbständigkeit und Freiheit, die ganz ihr Ziel erreicht. 
Besonders gilt dies von Leistungen auf dem engsten Gebiet weiblicher Betätigung, dem 
Kunstgewerblichemund von derKleinplastik, die hier mit anerkennenswerterWertschätzung 
des Geleisteten eingereiht sind. 
Aber auch die Landschaften zeigen manchmal eine breitere und freiere Behandlung, 
der nur öfter das feste Rückgrat der vollen Beherrschung fehlt. Erfreulich ist die ernstere 
Darstellung heimischer Bauten, die sich nicht in die gefallsame und kleinliche Detailarbeit 
verliert. I 
So reiht sich diese Vorführung als dritte auch in dem Sinne an, daß das gegenständliche 
Darstellen wohl das rein malerische Können überwiegt, trotz ehrlicher und ernsterer 
Bestrebungen, dem inneren Erlebnis mehr Einfluß zu gönnen wie der erzählenden Wieder- 
gabe. Auch hier begleitet ein praktischer, materieller Erfolg die Darbietung. 
ALERIE ARNOT. Eine kleine Ausstellung vereinigt Arbeiten Jungnickels und 
Muhrmanns, zweier Künstler, die eigene Wege suchen und dabei gänzlich getrennte 
Ziele verfolgen. Der einarmige Bildhauer Muhrmann ist zugleich auch Graphiker und sucht 
den Ausdruck seelischer Vorgänge, sucht vereinfachte Form. Seine Plastik strebt nach 
Intensität, seine Graphik nach Unmittelbarkeit des Ausdrucks. 
Anders ist Jungnickels Graphik, weniger als Mittel zum Zweck, mehr wie Selbstzweck 
geartet; ihm ist der umgrenzte Raum seine Welt, die er mit den Gestalten seiner Phantasie 
erfüllt; er liebt den farbigen Holzschnitt, wie ihn die Japaner mit ihren dekorativen 
Einfällen ausgebildet haben; er liebt es, die bunte Formenwelt in die Fläche zu bannen, 
aus der Pilanzen- und Tierwelt omamentale Wirkungen zu holen; diesen stilisierten Arbeiten 
sind feine Naturstudien angereiht, die jüngeren Datums sind. ]ungnickel steht dem Kunst- 
gewerbe näher als der Malerei in seiner Graphik. Jungnickel hat seine Begabung schon 
direkt an die Lösung kunstgewerblicher Aufgaben gewendet, die den Wienern aus den 
Schaustellungen des Österreichischen Museums vorteilhaft bekannt sind; darum wirkt 
seine graphische Arbeit um so vertrauter und ihre Vorführung bildet eine wertvolle Gelegen- 
heit, das Bild zu vervollständigen, das wir uns von seinem Können machen konnten. 
KLEINE NACHRICHTEN Sie 
ERLINER CHRONIK. DAS WERK EDVARD MUNCHS. In einer 
Geschichte der modernen Kunstbewegung wäre dem Aufschwung der Original- 
graphik ein integrierendes Moment zuzuweisen. Zu einer wahren Flut ist diese Gattung heute 
bereits angeschwollen und jedes junge Malertalent präsentiert auch zugleich seine signierte 
Radierung oder Holzschnitt in der Ausstellung und auf der - Auktion. Meist jedoch war der 
Graphik in den Kunstsalons nur ein kleines Hinterzimmer kärglich angewiesen, nur in den 
Schwarz-Weiß-Ausstellungen der Sezession trat sie repräsentativer auf. Jetzt hat der 
rührige Graphikverlag J. B. Neumann seine kleine Ladenschau in drei große schöne Räume
	        
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